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Inventar-Nr: 17589
Objekt: Programm


Wahlprogramm der Liberal-Demokratischen Partei für die Wahlen zur Volkskammer 1990

Dieses dreifach gefaltete Flugblatt mit dem Wahlprogramm der LDP wurde kurz vor den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig verteilt. Bis zu ihrem Sonderparteitag am 9. und 10. Februar 1990 in Dresden hieß die Partei noch LDPD, welche bis zum Beginn der "Wende" als Blockpartei der SED untergeordnet war. Auf dem Sonderparteitag wurde mit der grundlegenden Erneuerung der Partei begonnen. Neben der beschlossenen Umbenennung bestimmte die LPD in dem bestätigten Wahlprogramm auch ihr neues Selbstverständnis als Partei "für Bürgerinnen und Bürger liberaler Geisteshaltung und Weltsicht". Neben dem Bekenntnis zur Einheit Deutschlands und einer ökologisch und sozial orientierten Marktwirtschaft trat die Partei in ihrem Programm auch für die parlamentarische Demokratie und für eine Demokratisierung des Bildungswesens ein. Auf dem Parteitag sprachen sich die Delegierten ebenfalls dafür aus, sich dem Wahlbündnis "Bund Freier Demokraten" (BFD) anzuschließen. Bei den Wahlen erreichte der BFD DDR-weit 5,28% und in Leipzig-Stadt 6,07%. Die LDP ging später in der gesamtdeutschen FDP auf (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).

Seit Anfang 1990 wurden die Leipziger Montagsdemonstrationen vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt, wodurch sich deren Charakter veränderte. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Kurz vor den Volkskammerwahlen blieben jedoch die Anhänger der "Allianz für Deutschland" auf den Montagsdemonstrationen zunehmend unter sich. Zwei Tage vor der Wahl (16. März) reiste auch Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher nach Leipzig und sprach auf der Wahlkampfkundgebung des BFD auf dem Georgi-Dimitroff-Platz (heute Simsonplatz) zu den Bürgern. Damit wurde der Wahlkampf in der Stadt abgeschlossen. Am 18. März 1990 feierte die Ost-CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Lothar de Maiziére mit 40,91% einen überlegenen Wahlsieg (in Leipzig-Stadt 28,69%). Mit über 48% errang die Allianz für Deutschland fast die Hälfte der abgegebenen Stimmen. Trotz eines verglichen mit dem DDR-weiten Gesamtergebnis besseren Resultats für die vor der Wahl favorisierte SPD errang auch in Leipzig-Stadt die Allianz mit 42,07% eine deutliche Mehrheit. Die zur Wahl angetretenen Bürgerrechtsgruppierungen, die sich im Bündnis 90 zusammengeschlossen und maßgeblich die friedliche Revolution mit initiiert hatten, gingen dagegen mit knapp 3% weitestgehend leer aus (in Leipzig-Stadt 5,27%). Mit diesem Ergebnis und der außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von mehr als 93% (in Leipzig-Stadt knapp 91%) war die Wahl eine Volksabstimmung für einen schnellen Weg zur Deutschen Einheit und der raschen Einführung der D-Mark. Mit der ersten freien Wahl endeten auch die Montagsdemonstrationen in Leipzig (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 18.03.1990
Hersteller: Liberal-Demokratische Partei (LDP)
Maße: Breite: 10,6 cm; Länge: 29,65 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: gelb, blau
Verwendung: Information, Wahlwerbung









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