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Inventar-Nr: B00876
Objekt: Buch


Dokumentation "Leipziger Ring"
Aufzeichnungen eines Montagsdemonstranten 1989/90

In dem 2004 als Broschur erschienenen Buch "Leipziger Ring" schildert der Autor seine Erinnerungen an die Leipziger Montagsdemonstrationen vom Oktober 1989 bis Mai 1990 - an denen er selber teilgenommen hat - an die Geschehnisse in den Tagen dazwischen und auch an damit zusammenhängende Erlebnisse im "Herbst ´89" und Winter 1990 in Berlin und Bitterfeld. Der vorliegende Band ist ein Nachdruck und enthält den unveränderten Text der im Luchterhand Literaturverlag Frankfurt erschienenen Erstausgabe von 1990. Komplettiert wird der Band mit 40, zum Zeitpunkt des Erscheinens teilweise noch unveröffentlichten Fotos, und einem Interview mit Pfarrer Christian Führer über die Montagsdemonstrationen bis 2004. Die Aufzeichnungen basieren größtenteils auf subjektiven Erlebnissen die im Nachhinein nachträglich durch historische Fakten ergänzt wurden.

Im September 1989 wuchs in der Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Bereitschaft zum offenen Widerspruch gegen das Regime der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Leipzig und seine an den Montagen durchgeführten Friedensgebete in der Nikolaikirche wurden dabei zum Zentrum des Protestes. Nach dem Friedensgebet am 4. September 1989 (Messemontag) beteiligten sich neben Ausreisewilligen erstmals auch Mitglieder Leipziger Oppositionsgruppen an den anschließenden Demonstrationen. Bilder dieser Demonstration gingen um die Welt. Während sich die Sicherheitskräfte aufgrund der weltweiten Öffentlichkeit an diesem Tag weitestgehend zurückhielten, kam es an den folgenden Montagen zu zahlreichen Festnahmen. Leipziger Bürgerrechtler wurden zu mehrmonatigen Haftstrafen und empfindlichen Geldstrafen verurteilt. Von Woche zu Woche kamen aber immer mehr Personen auf den Nikolaikirchhof. Am 25. September demonstrierten dann erstmals 5.000 Menschen auf dem Leipziger Ring und liefen bis zur Fußgängerbrücke am Tröndlinring. Nur eine Woche später, am 2. Oktober, waren es bereits 20.000. Der SED-Staat reagierte mit zunehmender Polizeigewalt, erstmals wurden auch VP-Bereitschaften in "Sonderausrüstung" mit Schild, Helm und Schlagstock gegen die Demonstranten eingesetzt. Am 9. Oktober entschied sich dann endgültig der weitere Verlauf der Entwicklungen im Land. Das Regime musste angesichts der mehr als 70.000 friedlichen Demonstranten gewaltlos kapitulieren, danach waren politische und gesellschaftliche Veränderungen nicht mehr aufzuhalten. Montag für Montag gingen in Leipzig danach hunderttausende auf die Straße. Die Leipziger Montagsdemonstrationen gaben das entscheidende Zeichen für den Beginn der Friedlichen Revolution in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Neben zahlreichen, teilweise zeitnah herausgegebenen Abhandlungen zum Thema Umbruch/"Wende" 1989/90, welche umfassend sowohl über die überregionalen als auch die regionalen Ereignisse berichten, wurden auch viele Berichte zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) veröffentlicht. Unmittelbar nach den Besetzungen der Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit (BVfS) durch die Bürger und der Konstituierung von Bürgerkomitees (vgl. Bürgerkomitee Leipzig) nahmen verschiedene legitimierte Arbeitsgruppen und Untersuchungsausschüsse ihre Arbeit auf und begannen mit der Auflösung des MfS und seines Nachfolgers des Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Die Arbeit und die Ergebnisse der Untersuchungen während des Auflösungsprozesses in den Bezirken der DDR wurden dabei in zahlreichen Arbeits- und Abschlussberichten sowie Dokumentationen festgehalten.


Sammlung: Buch
Hersteller: Engelsdorfer Verlag, Jörg Kutter
Maße: Breite: 14,7 cm; Länge: 20,7 cm; Höhe: 1,2 cm
Material: Papier
Farbe: Einband: blau-weiß,
Aufdruck: rot

Autor/Herausgeber: Tetzner, Reiner
Verlag: Edition Vulcanus
Erscheinungsjahr: 2004
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: Nachdruck der Erstausgabe 1990
Umfang: 198 S.








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