Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 15761
Objekt: Ausweis


Passierkarte eines Mitarbeiters des Ministeriums für Staatssicherheit für die Aktensichtungskommission für das Objekt des ehemaligen Amtes für Nationale Sicherheit in Berlin (Betretungsberechtigung)

Die Passierkarte mit der Nummer "0028" berechtigte einen Stasi-Mitarbeiter, der in der Aktensichtungskommission für das Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) tätig war, das Gelände und die Dienstobjekte der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg zu betreten. Sie galt aber nur in Verbindung mit dem MfS-Dienstausweis, dessen Ausweisnummer "A 131034" (A für Stasi-Zentrale in Berlin) auf der Karte vermerkt ist. Ausgestellt wurde der "Passierschein" von der Deutschen Volkspolizei (DVP) deren Dienstsiegel, dafür diente der Abdruck einer kleinen Petschaft ("DDR / 1289 / MdI · B") des Ministerium des Innern (MdI), sie trägt.

Bereits am 4. Dezember 1989 wurden in Leipzig kurz nach der Besetzung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) durch die Bürger viele Räume und Panzerschränke staatsanwaltschaftlich versiegelt. Damit hatte das noch in derselben Nacht konstituierte Bürgerkomitee Leipzig zumindest schon einmal die Vernichtung der Stasi-Akten gestoppt. In den darauf folgenden Tagen machte sich das Bürgerkomitee jedoch schon schnell daran, eine Genehmigung für eine erste Auswertung der Akten zu erreichen. Bereits am 8. Dezember wurde mit einem Regierungsbeauftragten, einem Militärstaatsanwalt und der Leitung der BVfS folgende Einigung erzielt: Die Akten sollten in drei Kategorien eingeteilt werden. Während Kategorie I alles beinhaltete, was die "nationale Sicherheit" betraf und damit aus (offiziell) sicherheitspolitischen Erwägungen nur vom Militärstaatsanwalt eingesehen werden konnte, sollte Kategorie II die Akten umfassen, die vom Bürgerkomitee ausgewertet werden durften. In die dritte Kategorie fiel das Material, das später vernichtet werden könnte (z.B. Altpapier, Zeitungen und leere Formulare). Das Bürgerkomitee bewies hier (noch zu) großes Entgegenkommen, denn die Kategorisierung durfte von den MfS-Mitarbeitern selbst vorgenommen werden. Am 18. Dezember nahm eine Aktensichtungskommission aus Bürgervertretern, der Militärstaatsanwaltschaft und Mitarbeitern der Stasi-Bezirksverwaltung dann ihre Tätigkeit auf.

Als sich herausstellte, dass Stasi-Mitarbeiter die Möglichkeit zur selbständigen Einteilung der Akten genutzt hatten, um auch brisantes Aktenmaterial durch Zuteilung in die Kategorie III unauffällig verschwinden zu lassen, weigerte sich das Bürgerkomitee, diese Akten vernichten zu lassen. So wurden auch die Akten der Kategorie III im Laufe des Jahres 1990 einer intensiven Sichtung unterzogen (wobei teilweise sogar noch Akten der Abteilung XV auftauchten). Zur Bewältigung der Papierflut hatte das Bürgerkomitee über die Presse die Leipziger zur Mitarbeit aufgerufen. Für diese wurden dann extra Berechtigungskarten ausgestellt (Siehe auch weitere provisorische Schlüsselkarten und Ausweise, die dem Bürgerkomitee ausgestellt wurden).


Sammlung: Formulare
Datierung: 1989-1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 4,5 cm; Länge: 6,2 cm
Material: Papier
Farbe: Karte: gelb,
Aufdruck: schwarz,
Aufschrift: blau,
Stempel: grau, rot
Verwendung: Berechtigung und Ausweisung








IMPRESSUM   |   DRUCKEN