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Inventar-Nr: 15435
Objekt: Kamera


Halbformatkamera HFK I

Die Halbformatkamera HFK I, eine Eigenentwicklung des Operativ-technischen Sektors (OTS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), diente der Stasi zur konspirativen Fotografie aus Tarnungen heraus. Eine solche Tarnung, im Stasi-Jargon auch als "Fotomaske" bezeichnet, konnte z.B. eine Damenhandtasche sein, deren Infrarot (IR) durchlässiges Kunstleder es ermöglichte, aus der geschlossenen Tasche heraus mit einem IR-Blitz zu fotografieren. Die vorliegende HFK ist schon soweit mit Befestigungsbauteilen aus Kunststoff präpariert, dass sie in eine Tarnung hätte eingebaut werden können. Die Kamera besitzt ein Sonderobjektiv SO-4 (2,8/30mm) mit Ringschwalbenadapter und einen aufgesetzten Einlamellen-Vorsteckverschluss (vgl. auch das IR-Objektiv SO-2.2B und weitere Sonderobjektive). An die Kamera, die mit normalen Kleinbildpatronen befüllt wurde und nur eine einzige Verschlusszeit hat (1/30 s), ist ein leerer Batteriebehälter angeschlossen, in dem sich gewöhnlich ein 7,2 Volt-Nickel-Cadmium-Akku befand. Oben am Kameragehäuse sind die Filmrückspuleinrichtung (konnte mit einer Schutzabdeckung versehen werden), die Einrichtung für den elektromotorischen Filmtransport (Abdeckung fehlt) und eine Feststellschraube für das Objektiv zu finden.

Die HFK I wurde Mitte der 1970er Jahre vom OTS entwickelt und in kleinen Stückzahlen selbst gefertigt. Ziel war es, einen adäquaten, in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) produzierten Ersatz für die vom MfS viel verwendeten westdeutschen Robot-Kameras zu schaffen, um Devisen zu sparen. Während die HFK I für die IR-Fotografie aus transportablen Tarnungen vorgesehen war, entwickelte das MfS später die HFK II und HFK III für den Einsatz bei Tageslicht (letztere wurde vom VEB Pentacon gefertigt). Ein vollwertiger Ersatz für die Robot konnte jedoch nie geschaffen werden. Weitere Kameras, die das MfS für die konspirative Fotografie nutzten, waren u.a. die schweizer Tessina-, die russischen F 21- und die beim VEB Pentacon Dresden in Auftrag gegebenen und produzierten Geräuscharmen Spiegelreflexkameras (GSK).

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden im MfS war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des MfS war der OTS, der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Zigarettenetuis, Einkaufsbeutel und sogar in falsche Bäuche. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet. Eingesetzt wurden die Kameras vor allem von den Mitarbeitern der Abteilung VIII (Beobachtung / Ermittlung) bei der konspirativen Beobachtung.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Kamera: Höhe: 8,75 cm; Breite: 8,7 cm; Tiefe: 3,8 cm;
Batteriebox: Durchmesser: 3,3 cm; Breite: 7,5 cm
Material: Kunststoff, Metall, Glas
Farbe: Kamera: schwarz,
Batteriebox: schwarz,
Stecker: weiß, silber, schwarz,
Halterung: transparent
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen









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