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Inventar-Nr: 17743
Objekt: Programm


Wahlflugblatt der Sozialdemokratischen Partei in der DDR für die Wahlen zur Volkskammer 1990 "Gesicherte Zukunft durch kraftvolle Initiative"

Dieses Flugblatt der SPD der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde vor den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR am 18. März 1990 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig verteilt. Aufgrund der Tatsache, dass auf dem Flugblatt die Abkürzung "SPD" steht, ist davon auszugehen, dass es erst nach dem 14. Januar 1990 herausgegeben wurde. Denn erst auf der Landesdelegiertenkonferenz der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP), die vom 12. bis 14. Januar 1990 in Ost-Berlin stattfand, beschlossen die Delegierten mit großer Mehrheit die Änderung des Parteinamens in "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD). Gleichzeitig erhoben sie damit auch den Anspruch auf die politische und rechtliche Nachfolge der SPD in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), die 1946 mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zur SED zwangsvereinigt wurde. Wie auf dem Flugblatt zu lesen, bekannte sich die SPD zu einer sozialökologischen Marktwirtschaft und strebte das politische Ziel der deutschen Einheit an. Obwohl vor der Wahl favorisiert, erreichte die SPD DDR-weit nur 21,84% und in Leipzig-Stadt 26,13% (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).

Im Frühjahr 1990 stand die Vollendung der Deutschen Einheit als politisches Ziel nicht mehr grundsätzlich in Frage. Offen war aber noch, auf welchem Weg und in welchem Zeitraum sie verwirklicht werden würde. Kritiker warnten wiederholt vor nationalem Überschwang und ungehemmten Sozialabbau. Auch die Bundesregierung hatte zunächst auf einen längeren Prozess der Annäherung gesetzt. Die wichtigsten Impulse für eine schnelle Wiedervereinigung gingen von den Straßen der DDR aus. Viele Menschen sahen nur die rasche Vereinigung als Weg zum Erlangen von schnellen Wohlstand und Demokratie an. Erklärtes Ziel der SPD vor der Volkskammerwahl war die Machtübernahme, zugleich schloss sie eine künftige Zusammenarbeit mit der SED-PDS aus. Um sich als eigenständige Kraft zu profilieren, kündigte sie aber auch das am 3. Januar 1990 geschlossene Wahlbündnis 90 der Opposition, das von den Vertretern der am "Runden Tisch" verhandelnden Parteien und Bürgerbewegungen (SDP, Demokratischer Aufbruch, Demokratie Jetzt, Initiative Frieden und Menschenrechte, Neues Forum und Vereinigte Linke) beschlossen wurde. Im März 1990 war - wie die gesamte DDR - auch die Leipziger Innenstadt vom Wahlkampf geprägt. In den Tagen vor der Wahl kamen bundesdeutsche Spitzenpolitiker zur Wahlkampfunterstützung nach Leipzig und hatten großen Zulauf. Am 18. März 1990 feierte die Ost-CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Lothar de Maiziére mit 40,91% einen überlegenen Wahlsieg (in Leipzig-Stadt 28,69%). Mit über 48% errang das Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" fast die Hälfte der abgegebenen Stimmen, auch in Leipzig-Stadt hatte sie mit 42,07% eine deutliche Mehrheit. Die zur Wahl angetretenen Bürgerrechtsgruppierungen, die sich im Bündnis 90 zusammengeschlossen und maßgeblich die friedliche Revolution mit initiiert hatten, gingen dagegen weitestgehend leer aus. Mit diesem Ergebnis und der außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von mehr als 93% (in Leipzig-Stadt knapp 91%) war die Wahl eine Volksabstimmung für einen schnellen Weg zur Deutschen Einheit und der raschen Einführung der D-Mark. Mit der ersten freien Wahl endeten auch die Leipziger Montagsdemonstrationen in Leipzig (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 18.03.1990
Hersteller: Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP)
Maße: Breite: 14,95 cm; Länge: 20,9 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: beige,
Aufdruck: schwarz, rot
Verwendung: Information, Wahlwerbung









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