Die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze

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Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Besetzung des gesamtdeutschen Territoriums durch die vier Besatzungsm?chte (Sowjetunion, USA, Gro?britannien und Frankreich) markierten den Anfangspunkt f?r die weitere Entwicklung Deutschlands ? die Teilung in zwei deutsche Staaten, die unterschiedlichen politischen Lagern angeh?rten und deren Grenzen die Frontlinie des ?Eisernen Vorhangs? bildeten.

Bereits im Londoner Protokoll ?ber die Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Gro?-Berlin vom 12. September 1944 wurde der Verlauf der Grenze, der sp?ter im Jahre 1949 gebildeten Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), im Wesentlichen bestimmt. Die darin festgelegte Grenze verlief weitgehend entlang der bis 1945 bestehenden Landes- und Provinzgrenzen: von der L?becker Bucht nach S?den bis an die Elbe, entlang der Westgrenzen Mecklenburgs, Sachsen-Anhalts, der West- und S?dgrenzen Th?ringens sowie der S?dgrenze Sachsens bis zur deutsch-tschechoslowakischen Grenze ostw?rts von Hof.

Jene Grenzfesten konnten jedoch nicht die st?ndig andauernde Abwanderungsbewegung aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. DDR in die angrenzenden Besatzungszonen bzw. BRD aufhalten. Die Staatsf?hrung der DDR sah sich gezwungen, dem entgegen zu wirken. Aus diesem Grunde verf?gte die DDR-Regierung am 26. Mai 1952, drei Tage vor der Unterzeichnung der Vertr?ge ?ber die ?Europ?ische Verteidigungsgemeinschaft?, auf Grundlage der Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der DDR, die Abriegelung der Westgrenze. Es wurde eine 5 Kilometer lange Sperrzone aufgebaut und unmittelbar an der Demarkationslinie ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen, sowie ein 500 Meter breiter ?Schutzstreifen? errichtet. Damit einher gingen auch die Umsiedlung von rund 8.000 im Grenzgebiet lebender Menschen und die Sperrung aller Land- und Wasserwege. Um die Sicherheit dieser Grenze zu gew?hrleisten, gab es, neben einer eigens zu diesem Zweck gegr?ndeten Grenzpolizei, die sp?ter in den Bereich der Grenztruppen der DDR aufging, entsprechende Schutz- und Sicherheitsorgane. Unterst?tzt wurden sie durch freiwillige Helfer, den so genannten Grenztruppenhelfern, die die gleichen Befugnisse wie Hilfspolizisten besa?en. Dies und der im Sommer 1952 begonnene Ausbau des ?Schutzstreifens? machten unmissverst?ndlich klar, dass es nicht um den Schutz der Bev?lkerung bzw. des Staatsgebietes ging, sondern vielmehr um die Verhinderung von Fluchtversuchen. In der folgenden Zeit wurden dann weitere umfangreiche Sperranlagen errichtet, die aus mehrfachem Stacheldraht, Minen, Gr?ben, Stolperdraht, optischen und elektrischen Warnanlagen, Selbstschussanlagen, Wacht?rmen, Erdbunkern, Beobachtungsst?nden, Lichtsperren sowie Hunde-Laufanlagen bestanden. Dar?ber hinaus best?tigte der Nationale Verteidigungsrat (NVR) am 3. Mai 1974 den ?Schusswaffeneinsatz gegen Grenzverletzer?.

Berlin nahm in den Grenzvereinbarungen zun?chst eine Sonderstellung ein. Gem?? des Londoner Protokolls war Gro?-Berlin in vier Sektoren und ?einem besonderen Besatzungssystem? unterstellt. Die Verwaltung ?bernahm eine Interalliierten Beh?rde (?Komendatura?), die unter Leitung des Kontrollrates arbeitete. Infolgedessen blieb der Westteil der Stadt vorerst von einer Abriegelung noch verschont, wurde aber aufgrund der versch?rften Bedingungen in der SBZ bzw. DDR zum Fluchtziel Nummer eins f?r deren B?rger. Trotz erh?hter Kontrollma?nahmen und verst?rkter Bestrafung fl?chtiger DDR-B?rger, gelang nicht die v?llige Eind?mmung der Fluchtwelle. Um aber endlich der Situation Herr zu werden, liefen am 9. August 1961, unter strengster Geheimhaltung, die Vorbereitungen f?r die Abriegelung Westberlins. Dies beinhaltete den Einsatz von Polizei-, Pionier- und Kampfgruppeneinheiten, die ?ber Nacht die 45 Kilometer lange innerst?dtische Grenze und 160 Kilometer am ?Ring? um Westberlin abriegeln sollten. Diese, sowie Truppen der Nationalen Volksarmee (NVA), sollten pr?sent sein und bei m?glichen Ausschreitungen eingreifen. Am 13. August 1961 um 1.00 Uhr wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Die Grenz?berg?nge wurden geschlossen, der U- und S-Bahnverkehr zwischen Ost- und Westberlin gekappt, 48 S-Bahnh?fe wurden f?r den Intersektorverkehr gesperrt und 13 U-Bahnh?fe v?llig geschlossen. W?hrend all dies geschah, fanden gleichzeitig die pioniertechnischen Absperrma?nahmen statt (Trennung der Gleisverbindungen, Aufstellung von Spanischen Reitern, Errichtung von Drahtsperren und Legung von Betonschwellen). Der Einsatz war dann gegen 6.00 Uhr beendet und beide deutschen Teile nun endg?ltig von einander getrennt. Mit diesen Ma?nahmen wurde jegliche Form von Kommunikation zwischen dem Ostteil der Stadt und den Westsektoren unterbunden. Die Westm?chte protestierten zwar gegen die Errichtung der Sperren, sahen jedoch ihre eigenen Garantieverpflichtungen f?r Berlin (West) nicht ber?hrt und nahmen die ver?nderte Lage schlie?lich hin. Doch obwohl der Weg deutlich erschwert worden war, kam es immer noch zu zahlreichen Grenzdurchbr?chen. Somit sah sich der bereits fast aufgel?ste Einsatzstab zur Grenzabrieglung gezwungen, noch einmal in Aktion zu treten. Es wurden weitere Gr?ben gezogen, Betonpf?hle aufgestellt, Betonplatten errichtet und die Kanalisation gegen?ber Fluchtversuchen gesichert. Die ersten Kontaktaufnahmen zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt nach dem Bau der Mauer wurden durch das so genannte erste ?Passierscheinabkommen? geregelt. Es erlaubte Ende 1963 befristet den ?Einwohnern von Berlin-West den Besuch bei ihren Verwandten in Berlin (Ost), der Hauptstadt der DDR, mit Passierscheinen. Zur Ausgabe der Passierscheine wurden in den West-Berliner Bezirken 12 B?ros{x] eingerichtet, in denen Angestellte der Ost-Berliner Post Antr?ge entgegennahmen und Passierscheine ausgaben. Die Passierscheinregelung konnte in den folgenden drei Jahren erneuert werden, scheiterte aber 1966 an den erh?hten Anspr?chen der DDR. Nur die Passierscheinstelle f?r dringende Familienangelegenheiten (H?rtestelle) konnte ihre Arbeit bis zum Ende der DDR fortsetzen.

Im Zuge der KSZE-Schlussakte von Helsinki im Jahr 1975 und als Gegenleistung f?r die Milliardenkredite der Bundesrepublik Deutschland bzw. der unterschriebenen v?lkerrechtlichen Verpflichtung des Verbotes des Mineneinsatzes gegen die Zivilbev?lkerung, die im Dezember 1983 in Kraft trat, baute die DDR bis zum 30. November 1984 die Selbstschussanlagen an der Grenze wieder ab. Aber erst am 12. November 1989 wurde vom damaligen Verteidigungsminister Heinz Kessler auch die offizielle Aufhebung des ?Gebrauchs oder Einsatzes von Schusswaffen? an der Grenze bekannt gegeben.

Am Abend des 9. November 1989 verk?ndet das Politb?romitglied der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), G?nter Schabowski, auf einer im Fernsehen direkt ?bertragenen internationalen Pressekonferenz ?berraschend einschneidende Reiseerleichterungen f?r Privatreisende in die BRD und Westberlin. Wegen der Fehlinformation, dass die Regelung ?sofort, unverz?glich? in Kraft trete, setzte daraufhin noch in der gleichen Nacht ein Ansturm auf die Grenz?berg?nge ein. Vor diesem kapitulierten die Passkontrolleure. Gegen 21:30 Uhr ?berschritten die ersten DDR-B?rger die Grenze. Sie erhielten einen Stempel ?ber das Passbild im Personalausweis: der letzte Versuch einer Ausb?rgerungsaktion des Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS). Noch in der Nacht wurden die Tore der Berliner Mauer vollst?ndig ge?ffnet. Nach 28 Jahren war damit die Mauer faktisch gefallen.

Alle Ma?nahmen, die Grenze undurchdringbar zu machen unterbanden die Fluchtversuche nicht g?nzlich, denn die Sehnsucht nach den Verwandten oder die erduldeten Repressalien in der DDR, veranlassten viele Menschen zur ?Republikflucht?. ?ber 40.000 Menschen fl?chteten unter Lebensgefahr ?ber die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze. Dabei kam es immer wieder zu Toten und Verletzten auf der Seite der Fl?chtlinge, aber auch auf Seiten der Grenztruppen der DDR. Bis 1989 forderte das Grenzregime der DDR ?ber 900 Todesopfer.


Glossar
Literatur