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Inventar-Nr: 17831
Objekt: Vorlage


Vorlage zur Herstellung des Titelblattes für das Info-Heft "Die Pleiße"

Nach dieser Vorlage entstand das Titelblatt des Info-Heftes "Die Pleiße". Es wurde unter Verwendung einer Grafik des Künstlers Joseph W. Huber gestaltet und im Siebdruck in einer Leipziger Werkstatt hergestellt. Die selbst gefertigte Vorlage, nach der auch der Film für den Siebdruck angefertigt wurde, besteht aus einer Pappe die mit einem beschnittenen Fotoabzug der Grafik beklebt ist und auf der die Angaben zum Titel und zum Herausgeber von Hand geschrieben sind. Das Heft, das vom Christlichen Arbeitskreis Weltumwelttag (AKW) anlässlich der Umwelt-Protestaktion "Eine Hoffnung lernt gehen - Pleißepilgerweg 1989" herausgegeben wurde, erschien in einer Auflage von über 1.000 Exemplaren. Einige "Restexemplare" wurden auch mit einem fototechnisch vervielfältigten Titelblatt verkauft. Mit der Aktion, einem Spaziergang entlang des durch Leipzig fließenden Gewässers, das 1956 wegen seines Gestankes teilweise unter die Erde verlegt wurde, sollte auf die unhaltbare Umweltsituation in der Stadt aufmerksam gemacht werden. Um auch über diesen Tag hinaus eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, entschloss sich der Arbeitskreis zur Herausgabe dieser offiziell nicht genehmigten Samisdatschrift, die offen und fundiert über die ökologische Situation in Leipzig und den katastrophalen Zustand der Pleiße informierte.

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren die Menschen extremen Umweltbelastungen ausgesetzt. Die täglich erfahrbaren ökologischen Missstände riefen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre verstärkt Proteste hervor. Vermehrt schrieben Bürger Eingaben oder organisierten sich in unabhängigen Umweltgruppen unter dem Dach der Kirche. Aufgrund des Allmachtsanspruches der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war jedoch jedes persönliche, staatsunabhängige Engagement für ökologische Belange ein oppositioneller Akt und wurde unterdrückt. Trotzdem erarbeiteten die Umweltgruppen Studien zur Umweltsituation, organisierten Aktionen wie die jährliche kirchliche Veranstaltung "Mobil ohne Auto" oder Baumpflanzungen. Dadurch wuchs ihre Kompetenz. Einige Basisgruppen versuchten bewusst, ökologische Themen zu politisieren. Die erste größere Aktion in Leipzig mit dieser Doppelfunktion war - anlässlich des Weltumwelttages - der Pleißemarsch am 5. Juni 1988. Trotz Intervention von staatlicher und kirchlicher Seite beteiligten sich etwa 200 Personen an der Aktion und demonstrierten eine Stunde lang entlang des Pleißeufers. Wider Erwarten griffen die Sicherheitskräfte aber nicht ein. Auch 1989 sollte ein Pleißemarsch stattfinden, der aber offiziell verboten wurde. Beim Versuch dennoch auf der Route des geplanten Pilgerweges in die Leipziger Innenstadt zu gelangen wurden 83 Personen festgenommen. Gegen 19 Personen verhängte die Polizei Ordnungsstrafen in einer Gesamthöhe von 7.100 (DDR-)Mark.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 1989
Hersteller: Christlicher Arbeitskreis Weltumwelttag Leipzig, Irmtraud Hollitzer
Maße: Breite: 24 cm; Länge: 34 cm
Material: Unterlage: Pappe,
Foto: Fotopapier,
Blatt: Papier
Farbe: Unterlage: braun,
Foto: schwarz-weiß,
Blatt: weiß,
Aufschrift: schwarz
Verwendung: Herstellen von Schriften, Protest und Demonstrationen








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