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Inventar-Nr: 33063
Objekt: Schrank


Analytikschrank für das Wasserwerk

Ein "Analytikschrank" wie dieser, gehörte auch zur Ausstattung der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (Bunker bei Machern). Das kleine Holzschränkchen hielt hinter seinen Flügeltüren ein kleines Chemielabor bereit, mit dessen Hilfe der Zustand des Trinkwassers im Bunker analysiert werden konnte. Ein kleines Schildchen an der rechten Schranktür, das die Aufschrift "Analytikschrank" trägt, verweist auf die Funktion des mobilen Labors. Mit Hilfe eines auf dem Schränkchen genieteten Stoffgriffes kann er leicht transportiert werden, aufgrund seiner geringen Größe findet er überall Platz. Mit einem Bügelschnappverschluss kann das Schränkchen verschlossen werden. Die Innenseite der Rückwand und die Einsätze bestehen aus braunem Kunststoff. An der Innenseite der linken Tür wird eine Bürette von einer Metallklemme gehalten. Mit diesem kalibrierten Glasröhrchen, das eine eingeschliffene Maßskala und unten einen gläsernen Hahn besitzt, konnten kleinste Flüssigkeitsvolumen abgemessen werden. Über einen Gummischlauch, der auf die abgebogene obere Mündung aufgesetzt werden kann, kann das gläserne Messröhrchen mit den verschiedenen Testmitteln gefüllt werden. Die Testmittel und Indikatoren werden in beschrifteten Kunststoffgefäßen im Schrank aufbewahrt (u.a. Kaliumjodid, Stärke, Pufferlösung und Natriumthiosulfat). Die Bestückung des Schrankes mit den Teströhrchen und -mitteln ist jedoch nicht mehr vollständig. Für die Trinkwasseranalyse musste das Testmittel durch den kleinen gläsernen Hahn am Teströhrchen tröpfchenweise in ein Gefäß mit dem zu testenden Wasser und dem beigemischten Indikator gefüllt werden. Anhand des Farbumschlages des Wassers konnte die Intensität des Schadstoffes durch die Messskala/Maßeinheit an der Bürette abgelesen werden. Je nach Ausfall der Testergebnisse sollte dann über eine Wasseraufbereitungsanlage das Brunnenwasser gesäubert werden können.

Die Wasserversorgung innerhalb des Bunkers war bei voller Belegung im Ernstfall elementar. Wie bei allen anderen lebensnotwendigen Versorgungseinrichtungen, war auch die Nutzung des Wassers für die verschiedenen Betriebsweisen in drei unterschiedlichen Versorgungsstufen vorgesehen. Das Brunnenwasser konnte bei normaler Einspeisung über einen Druckkessel mittels Boiler erwärmt werden. Ein Reservebehälter sollte bei Betriebsweise II, das heißt bei drohender Gefahr von Kampfstoffen in der Außenwelt, mit Trinkwasser aus dem Tiefbrunnen gefüllt werden. Damit hätte eine Trinkwasserreserve von 3.000 Litern zur Verfügung gestanden. Bei tatsächlichem Kontakt der Außenwelt mit Kampfstoffen wäre kein Brunnenwasser, sondern nur noch die Trinkwasserreserve genutzt worden. Im Fall der Verwendung der Trinkwasserreserve wäre der sonst berechnete normale Trinkwasserverbrauch von 35 Litern pro Person und Tag auf 5 Liter pro Person dezimiert worden. Zur Kontrolle und Aufrechterhaltung der Wasserqualität standen dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Bunker auch noch dieser Analytikschrank und eine Wasserfilterstation zur Verfügung. Außerdem wurde im Wasserwerk des Bunkers ein großer Vorrat an Chemikalien (Chlor usw.) bereitgehalten, um verunreinigtes Wasser reinigen zu können.

Noch vor Beginn der Arbeiten an dem eigentlichen Stasi-Bunker, also vor dem ersten Erdaushub für das Bauwerk, wurden bereits zwei Tiefbrunnen gebohrt. Bei dem zuerst erstellten Brunnen stellte sich schnell heraus, dass er über den Grundwasserspiegel hinaus, also zu tief, gebohrt worden ist. An dem ein Jahr später gebohrten Brunnen orientierte sich letztendlich auch die "Grundsteinlegung" des Bunkers vom Typ 1/15.



Sammlung: Raumausstattung
Datierung: unbekannt
Hersteller: unbekannt
Maße: Höhe: 43 cm; Breite: 49,5 cm; Tiefe: 16 cm
Material: Kasten: Holz,
Gerät: Glas,
Einsatz: Kunststoff
Farbe: Kasten: grün,
Einsatz: braun,
Rückseite: braun
Verwendung: Aufbewahrung, Auswertung









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