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Inventar-Nr: 09723
Objekt: Transparent


Transparent "mdr. HEIMATSENDER für DDR-Altlasten?!" des Bürgerkomitee Leipzig e.V.

Das weiße Stofftransparent mit der dreifarbigen dreizeiligen Aufschrift " mdr HEIMATSENDER für DDR-Altlasten?!" fertigte das Bürgerkomitee Leipzig e.V. an, um damit am 20. Januar 2003 öffentlich gegen den Einsatz des PDS-Politikers Gregor Gysi als Moderator in der vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) produzierten Talksendung "Gysi und Späth" zu protestieren. Neben dem Bürgerkomitee beteiligten sich an der Aktion vor der DB-Lounge im Leipziger Hauptbahnhof, in der die MDR-Talkshow an diesem Abend erstmals stattfand, weitere Bürgerrechtler aus mehreren Bundesländern. Der Protest richtete sich aber nicht allein gegen den umstrittenen PDS-Politiker. Das Bürgerkomitee kritisierte auch die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die kaum nach der "eher schlecht als recht" abgeschlossenen Überprüfung seiner Mitarbeiter auf eine frühere Tätigkeit beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS), sich nun ehemalige SED-Größen ins Programm holte und Gysi eine Plattform bot um als "Repräsentant der Ostdeutschen" Meinungsmache zu betreiben (vgl. dazu auch die Stasi-Debatte beim MDR). Das Bürgerkomitee setzte sich mit der Aktion eindringlich dafür ein, das die Stützen des einstigen diktatorischen SED-Regimes in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auch künftig in der demokratischen Gesellschaft keine Stimme mehr haben - auch der Quoten halber nicht (siehe auch ein weiteres Protesttransparent).

Bereits im Vorfeld der geplanten MDR-Sendereihe gab es zahlreiche Proteste gegen die Entscheidung neben Lothar Späth Gregor Gysi mit der Moderation der Sendung zu betrauen, vor allem da sie speziell ostdeutsche Themen behandeln sollte. Gysi als "Stimme des Ostens" war daher nicht tragbar, war er doch nachweislich in das Machtsystem der DDR verstrickt und somit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur nicht in der Lage. Das Bürgerkomitee Leipzig warf dem MDR im Zusammenhang mit der geplanten Sendung auch eine Täuschung der Öffentlichkeit vor, da die Überprüfung des Senders auf mögliche Stasi-Kontakte Gysis unzulänglich gewesen sei. Wie sich herausstellte, hatte der MDR nicht wie bisher übliche Praxis, Gysi aufgefordert bei der "Birthler-Behörde", der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), Einsicht in alle ihn betreffenden Unterlagen zu beantragen und diese dann dem MDR vorzulegen. Ein solcher Antrag des PDS-Politikers bei der BStU wurde nie gestellt. Stattdessen vertraute man auf die Unterlagen, welche Gregor Gysi dem MDR zur Verfügung gestellt hatte, deren Aktualität und Vollständigkeit aber nicht ausreichend geprüft wurden. Mit Gysi landete wissentlich eine Person beim MDR, deren Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit bereits 1998 als erwiesen festgestellt wurde (Bundestags-Drucksache 13/10893). Der Sender ignorierte aber alle Proteste und gab Gysi, der nach 1989 maßgeblich darauf hinwirkte, dass sich die SED nicht auflöste und unter neuem Namen weiterarbeiten konnte, mit der Sendung ein breites öffentliches Forum.


Sammlung: Transparente
Datierung: 20.01.2003
Hersteller: Bürgerkomitee Leipzig
Maße: Länge: 94 cm; Breite: 151 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Aufschrift: gelb, rot, schwarz,
Tuch: weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen








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