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Inventar-Nr: 15363
Objekt: Schockgerät


Elektroschocker (Tarnung als Regenschirm)

Getarnt als handlicher Regenschirm diente der Elektroschocker dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Nahkampf als Mittel zur schnellen Überwältigung von "feindlich-negativen" Kräften. Das zweiteilige graue Kunststoffgehäuse ist vorn mit einem Metalldraht umwickelt, innen befindet sich ein Hohlraum für Batterien. Durch Drücken des Griffs wurde das Schockgerät ausgelöst. Höchstwahrscheinlich wurde das Gerät mit der Regenschirm-Tarnung vom Operativ-technischen Sektor (OTS) des MfS Ende der 1980er Jahre entwickelt. Zur normalen Ausrüstung von Mitarbeitern des MfS die z.B. bei Verhaftungen, bei Einsätzen gegen ungenehmigte Demonstrationen oder zur Absicherung von Maidemonstrationen eingesetzt waren, gehörte der Teleskop-Schlagstock und die Führungskette (vgl. auch eine getarnte Maschinenpistole sowie weitere Waffen).

Das MfS war kein ziviler Geheimdienst, sondern gehörte zu den "bewaffneten Organen" der DDR, die als solche auch der Landesverteidigung zu dienen hatten. Das Ministerium war demnach streng militärisch organisiert: Jeder hauptamtliche Mitarbeiter hatte einen Dienstgrad, zivile Angestellte gab es seit 1986 gar nicht mehr (So hatten z. B. selbst Küchengehilfen den Rang eines Unterfeldwebels). Die militärische Aus- und Weiterbildung war fester Bestandteil jeder hauptamtlichen MfS-Laufbahn, zur Ausstattung jedes Arbeitsplatzes gehörte neben dem Schreibtisch auch ein Schrank mit einer kompletten militärischen Ausrüstung (Uniform, Schutzausrüstung, Schlafsack usw.). Eine Maschinenpistole und weitere Waffen wurden in Waffenkammern auf den Fluren der Dienstgebäude verwahrt. Für die Wartung und Ausgabe der militärischen Ausrüstung war die Abteilung Bewaffnung / Chemischer Dienst (BCD)zuständig. Darüber hinaus verfügte das Ministerium mit dem Wachregiment "Feliks E. Dzierzynski" über eine eigene militärische Formation. Das "Schild und Schwert der Partei", als das sich die Stasi selbst sah, war also bestens darauf vorbereitet, die Partei und ihre Diktatur notfalls auch mit Waffengewalt zu schützen.

Allein im Bereich der BVfS Leipzig wurde Ende 1989/Anfang 1990 folgende Bewaffnung sichergestellt: 947 Pistolen AP9, 2.997 Pistolen Makarow, 1.794 Maschinenpistolen, 76 Scharfschützengewehre, 115 Panzerbüchsen, 12 schwere Maschinengewehre, fast 2 Mio. Patronen Maschinenpistolenmunition, 500.000 Patronen Pistolenmunition, 8.060 Handgranaten RG0-5, 24 Panzerhandgranaten RKG-3M, 8.226 Granaten PG-7, 21 Schiffssprengpatronen, 31 kg plastischer Sprengstoff PLPN-10, 1.100 m Sprengschnur, 1.133 Sprengkapseln sowie 680 Sprengzünder.


Sammlung: Waffen
Datierung: 1985-1989
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 38 cm; Durchmesser: 4,5 cm
Material: Gerät: Kunststoff, Metall,
Riemen: Gummi,
Hülle: Synthetik
Farbe: Gerät: grau, braun, silber, schwarz,
Hülle: schwarz,
Riemen: schwarz
Verwendung: Bewaffnung











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