Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 17875
Objekt: Transparent


Transparent "NEUES FORUM Es geht nur ohne Gewalt!"

Das weiße Stofftransparent mit der blau gemalten zweizeiligen Aufschrift "NEUES FORUM Es geht nur ohne Gewalt!" aus der Zeit der Friedlichen Revolution stammt von einem ehemaligen Mitglied der Bürgerinitiative "Neues Forum". Getragen wurde es während der Leipziger Montagsdemonstration am 30. Oktober 1989, so auch als Demonstranten vor der "Runden Ecke", der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS), eine Menschenkette bildeten, um das Gebäude vor Übergriffen Unbesonnener zu schützen. Schon frühzeitig trug vor allem das Neue Forum wesentlich zur Besonnenheit bei, indem es Ordner mit "Keine Gewalt"-Schärpen u.a. vor der "Runden Ecke" postierte. Am 4. Dezember 1989 gehörten mehrere Angehörige des Neuen Forums gemeinsam mit Vertretern anderer Bürgerinitiativen, so auch des Demokratischen Aufbruchs, zu der kleinen Gruppe, der es gelang, ihren Einlass in die Stasi-Zentrale zu erwirken und damit die Besetzung der Bezirksverwaltung einzuleiten. Durch die Besetzung und die staatsanwaltschaftliche Versiegelung des Gebäudes konnte die von der Stasi seit Mitte November 1989 emsig betriebene Aktenvernichtung gestoppt werden (siehe auch ein weiteres Transparent dieses Neue Forum-Mitgliedes).

Nach dem Sturz von Erich Honecker am 17. Oktober 1989 übernahm der neue SED-Chef Egon Krenz am 24. Oktober 1989 auch das Amt des Staatsratsvorsitzenden und des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates (NVR). Diese erneute Ämterhäufung zeigte, dass die SED die alten Machtstrukturen wiederhergestellt hatte, und führte zu weiteren scharfen Protesten im ganzen Land. An der Leipziger Montagsdemonstration am 30. Oktober 1989 beteiligten sich jetzt schon bis zu 300.000 Personen. Die Demonstranten stellten nun auch den Machtanspruch der SED offen in Frage. Aufgrund seiner Verstrickung in die Wahlfälschung und seiner wiederholten Rechtfertigung des Massakers an den Demonstranten in China stand Egon Krenz für die alte SED. Die politischen Forderungen der Demonstranten nahmen an Schärfe und Deutlichkeit zu. Sie verlangten die Gewährung demokratischer Grund- und Freiheitsrechte. Erstmals stellten sich auch führende Leipziger SED-Funktionäre, darunter Oberbürgermeister Dr. Bernd Seidel, am Rande der Montagsdemonstration der Diskussion. Auf das Geschehen hatte dies aber keinen nennenswerten Einfluss. Auf den zunehmenden Druck der Straße reagierte die SED unter anderem mit einer Amnestie für politische Häftlinge. Die sich weiter formierende Opposition aber versuchte sie als "antisozialistische Sammlungsbewegung" zu bekämpfen. Eine Vorlage für das Politbüro schloss bei weiteren Demonstrationen wie in Leipzig und Dresden auch die Ausrufung des Ausnahmezustandes nicht mehr aus. Noch immer standen militärische Einheiten zum Eingreifen bereit.


Sammlung: Transparente
Datierung: 30.10.1989
Hersteller: Neues Forum
Maße: Breite: 240 cm; Länge: 64 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Tuch: weiß,
Aufschrift: blau
Verwendung: Protest und Demonstrationen








IMPRESSUM   |   DRUCKEN