Die Abteilung XIII
(Zentrale Rechenstation)

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Im Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) begann man schon fr?hzeitig, die M?glichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) f?r seine Belange zu nutzen. Bereits seit Anfang der 1960er Jahre verwendete die Staatssicherheit die Rechentechnik des VEB ?Maschinelles Rechnen Berlin? f?r ihre Zwecke, wobei ab 1965 ?ber eine eigene Rechentechnik auf Lochkartenbasis verf?gt werden konnte.

Als Koordinierungsinstanz f?r den EDV-Einsatz im MfS war zun?chst die Arbeitsgruppe zur Sicherung des Reiseverkehrs (ASR), als Vorl?ufer der sp?teren Abteilung XIII, zust?ndig. Sie beschaffte dem MfS im Jahre 1968 z.B. einen modernen franz?sischen Gro?rechner. Genutzt wurden diese ersten Anlagen schon f?r verschiedenste Zwecke, so u.a. f?r die Erfassung von Einreisen im Rahmen der Passierscheinabkommen (vgl. dazu Arbeitsgruppe XVII (AG XVII)), der Erfassung von Besuchern der Leipziger Messe und der Erfassung von Adressen im Rahmen der Postkontrolle.

Ab dem Jahr 1969 bem?hte man sich im MfS zunehmend um den Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung. Besonderen Ausdruck erhielten diese Anstrengungen mit der Bildung der Arbeitsgruppe XIII im Juni 1969 (ab 1972 Abteilung XIII), die von nun an f?r den zentralen EDV-Einsatz im MfS zust?ndig war. Die Abteilung XIII war eine selbst?ndige Diensteinheit, die aber dienstrechtlich der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) unterstellt war. Mit Bildung dieser Arbeitsgruppe begann auch der Aufbau eines eigenen zentralen Rechenzentrums des MfS in Berlin-Wuhlheide. F?r die Ausstattung des neuen Rechenzentrums wurden, neben der bereits vorhandenen Technik, drei leistungsf?hige Gro?rechner der Firma Siemens beschafft. Am Ende des Jahres 1972 hatte die Staatssicherheit damals bereits die gesamten Daten seiner Zentralen Personenkartei F16 (damals ca. 4 Millionen Karteikarten), auf Magnetb?ndern gespeichert und damit eine weitere Voraussetzung f?r den systematischen EDV-Einsatz erf?llt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Hauptverwaltung Aufkl?rung (HVA) in jener Zeit begann, den Einsatz der EDV f?r ihre Zwecke vorzubereiten. Im Jahr 1973 begann dann schlie?lich der Aufbau des ""Systems der Informationsrecherche der HVA"" ? SIRA. In SIRA sollten die Informationen elektronisch registriert werden, die von den Spionen der HVA, zumeist im Westen, beschafft wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte die HVA bereits einige zehntausend Informationen der Vorjahre auf Lochstreifen erfasst. Sie bildeten die Datengrundlage f?r das neue System. Die Datenverarbeitung erfolgte ebenfalls auf einem Siemens S4004-Rechner der Abteilung XIII. Als Software wurde die von Siemens entwickelte gro?speicherorientierte, listenorganisierte Ermittlungsmethode ? GOLEM ? genutzt.

Somit war die Abarbeitung von Datenverarbeitungsprojekten anderer Struktureinheiten des MfS (EDV-Produktion) f?r Abwehr und Aufkl?rung ein zus?tzliches Arbeitsgebiet der Abteilung XIII. Au?erdem hielt sie die EDV-Technik f?r sich und die anderen Struktureinheiten des MfS instand und sorgte f?r die materiell-technische Sicherung des MfS mit EDV-Technik.

Die Abteilung XIII in Berlin hatte 449 Mitarbeiter (Stand: 1989).


Glossar
Literatur