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Inventar-Nr: 11819
Objekt: Shirt


T-Shirt "Born in GDR"

Bei diesem schwarzen T-Shirt handelt es sich um ein Produkt, das im Zuge der so genannten "Ostalgie-Welle" hergestellt wurde. Neben dem dreifarbigen Schriftzug "BORN IN GDR" ist das ebenfalls dreifarbige Emblem der Deutschen Volkspolizei (DVP) auf das Shirt gedruckt. Die Aufschrift beruht auf einem Lied der Band Sandow aus Cottbus, die in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zum Kreis der nicht etablierten Künstler gehörte, aber aufgrund ihrer Andersartigkeit in der jugendlichen Subkultur sehr bekannt waren. "Born in the GDR" stellte eine Replik auf Bruce Springsteens "Born in the USA" dar. Der US-Rocksänger spielte am 19. Juli 1988 ein Konzert in Berlin-Weißensee. Bei besagtem Konzert sangen über 160.000 Fans den Refrain "Born in the USA" mit. Sandow nahm dieses surreale Bild zum Anlass, um gegen die Politik der SED und ihrer Jugendorganisation FDJ zu protestieren. Die Textzeilen in dem Lied: "Wir bauen auf und tapezier´n nicht mit ... Wir können bis an unsre Grenzen gehn, hast du schon mal drüber hinweg geseh´n? ... Born in the GDR ..." drücken ganz eindeutig die Ambivalenz der Zeit aus. Einerseits wird der Stolz auf die eigene Biografie deutlich, andererseits lassen sich klar die Zweifel am politischen System erkennen. Unklar ist, wie das Lied in den letzten Monaten der DDR als staatliche Lobpreisung verklärt werden konnte. Umso undeutlicher wird die eigentliche Botschaft des Titels im Zusammenspiel mit dem VP-Emblem auf dem Shirt. Es ist zu vermuten, dass dem Hersteller die hintersinnige Botschaft des Titels verborgen blieb oder er sie schlicht aus kommerziellen Gründen "umdeutete". Die Verwendung des Emblems wirkt dabei noch befremdlicher, gehörte die Volkspolizei doch zu den Stützen des SED-Regimes im Überwachungsstaat DDR. Der indifferente Gebrauch des Emblems leistet daher der Verklärung der DDR Vorschub und blendet die Gefahren der Diktatur aus.

Der Trend zur Verklärung der DDR hat seit den 1990er Jahren inzwischen fast alle Bereiche des Alltags erreicht: FDJ-Blusen und sonstige Kleidungsstücke sowie unzählige verschiedene Gegenstände mit DDR-Emblemen sind groß in Mode, das MfS-Emblem prangt auf Zollstöcken und Feuerzeugen, einstige Lieder der Pioniere und der Kampfgruppen werden neu aufgenommen und auf CD gebrannt. Es scheint fast so, als sei die DDR heute zum Kultobjekt geworden. Völlig unreflektiert werden in Geschäften und Online-Läden außer den "typischen" Ostprodukten - die im real existierenden Sozialismus zumeist eigentlich keiner kaufen wollte - auch DDR-Symbole angeboten, deren Bedeutung für die Machtausübung des SED-Staates standen (vgl. alle "Ostalgie-Produkte").


Sammlung: Bekleidung und Accessoires
Datierung: 2000er Jahre
Hersteller: Mondos Arts Berlin
Maße: Breite: 48 cm; Länge: 71 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Tuch: schwarz,
Aufdruck: mehrfarbig
Verwendung: Bekleidung, Ostalgie








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