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Inventar-Nr: 17731
Objekt: Aufkleber


Werbeaufkleber der Deutschen Sozialen Union für die Wahlen zur Volkskammer 1990 "Freiheit statt Sozialismus"

Werbematerial der DSU in Form eines Aufklebers mit dem Slogan "Freiheit statt Sozialismus". Der Aufkleber (Kunststofffolie auf dünnem Karton) wurde vor den ersten freien und geheimen Wahlen zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig verteilt. Die DSU gründete sich am 20./21. Januar 1990 in Leipzig aus dem Zusammenschluss mehrerer christlich-konservativer Gruppen und Parteien (u.a. CSPD) und verstand sich, obwohl DDR-weit vertreten, vor allem als "sächsische" Schwesterpartei der bayerischen CSU. Dies zeigte sich auch in dem kurzen prägnanten Wahlslogan "Freiheit statt Sozialismus", einer Parole der CSU aus dem Jahr 1976. Die Neuauflage des Slogans richtete sich nach Aussage des DSU-Vorsitzenden Hans-Wilhelm Ebeling aber nicht gegen die SPD, da diese sich ebenfalls zur sozialen Marktwirtschaft bekannte, sondern ausschließlich gegen die SED-PDS. Die DSU befürwortete eine schnelle Wiedervereinigung und wurde im Wahlkampf von der CSU materiell massiv unterstützt. Zu den Volkskammerwahlen ging die DSU mit dem Demokratischen Aufbruch (DA) und der Ost-CDU ein Wahlbündnis unter dem Namen "Allianz für Deutschland" ein. Die DSU erreichte bei den Wahlen DDR-weit 6,32% und in Leipzig-Stadt 12,51% (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).

Seit Anfang 1990 wurden die Montagsdemonstrationen vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt, wodurch sich deren Charakter veränderte. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Am 18. Februar 1990 fand in Leipzig der erste Parteitag der DSU statt, eine Großkundgebung am späten Nachmittag auf dem Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz), an der auch der CSU-Vorsitzende Theo Waigel teilnahm, bildete den öffentlichen Wahlkampfauftakt der Partei. Ende Februar und Anfang März 1990 sanken die Teilnehmerzahlen auf den Montagsdemonstrationen auf 10.000 bis 15.000. Die Anhänger der in der Allianz für Deutschland zusammengeschlossenen Parteien bestimmten dabei zunehmend das Bild. An der vorerst letzten Montagsdemonstration am 12. März 1990 nahmen noch einmal rund 50.000 Personen teil. In den Tagen vor dem Urnengang kamen bundesdeutsche Spitzenpolitiker zur Wahlkampfunterstützung nach Leipzig, darunter Willy Brandt (SPD) am 25. Februar, Helmut Schmidt (SPD) am 13. März, Helmut Kohl (CDU) am 14. März und Hans-Dietrich Genscher (FDP) am 16. März. Die bundesdeutschen Parteien unterstützten ihre Partner in der DDR massiv mit Geld und Materialien. Zu den Wahlen zur Volkskammer waren 24 Parteien und Listenverbände zugelassen worden. Die Allianz für Deutschland gewann die Wahl überraschend deutlich. Die Hauptinitiatoren der friedlichen Revolution, die im "Bündnis 90" zusammengeschlossenen Bürgerrechtsgruppierungen, gingen dagegen weitestgehend leer aus. Mit diesem Ergebnis und der außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von mehr als 93% war die Wahl eine Volksabstimmung für einen schnellen Weg zur Deutschen Einheit und der raschen Einführung der D-Mark (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 18.03.1990
Hersteller: Deutsche Soziale Union (DSU)
Maße: Breite: 90 mm; Länge: 63 mm
Material: Pappe, Papier, Kunststoff
Farbe: Folie: weiß,
Aufdruck: hellgrün, schwarz, blau
Verwendung: Wahlwerbung








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