Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 17766
Objekt: Handzettel


Flugblatt der Republikaner "Wiedervereinigung - Jetzt" mit Aufnahmeantrag

Obwohl die Partei in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nicht zugelassen war, verteilten auch die rechtsextremen Republikaner (REP) seit Anfang 1990 ihr Propagandamaterial auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Nach der Öffnung der Mauer am 9. November 1989 bemühten sich rechtsradikale westdeutsche Parteien, vor allem die Republikaner, um ostdeutsche Wählerstimmen. Im Zuge der Wiedervereinigungseuphorie hofften die Republikaner mit einer Propagandainitiative, zu der auch das Verteilen des vorliegenden (in der Mitte gefalteten) Flugblattes mit dem Aufruf "Wiedervereinigung - Jetzt" zählte, in der DDR Fuß zu fassen - teilweise mit Erfolg. Aufnahmeanträge gingen in der Münchner Parteizentrale ein. Die landesweit neu gegründeten ostdeutschen Ortsvereine erhielten tatkräftige Unterstützung durch die westdeutschen Republikaner. Nach einem Beschluss der Volkskammer der DDR wurden die Republikaner Anfang Februar 1990 wegen neofaschistischer Aktivitäten verboten, sie durften keine öffentlichen Veranstaltungen mehr durchführen und jegliche Propaganda für die Rechtspartei wurde untersagt. Dessen ungeachtet beantragte die Partei ihre Zulassung für die Volkskammerwahl am 18. März 1990 und brachte ihre Parolen (u.a. "Sozialismus ist Beschißmus") weiter unter das Volk. Nahezu ungehindert durch die Volkspolizei konnten die Republikaner am Rande der Montagsdemonstrationen ganze Kofferraumladungen mit Plakaten, Flugblättern und Aufklebern verteilen.

Nach den Friedensgebeten in vier Leipziger Kirchen versammelten sich zur ersten Montagsdemonstration des Jahres 1990 am 8. Januar etwa 150.000 Demonstranten im Zentrum der Stadt. Als Forderungen wurden die Absetzung führender SED-Genossen, das Ende des Sozialismus und die Deutsche Einheit laut. Auf dem Georgiring verteilten Mitglieder der Republikaner aus der Bundesrepublik Deutschland (BRD) ihr Werbematerial. Viele Montagsdemonstranten wollten aber nicht zulassen, dass ihre Protestzüge von Rechtsradikalen missbraucht werden. Die SED-PDS versuchte in der Zeit aktiv ihre Macht zu restaurieren und nutzte besonders rechtsradikale Vorfälle propagandistisch aus, um gegen die Deutsche Einheit und für den Erhalt ihres Geheimdienstes, des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zu argumentieren. Leipziger Oppositionsgruppen wandten sich gegen die Absicht der SED-PDS, mit der überzogenen Darstellung einer neonazistischen Bedrohung eine Einheitsfront gegen rechts zu etablieren. Nach den Verhandlungen zwischen Vertretern des "Runden Tisches" und der Regierung Modrow am 28. Januar, bei denen vereinbart wurde die ursprünglich für den 6. Mai 1990 geplante Volkskammerwahl auf den 18. März vorzuverlegen, änderte sich der Charakter der folgenden Montagsdemonstrationen. Sie wurden nun vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Am 5. Februar forderten noch einmal ca. 100.000 Montagsdemonstranten die Deutsche Einheit und die Auflösung der ehemaligen SED, die sich nunmehr nur noch PDS nannte. Zum wiederholten Male versuchten Anhänger der Republikaner auf der Montagsdemonstration öffentlichkeitswirksam präsent zu sein, erfuhren dabei aber deutliche Distanz durch die Demonstranten. Am 12. Februar verbrannten am Rande der Montagsdemonstration Rechtsradikale Wahlkampfmaterialien der demokratischen Parteien. An der vorerst letzten Montagsdemonstration am 12. März nahmen rund 50.000 Bürger sowie Messegäste teil. Obwohl die Parteien auf Wahlkampfreden verzichteten, war der Wahlkampf durch Spruchbänder aber stark präsent.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: ab 01.1990
Hersteller: Die Republikaner
Maße: Breite: 21 cm; Länge: 29,7 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: blau
Verwendung: Information, Werbung









IMPRESSUM   |   DRUCKEN