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Inventar-Nr: 33922
Objekt: Telefon


Fernsprechapparat für den verschlüsselten Nachrichtenverkehr (SAS)

Fernsprechendgeräte wie dieser SAS-Apparat müssen sich auch in der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (Bunker bei Machern) befunden haben, da von dort im Ernstfall der Austausch chiffrierter Nachrichten über direkte Geheimverbindungen erfolgen sollte. Augenscheinlich bei diesem Telefon mit Kunststoffgehäuse ist die feste Wählscheibe mit dem großen roten Button und dem russischen Buchstaben "S" in der Mitte. Das kleine Schild auf der rechten Seite ist mit Schreibmaschine mit "SAS" in Deutsch und Russisch beschriftet. Rechts daneben befindet sich ein kleines transparentes Kontrolllämpchen. Der Hörer wird in zwei Mulden auf der Oberseite des Gerätes aufgelegt und mittels Haltestiften und einem schwarzem Kunststoffschalter hinten am Telefon ge- oder entsperrt. Ein unbeabsichtigtes Abnehmen des Hörers sollte so verhindert werden, da bei diesem Apparat ohne Wählscheibe die Vermittlung des Gespräches sofort bei Abnahme des Hörers über eine geheime Vermittlungsstelle erfolgt wäre. Der Hörer des relativ schweren Apparates ist über eine graue spiralförmige Telefonschnur mit dem Gerät verbunden. Auf dem Boden mit vier grauen Gummifüßen befinden sich außerdem noch Resten von rotem Siegellack, was auf eine weitere Sicherung des Apparates, über welchen auch chiffrierte Nachrichten übermittel wurden, schließen lässt. Wie viele und welche Endgeräte für diesen stark gesicherten und geheimen Nachrichtenaustausch im Bunker vorrätig sein sollten, ist nicht bekannt. Entsprechend der separat gelegten Kabelkanäle müssen mindestens sieben Anschlüsse und Endgeräte vorhanden gewesen sein. Anschlussstellen befinden sich in den vier Bereichen der Nachrichtenzentrale, im geplanten Arbeitsbereich des Leiters der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Generalleutnant Manfred Hummitzsch und dem Chef der Arbeitsgruppe des Leiters (AGL) Claus Rostentreter, sowie in einem Gang, der so genannten "Gästen", zu denen wahrscheinlich die beiden Verbindungsoffiziere des KGB aus Leipzig gehört hätten, vorbehalten war.

Außerdem befanden sich 35 "normale" Telefone vom Typ "Variant" und 15 Stück als Reserve im Bunker. Ebenfalls gab es 20 und 5 Industriewandfernsprecher für die interne Kommunikation. Um allen möglichen Funktionsstörungen aus dem Weg zu gehen, rüstete sich das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mit entsprechender Ersatztechnik aus. Überlegt wurde selbst, schlag- und stoßsichere Grubentelefone im Bunker zu nutzen. Die Planung und Koordination der nachrichtentechnischen Ausstattung des Bunkers oblag der Abteilung N in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe des Leiters (AGL). Im Bunker waren vier Arbeitsgänge vollständig für die Nachrichtenübertragung eingerichtet. Arbeitsbereiche mit Übertragung- und Vermittlungstechnik, Fernschreibgeräte, eine Feld- und eine geheime Regierungsvermittlung sowie Funkgeräte sollten die Arbeit der Staatssicherheit aufrechterhalten.



Sammlung: Kommunikation und Abhörvorrichtungen
Datierung: unbekannt
Hersteller: unbekannt
Maße: Tiefe: 21 cm; Höhe: 10,5 cm; Breite: 24 cm
Material: Kabel: Kunststoff,
Gerät: Kunststoff
Farbe: Scheibe: rot,
Hörer: beige,
Boden: beige,
Gesamt: grau
Verwendung: Nachrichtenübermittlung, Telefonieren










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