Die Abteilung 26
(Technische Abh?rma?nahmen)

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Das Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) war nach dem sog. Linienprinzip organisiert: Die meisten Hauptabteilungen (HA) im Ministerium setzten sich als Abteilungen in den einzelnen Bezirksverwaltungen (BVfS) fort. Gemeinsam bildeten sie eine ?Linie?.

Die Linie 26 hie? jedoch sowohl auf Ministeriums- als auch auf Bezirksebene einfach ?Abteilung? (statt ?Hauptabteilung? im Ministerium) und war auf beiden Ebenen f?r den konspirativen Einsatz sog. operativ-technischer Mittel und Methoden im Innern der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zust?ndig. Haupts?chlich im Auftrag anderer Abteilungen des MfS operierend, sorgte sie f?r Telefon?berwachung (?Auftrag A?), f?r ?berwachung von Telex-, Einzelanschl?ssen und Standverbindungen im Fernschreibverkehr (?Auftrag T?), f?r akustische ?berwachung mit Wanzen in geschlossenen und begrenzten freien R?umen (?Auftrag B?), f?r optische und elektronische Beobachtung und Dokumentation vorwiegend in R?umen (?Auftrag D?), sowie f?r den Einsatz spezieller sicherungstechnischer Einrichtungen und chemischer Markierungsmittel (?Auftrag S?, z.B. heimlich entnommene Geruchsproben). F?r den Einbau von Abh?rtechnik drang die Abteilung heimlich (?konspirativ?) in die R?ume ihrer Gegner ein. Auch das Aufsp?ren feindlicher Wanzen in vom MfS genutzten R?umen und ausgew?hlten Auslandsvertretungen der DDR oblag ihr (?Auftrag X?). Sie sorgte f?r die Erarbeitung und Bereitstellung sog. ?authentischer Informationen? im Zusammenhang mit Operativen Vorg?ngen (OV) und Operativen Personenkontrollen (OPK) und zur Unterst?tzung anderer operativer Ma?nahmen und Prozesse. Daf?r arbeitete sie eng zusammen mit anderen Abteilungen, die als ?auftraggebende Diensteinheiten? auftraten, u.a. besonders mit der Linie VIII (Beobachtung, Ermittlung) und der Linie XX (Staatsapparat, Kirche, Kultur, Opposition).

Allein in Ost-Berlin, wo die Versorgung der Haushalte mit Telefonanschl?ssen am gr??ten in der DDR war, unterhielt die Abteilung 26 in den 1980er Jahren 25 Abh?rstudios f?r die Telefon?berwachung. Diese waren von au?en nicht als solche zu erkennen (vgl. konspirative Wohnung) und wurden im durchgehenden 2-Schichtdienst betrieben (wobei w?hrend der Nachtstunden automatisch mitgeschnitten wurde). In Leipzig wurden alle abzuh?renden Telefonanschl?sse von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) aus den Fernmelde?mtern oder von Stasi-Offizieren mit Post-Ausweisen in einen Keller des Fernmeldeamtes geschaltet. Von dort wurden sie ?ber zwei Sonderkabel in den Keller der ?Runden Ecke? geleitet, wo sie an 350 Mitschnittpl?tzen aufgezeichnet werden konnten. Aufgezeichnet wurde, je nach Auftrag, kontinuierlich oder zeitweilig, pro ?Ma?nahme? etwa f?r die Dauer von 30 Tagen. Die Ergebnisse leiteten die Auswerter entweder zusammengefasst oder als w?rtliche Abschrift an die jeweilige ?auftraggebende Diensteinheit? weiter, die dann ?ber das weitere Vorgehen entschied.

Die Abteilung 26 hatte 436 Mitarbeiter auf Ministeriumsebene in Berlin, im Bezirk Leipzig waren zuletzt 46 Mitarbeiter besch?ftigt (Stand: 1989).


Glossar
Literatur