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Inventar-Nr: 15364
Objekt: Filmschneidegerät


Filmschneidegerät für Kleinbildkamera F 21

Dieser kleine Filmschneider diente dazu, normale Kleinbildfilme auf 21 mm Breite zuzuschneiden, damit diese in die Filmkassetten der russischen Miniaturkamera F 21 passten. Solche Kameras setzte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) getarnt ein, um von ihnen verdächtigte Personen unauffällig und ohne deren Wissen zu fotografieren. Das Schneidegerät besteht aus einem zweiteiligen walzenförmigen Metallkörper mit einer schmalen senkrechten Öffnung (Filmdurchlauf) in der Mitte. Mit Hilfe eines angeschraubten Hebels wird die im Gehäuse befindliche Filmtransportwalze bewegt. Beim Durchlaufen des Filmes wird dieser durch zwei waagerecht angeordnete Schneidmesser oben und unten beschnitten. Auf die Filmbreite verweist die oben angebrachte Inschrift"21". Es ist bisher nicht genau belegt, wer dieses Teil herstellte. Vermutlich stammt es aber vom tschechischen Hersteller Meopta, von dem bekannt ist, dass er auch Filmschneider für andere Kameras baute.

Die geräuscharme Miniaturkamera F 21 wurde 1948 vom KGB nach dem Vorbild der westdeutschen Robot-Kamera konstruiert. Die kleine und leichte Kamera für 21 mm Filme im Format 18 x 24 mm war im MfS je nach Ausführung unter den Decknamen "Ammer" bzw. "Ajax" (mit manueller Zeiteinstellung) oder "Nylon" (mit Belichtungsautomatik) in Gebrauch. Durch ihren Federwerkantrieb konnten mit ihr mehrere Bilder in schneller Folge gemacht werden. Ihre Benutzung erforderte allerdings einige Übung, da sie über keinen Sucher verfügt und nach Gefühl ausgerichtet werden musste. Die Kamera ist mit einem kleinen Objektiv 1:2,8/28 (Weitwinkel) ausgestattet und der Benutzer konnte zwischen vier Belichtungszeiten wählen (beliebig/10/30/100). Je nach Filmdicke waren mit den Filmkassetten für Kleinbildkamera F 21">Filmkassetten 14 bis 100 Aufnahmen möglich. Mit Hilfe eines Filmschneiders konnte aber auch ein normaler Kleinbildfilm auf die Breite von 21 mm zugeschnitten werden und in den Spezialkassetten benutzt werden. Bekannt ist die F 21 hauptsächlich als "Knopflochkamera", da sie sich leicht in Kleidungsstücke, Taschen und andere Gegenstände einbauen ließ oder aber direkt am Körper getragen werden konnte. Um das Objektiv zu verdecken wurden verschiedene Tarnungen, z.B. "Knopfvorsätze" und Verschlussattrappen hergestellt. Für die konspirative Fotografie setzte das MfS neben der F 21 und der westdeutschen Robot Star u.a. auch die schweizer Tessina , oder Auftragsproduktionen wie z.B. die Geräuscharme Spiegelreflexkamera GSK aus Dresden ein..

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden im MfS war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit war der "Operativ-technische Sektor (OTS)", der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Geldbörsen, Zigarettenetuis, Einkaufsbeutel, Koffer und sogar in falsche Bäuche. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet. Eingesetzt wurden die Kameras vor allem von den Mitarbeitern der Abteilung VIII (Beobachtung / Ermittlung) bei der konspirativen Beobachtung.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Meopta
Maße: Durchmesser: 4,4 cm; Höhe: 5,7 cm
Material: Metall, Eisen
Farbe: schwarz, silber
Verwendung: Schneiden von Filmen, Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen










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