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Inventar-Nr: 15778
Objekt: Tasse


Tasse "OSTALGIE. In Erinnerung an die DDR. Nicht alles war gut, aber vieles war besser!"

Die weiße Keramiktasse mit dem umlaufenden mehrfarbigen Aufdruck zählt zu den in den vergangenen Jahren weit verbreitet auftretenden Zeichen der "Ost-Nostalgie". Unter dem Motto "OSTALGIE. In Erinnerung an die DDR. Nicht alles war gut, aber vieles war besser!" wird in Form von untertitelten Bildern auf der Tasse auf die vermeintlichen oder tatsächlichen "sozialen und sozialistischen Errungenschaften" und Erfolge der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Bezug genommen. Im Einzelnen wird dabei an die DDR als erfolgreiche Sportnation ("DAS WAREN NOCH ZEITEN!") und vermeintliches "Sozialparadies" mit dem "Recht auf Arbeit" ("Arbeit und Ausbildung für alle ...") erinnert, werden die umfassende staatliche Kinderbetreuung ("... die Kinder wurden betreut"), die Wohnungspolitik ("preiswerte Miete"), die staatlich garantierte Rentenzahlung ("die Renten waren sicher ...") und die staatlich subventionierten Preise in den öffentlichen Versorgungseinrichtungen ("mal wieder für 50 Pf. Kaffee oder Bier ...") positiv bewertet. Ebenso wird das für viele ehemalige DDR-Bürger im heutigen Deutschland verloren gegangen empfundene Gemeinschaftsgefühl ("wir hatten noch Nachbarn und Kollegen ...") hochgehalten. Aber auch die alltäglichen und negativ behafteten Dinge, welche die Menschen trotz ihrer unterschiedlich starken ideologischen Prägung in der DDR einte - wie die obligatorische langjährige Wartezeit auf ein Auto - mutieren zu Aushängeschildern der Ostalgie (... wir freuten uns lange auf den Liebling, unser Auto"). Das Staatswappen der DDR und Karl Marx als eine der Ikonen der sozialistischen Heilslehre vervollständigen die Darstellung auf der Tasse (vgl. auch zwei weitere Tassen mit "Ostalgie"-Motiv).

Für einige Menschen bedeutet "Ostalgie" ein Lebensgefühl, weshalb verschiedene Kräfte versuch(t)en daraus politisches Kapital zu schlagen. Insbesondere die Nachfolgepartei der SED - die PDS - und die später gegründete "Die Linke" wirken auf die bewusste Verdrängung der negativen Seiten und der begangenen Verbrechen in der SED-Diktatur. Indoktrination, Unterdrückung, politische Bevormundung und Verfolgung, Repression, Überwachung und Manipulation durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), politische Haft, zahlreiche Todesopfer an der innerdeutschen Grenze, aber auch Mangelwirtschaft, Städteverfall und Umweltzerstörung in der DDR werden zunehmend verharmlost oder falsch dargestellt.

Der Trend zur Verklärung der DDR hat seit den 1990er Jahren inzwischen fast alle Bereiche des Alltags erreicht: FDJ-Blusen und sonstige Kleidungsstücke sowie unzählige verschiedene Gegenstände mit DDR-Emblemen sind groß in Mode, das MfS-Emblem prangt auf Zollstöcken und Feuerzeugen, einstige Lieder der Pioniere und der Kampfgruppen werden neu aufgenommen und auf CD gebrannt. Es scheint fast so, als sei die DDR heute zum Kultobjekt geworden. Völlig unreflektiert werden in Geschäften und Online-Läden außer den "typischen" Ostprodukten - die im real existierenden Sozialismus zumeist eigentlich keiner kaufen wollte - auch DDR-Symbole angeboten, deren Bedeutung für die Machtausübung des SED-Staates standen (vgl. alle "Ostalgie-Produkte").


Sammlung: Küchenausstattung
Datierung: 2000er Jahre
Hersteller: CHW-Motivfabrik
Maße: Tasse: Durchmesser: 7,7 cm; Höhe: 10,8 cm;
Griff: Breite: 3,5 cm; Länge: 9 cm
Material: Porzellan
Farbe: Tasse: weiß,
Aufdruck: mehrfarbig
Verwendung: Essen und Trinken, Ostalgie









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