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Inventar-Nr: 09686
Objekt: Medaille


Verdienstmedaille der Kampfgruppen der Arbeiterklasse in Silber

Die Militarisierung der Gesellschaft in der DDR setzte sich auch in den Betrieben und Verwaltungen fort. Dort stellte man die Kampfgruppen der Arbeiterklasse ("Arbeiterwehren") auf, eine zusätzliche bewaffnete Formation, die in den Anfangsjahren ihres Bestehens die volkseigenen Betriebe schützte und später im Kriegsfall zur "Heimatverteidigung" oder im Falle eines Bürgerkrieges gegen Aufständische eingesetzt werden sollte. Speziell für diese Formation wurden diverse Auszeichnungen, wie z.B. die höchste Auszeichnung, die Verdienstmedaille der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, vorliegend in Silber, gestiftet. Avers zeigt die versilberte Medaille, hier in der Ausführung ab 1988 bis 1989, in der Mitte das Brandenburger Tor und davor einen Angehörigen der Kampfgruppen und einen Angehörigen der NVA (Soldat) sowie zwei Fahnen. Umgeben ist die Abbildung von der am Außenrand von zwei Lorbeerzweigen unterbrochenen Umschrift "FÜR HERVORAGENDE KAMPF- UND EINSATZBEREITSCHAFT". Revers besitzt die Medaille einen glatten Rand mit Randstäbchen und zeigt in der Mitte, umschlossen von einem Perlring, Hammer, Zirkel und zwei Ähren. Außen umgeben vier Lorbeerzweige den Ring. Die Medaille besitzt eine Öse, an der eine pentagonale Bandspange befestigt ist, die mit dreifarbigen 23 mm breitem Band bezogen ist. Das rote Band besitzt einen 6 mm breiten schwarz-rot-gelben Mittel- und silberfarbene Seitenstreifen. Zur Medaille gehört eine mit dem gleichen Band bezogene Interimsspange.

Die Verdienstmedaille der Kampfgruppen der Arbeiterklasse wurde am 25. September 1961 in einer Stufe gestiftet und 1978 auf drei Stufen erweitert. Seitdem wird sie in den Stufen Gold, Silber und Bronze verliehen. Sie diente "der Würdigung treuer Pflichterfüllung und der Anerkennung vorbildlicher Leistungen in den Reihen der Kampfgruppen". Den Ausgezeichneten übergab man die Medaille zusammen mit einer Urkunde und einer finanzielle Zuwendung (Prämie). Verliehen wurde sie an Einzelpersonen und seit 1973 auch an Kollektive und Einheiten durch den Minister des Innern und Chef der Deutschen Volkspolizei am 1. Mai und am 7. Oktober, dem Jahrestag der Gründung der DDR (vgl. alle Verdienstmedaillen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, die Verdienstmedaille der Nationalen Volksarmee und die geplante aber niemals verliehene Verdienstmedaille des Ministeriums für Staatssicherheit).

Den wohl bedeutendsten Einsatz in Ihrer Geschichte hatten die Kampfgruppen bei den Absperrmaßnahmen in Berlin in der Zeit vom 13. bis 23. August 1961, als deren Angehörige demonstrativ in den ersten Reihen stehend, die Sektorengrenze sicherten. Diese von der Führung der SED initiierte politisch-propagandistische Aktion sollte zeigen, das die Kampfgruppen-Angehörigen als "Kollegen und Nachbarn" anscheinend im Interesse des Allgemeinwohls die "sozialistischen Errungenschaften" und den Frieden gegen den imperialistischen Klassenfeind schützten. Sowohl bei den Sicherungsmaßnahmen beim Bau der Berliner Mauer, wie auch später an der Staatsgrenze West zur Bundesrepublik Deutschland arbeiteten die Verbände der Kampfgruppen eng mit der Grenzpolizei und den anderen bewaffneten Einheiten zusammen (vgl. alle Objekte zu den Kampfgruppen der Arbeiterklasse und zur DDR-Grenze).

Der vorgesehene und unmissverständlich angekündigte bewaffnete Einsatz der Kampfgruppen im Herbst 1989 fand hingegen nicht statt. Nur vereinzelt und meist in Zivil gingen Kampfgruppenangehörige gegen Demonstranten vor. Auch am 9. Oktober 1989 blieb der befürchtete Einsatzbefehl für die bewaffneten Kräfte aus. Die Staatsmacht musste angesichts der unerwarteten und friedlich demonstrierenden Menschenmenge kapitulieren. Wie die Hauptabteilung VII/7 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zuständig für die Überwachung der Kampfgruppen vermerkte, kam es in den ersten Oktobertagen auch vermehrt zu Austritten aus den Kampfgruppen sowie zu Einsatzverweigerungen. Viele der Kampfgruppenangehörigen wollten nicht gewaltsam gegen Freunde und Kollegen vorgehen.


Sammlung: Orden, Abzeichen
Datierung: 1988-1989
Hersteller: unbekannt
Maße: Schachtel: Höhe: 2 cm; Tiefe: 12,2 cm; Breite: 6,3 cm;
Interimsspange: Höhe: 13 mm; Breite: 24 mm;
Bandspange: Breite: 50 mm; Höhe: 35 mm;
Medaille: Durchmesser: 32 mm
Material: Polster: Schaumstoff,
Schachtel: Kunststoff,
Spange: Metall,
Band: Stoff,
Medaille: Buntmetall
Farbe: Polster: weiß,
Deckel: transparent,
Schachtel: schwarz,
Band: silber, gelb, rot, schwarz,
Medaille: silber
Verwendung: Auszeichnung










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