Das Kerbloch- bzw. Randlochverfahren

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Das Kerb- bzw. Randlochverfahren, bei dem Karteikarten durch spezielle Einkerbungen kodiert wurden, war vor der Einf?hrung elektronischer Datenverarbeitungssysteme ein g?ngiges System zur Speicherung und Auswertung von Informationen anhand von Karteikarten, das u. a. auch vom Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) genutzt wurde.

Das dem Kerblochverfahren zugrunde liegende Kodierungsprinzip war einfach: Jede Karteikarte (Kerblochkarte bzw. Randlochkarte) im Format DIN A 4 war am Rand zweireihig gelocht, wobei jedem Loch, das durch einen Buchstaben und/oder Zahlenaufdruck eindeutig bezeichnet war, ein bestimmter Sachverhalt zugeordnet wurde (sog. Direktzuordnung). Mit einer Kerblochstanze oder einer Kerbzange konnten die Lochstellen nun zum Kartenrand hin ge?ffnet (gekerbt) und dadurch die gew?nschten Sachverhalte markiert werden. Durch das Stanzen von flachen Kerben (?ber die ?u?ere Lochreihe) und tiefen Kerben (?ber ?u?ere und innere Lochreihe) erhielt jede Karteikarte so einen ganz eigenen Kerbencode, der sie gewisserma?en mit bestimmten Sachverhalten ?programmierte"". Zus?tzlich wurden die Karten wie ganz normale Karteikarten beschriftet.

Die Kerbung der Karten diente in erster Linie zwei Dingen: Zum einen lie?en sich bestimmte, sensible Informationen verschl?sseln, so dass diese beim oberfl?chlichen Betrachten der Karteikarte nicht ersichtlich waren. Zum anderen ? und das war der ausschlaggebende Grund f?r die Entwicklung von Lochkarteien gewesen ? lie?en sich Karteikarten gezielt nach bestimmten Sachverhalten suchen: Dazu wurden eine oder mehrere Suchnadeln in der geschlossen aufgestellten Kartei in die entsprechenden Lochstellen eingef?hrt. Wurden die Nadeln anschlie?end angehoben, fielen nur diejenigen Karten aus dem Stapel, die Personen repr?sentierten, auf die die gesuchten Sachverhalte zutrafen.

Das MfS nutzte das geschilderte Verfahren z. B. f?r seine vierteilige Kerblochkartei F 410 (?KK-Erfassung?). Ein anderes vom MfS genutztes Lochkartenverfahren war das Sichtlochverfahren.


Glossar
Literatur