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Inventar-Nr: 15800
Objekt: Postkarte


Postkarte der Friedensbibliothek mit Picassos Friedenstaube

Die fototechnisch hergestellte Postkarte ist ein Beispiel für die vielfältigen Aktions- und Ausdrucksformen der unabhängigen Friedensbewegung in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Als Motiv wurde Pablo Picassos Friedenstaube verwendet, die der Künstler anlässlich des Pariser Weltfriedenskongress 1949 entworfen hatte und die seitdem weltweit als Symbol für den Frieden und die Friedensbewegung steht. Auf der Rückseite befindet sich der Stempel der Friedensbibliothek mit der Beschriftung "Zur Unterstützung / ANTIKRIEGSMUSEUM / FRIEDENSBIBLIOTHEK / Bartholomäuskirche / Mi.-Fr. 17-19, Sa. 13-17 Uhr / Do. 17.30 Uhr Filmvorführung". Somit ist anzunehmen, dass die Karte in der Berliner Bartholomäuskirche zum Verkauf stand und der Erlös dem "Antikriegsmuseum-Friedensbibliothek" zu Gute kam (vgl. auch eine selbst gestaltete Postkarte der DDR-Umweltbewegung und einige Werbepostkarten der Stiftung "SocLand" aus Polen).

Im Schutz der Evangelischen Kirche hatte sich schon frühzeitig in der DDR eine von der staatlichen Friedenspolitik unabhängige Friedensbewegung etabliert. In Seminaren, Gebeten und über den Aufbau von Institutionen, wie Bibliotheken plädierten die unterschiedlichsten kirchlichen Interessensgruppen für die Bewahrung der Schöpfung und für ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Im September 1970 veranstalteten Friedensaktivisten in Ost-Berlin erstmals eine halböffentliche Antikriegsausstellung zu den Folgen von Hiroshima und Nagasaki. Im Rahmen der Ostberliner Friedenswerkstatt 1982 fand dann die erste voll öffentliche Ausstellung statt, auf der Fotos des von Ernst Friedrich 1925 gegründeten Anti-Kriegsmuseums zu sehen waren. In Diskussionen rund um die Ausstellung kristallisierte sich die Idee heraus, dass es auch in der DDR möglich sein müsste, einen Ort der Begegnung und des Gedenkens außerhalb der staatlich verordneten Friedensarbeit zu etablieren. Am 31. Mai 1984 eröffnete in der Berliner Bartholomäuskirche ein ständiger Ausstellungsraum. Das "Antikriegsmuseum" konzipierte die eigenen Ausstellungen so, dass diese an vielen verschiedenen Orten gezeigt werden konnten. Am 9. April 1985 wurde das Museum um die Friedensbibliothek erweitert. Die Einrichtung stellte u.a. Bücher von Ghandi, Schweitzer und weiteren antimilitaristischen und pazifistischen Schriftstellern der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Anliegen der Initiatoren war es, Friedenspolitik unter dem Gesichtspunkt des Pazifismus zu diskutieren. Sie standen damit in Opposition zur offiziellen, von der SED propagierten DDR-Friedensbotschaft vom bewaffneten Frieden ("Der Friede muss bewaffnet sein!") und der damit verbundenen Militarisierung der Gesellschaft (vgl. dazu beispielsweise die Gesellschaft für Sport und Technik).


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Friedensbibliothek-Antikriegsmuseum der Evangelischen Kirche
Maße: Breite: 14,7 cm; Länge: 10,4 cm
Material: Fotopapier
Farbe: schwarz-weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen









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