Transitverkehr

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Dadurch, dass sich mit West-Berlin eine vom Westen dominierte Enklave inmitten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) befand, hatte das Wort ?Transit? f?r die DDR, die sich ja so gut wie m?glich vom kapitalistischen Westen abschotten wollte, eine ganz besondere Bedeutung. ?Transit? bedeutete f?r die DDR-F?hrung nicht nur die blo?e Durchquerung ihres Territoriums, sondern gleichzeitig ein Sicherheitsrisiko - denn der zwangsl?ufig durch die DDR verlaufende Transitverkehr barg in den Augen der SED die ?Gefahr?, dass die Abgrenzung vom Westen aufgeweicht w?rde. Nicht nur das Einschmuggeln von staatsfeindlichen ?Hetzschriften?, die wom?glich der ?politisch-ideologischen Diversion? dienen k?nnten, wurde bef?rchtet, sondern auch unerlaubte Treffen zwischen Bundes- und DDR-B?rgern. Die gr??te Sorge war jedoch, dass der Transitverkehr ein ?Loch in der Mauer? sein k?nnte, das eine M?glichkeit zur ?Republikflucht? bot. Dementsprechend gr?ndlich wurde der Verkehr zwischen der Bundesrepublik und Berlin von den ?Sicherheitsorganen? der DDR ?berwacht. Lange Wartezeiten und intensive ?berpr?fungen an den Grenz?bergangsstellen (G?ST) durch Passkontrolleinheiten (PKE) und Zoll waren die Folge f?r die Reisenden. Erhebliche Erleichterungen brachte erst das 1971 zwischen beiden deutschen Staaten abgeschlossene Transitabkommen, in dessen Folge sich die Zahl der Transitreisenden erheblich steigerte. So gab es zwischen 1972 und 1979 j?hrlich 11 bis 18 Mio. zivile Transitreisende, bis in die 1980er Jahre verdoppelte sich die Zahl seit 1972.

Die Lockerung der offenen Kontrollen erforderte vom Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) jedoch einen Ausbau der geheimdienstlichen ?berwachung. Federf?hrend bei der ?Sicherung? der Transitstrecken (Stra?e/Autobahn) war die Hauptabteilung VIII des MfS, die mit den Abteilungen der Transit?berwachung der DDR-Zollverwaltung sowie den ?Verkehrsgruppen Transit? der Deutschen Volkspolizei (DVP) ?operativ zusammenwirkte?. Zugleich wurden diese Kr?fte sowie alle anderen Mitarbeiter von Transit-Einrichtungen durch die Stasi ?berwacht und kontrolliert (vgl. Linie Linie I). Auf den Transitstrecken waren st?ndig Funkstreifenwagen der DVP bzw. zivile Fahrzeuge von Stasi und Zoll unterwegs, um ?Missbrauchshandlungen? oder ?operativ-bedeutsame? Vorg?nge zu beobachten und ggf. zu unterbinden. Auch die Rastst?tten und Parkpl?tze wurden intensiv von den ?Sicherheitsorganen? ?berwacht, unterst?tzt durch ein dichtes Netz von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) des MfS, die z.B. als Mitropa-Kellner oder Intershop-Verk?ufer arbeiteten. Zur ?Tiefensicherung?, also der Kontrolle und Absicherung des Gel?ndes in 5 km Breite um die Transitwege, wurden ?Transit-Abschnittsbevollm?chtigte?, freiwillige VP-Helfer und IM der Stasi eingesetzt. Sie sollten vor allem ?operative Schwerpunktbereiche? ausfindig machen, z.B. Stellen, die h?ufig f?r Schleusungen benutzt wurden.

F?r die Absicherung des Transitverkehrs auf den Strecken der Deutschen Reichsbahn sowie den Binnenwasserstra?en der DDR war wiederum die Linie XIX des MfS zust?ndig. Unterst?tzt wurde sie dabei von der Transportpolizei (Bahn) bzw. den Kr?ften des Wasserschutzes der DVP. Doch trotz des hohen Kr?fte- und Mitteleinsatzes konnte das MfS seine Aufgabe angesichts der Dichte des Transitverkehrs (1985 z.B. durchquerten ?ber 23 Mio. Reisende per Auto und Bahn die DDR) nur in Ans?tzen erf?llen.


Glossar
Literatur