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Inventar-Nr: 15357
Objekt: Stempel


Stempel mit Postanschrift des Bezirksarbeitsstabes Leipzig des Komitees zur Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit

Der Stempel, der aus einem Holzträger mit Griff und einem beschnittenen und aufgeklebten Gummi besteht, trägt die Postanschrift des Bezirksarbeitsstabes Leipzig des Komitees zur Auflösung des ehemaligen Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Auf der Rückseite des Holzträgers ist der unvollständige Stempelabdruck "Ministerrat der DDR / Komitee zur Auflösung des" zu lesen (vgl. auch einen weiteren Stempel mit Postanschrift und einen Adressstempel). Zur Kennzeichnung der Vorderseite ist auf dem Holzträger ein roter Klebestreifen angebracht. Die auf dem Stempel angegebene Postschließfachnummer (PSF 625) gehörte ursprünglich der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig und war nur Eingeweihten bekannt. Dieses "spezielle" Postfach nutzte dann ab Februar 1990 der Bezirksarbeitsstab Leipzig weiter (vgl. auch einen Arbeitsstempel des Bezirksarbeitsstabes).

Auf Druck der Bürgerkomitees und des Widerstandes aus der Bevölkerung konnte der angestrebte Plan der Regierung Modrow, das AfNS aufzulösen und stattdessen ein Amt für Verfassungsschutz aufzubauen nicht mehr umgesetzt werden. Auf Drängen des "Runden Tisches" wird stattdessen am 8. Februar 1990 auf Ministerratsbeschluss ein staatliches "Komitee zur Auflösung des ehemaligen AfNS" gebildet, das als Nachlassverwalter die praktische Abwicklung des MfS/AfNS leiten sollte. Fast die Hälfte der Mitarbeiter des Komitees waren ehemalige MfS-Mitarbeiter, was zu Auseinandersetzungen führte, da die Bürgerkomitees die MfS-Auflösung nicht diesem selber überlassen wollten. In jedem Bezirk der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden Bezirksarbeitsstäbe des Komitees gegründet. Unter deren Obhut sollte alles aufgefundene Stasi-Schriftgut unter Kontrolle der Bürgerkomitees in "Bezirksdepots" gesichert werden. Nach der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990 wurde das Komitee dem neu gewählten Innenminister Peter-Michael Diestel unterstellt. Obwohl die Aktenvernichtung bereits seit Dezember 1989 durch den mutigen Einsatz der eilig gegründeten Bürgerkomitees größtenteils gestoppt werden konnte wurden mit Kenntnis von Diestel trotzdem auch weiterhin Stasi-Akten vernichtet. So wies z.B. der damalige Leiter des Komitees zur Auflösung des AfNS, Günter Eichhorn, den Bezirksarbeitsstab Leipzig an, Akten und Dokumente der Abteilung XV (Aufklärung) nach Berlin zu überführen, um sie dort zu vernichten. Das Bürgerkomitee Leipzig verweigerte jedoch die Herausgabe, unter anderem auch aufgrund fehlender rechtlicher Grundlage für diese Aktenvernichtung.


Sammlung: Stempel, Siegel, Petschaft
Datierung: ab 08.02.1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 5,17 cm; Tiefe: 2,4 cm; Höhe: 6,25 cm
Material: Griff: Holz,
Träger: Holz,
Stempel: Gummi,
Aufkleber: Kunststoff
Farbe: Stempel: schwarz,
Griff: hellbraun,
Träger: hellbraun,
Aufkleber: rot,
Aufdruck: schwarz
Verwendung: Kennzeichnung von Dokumenten










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