Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)

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Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war eine aus dem Zusammenschluss der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) hervorgegangene politische Partei in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Sie entstand unter dem Druck der Sowjetischen Milit?radministration in Deutschland (SMAD) und gegen den teilweise erbitterten Widerstand der SPD. Besiegelt wurde die (Zwangs-)Vereinigung auf einem gemeinsamen Parteitag von KPD und SPD am 21./22. April 1946 in Ost-Berlin. Anfangs noch eine Massenpartei die statutengerecht alle Funktionen parit?tisch mit Kommunisten und Sozialdemokraten besetzte ? demnach Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl gleichberechtigte Parteivorsitzende waren ? entwickelte sie sich unter dem Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht zur f?hrenden Partei in Form einer kommunistischen Kaderpartei ? zur so genannten Staatspartei ? in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie verstand sich als ?der bewusste und organisierte Vortrupp der Arbeiterklasse und des werkt?tigen Volkes der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik?, die ihre F?hrungsrolle und ihren Machtanspruch 1968 sogar in der Verfassung der DDR festschrieb. Beim politischen System der DDR handelte es sich letztlich um eine Parteidiktatur, waren doch die Organe aller drei Gewalten umfassend mit SED-Nomenklaturkadern [diese mussten vor der Kandidatur zur Wahl in die Parteifunktion vom Zentralkomitee (ZK) der SED best?tigt werden] besetzt. Ihren F?hrungsanspruch und die Absicherung ihrer Monopolstellung setzte die SED dabei vor allem mit Hilfe des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS) durch, welches sich selber als ?Schild und Schwert der Partei? verstand.

Die Organisation der SED entsprach dem Parteiaufbau der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Dem sowjetischen Vorbild folgend herrschten das Prinzip des ?demokratischen Zentralismus? und eine vollkommene hierarchische Gliederung. H?chstes Parteiorgan war der Parteitag (trat seit 1971 alle f?nf Jahre zusammen), der das ZK der SED w?hlte. Dieses wiederum w?hlte auf der im Anschluss stattfindenden, jeweils konstituierenden, geschlossenen ZK-Tagung die Mitglieder des Sekretariats des ZK (verantwortlich f?r die Durchsetzung und Kontrolle der Parteibeschl?sse), die Mitglieder des Politb?ros des ZK sowie den Generalsekret?r des ZK. Auf Bezirks- und Kreisebene wiederholte sich die Struktur der Zentralebene. In den Bezirken gab es SED-Bezirksorganisationen, deren Bezirksdelegiertenkonferenzen w?hlten die SED-Bezirksleitung und diese wiederum bestimmten das Sekretariat und den 1. Sekret?r der SED-Bezirksleitung. In den Kreisen bestanden die SED-Kreisorganisationen, deren Kreisdelegiertenkonferenzen w?hlten die SED-Kreisleitung und diese wiederum das Sekretariat und den 1. Sekret?r der SED-Kreisleitung. Die Grundorganisationen (GO), der jedes SED-Mitglied angeh?rte und die sich fast immer am Arbeitsplatz befanden, wurden von einem Parteisekret?r geleitet und waren der SED-Kreisleitung unterstellt. Ihre Leitungen w?hlten die GO auf Mitgliederversammlungen, oder im Falle der Untergliederung in Abteilungsparteiorganisationen (APO), auf Delegiertenkonferenzen. Die SED war nach dem Territorial- und Produktionsprinzip aufgebaut, es gab Untergliederungen in den Bezirken und Kreisen als auch in Betrieben, staatlichen Einrichtungen sowie Massenorganisationen. Damit unterlag faktisch jeder Bereich des ?ffentlichen Lebens ihrem Einfluss. Die Wahlen auf allen Ebenen hatten den Charakter von partei?ffentlichen Akklamationen und waren keineswegs das Ergebnis freier Diskussion und Entscheidung, wurde doch vorab hinter verschlossenen T?ren festgelegt wer kandidieren durfte ? nur ?verl?ssliche? Kader wurden ausgew?hlt.

Auch im Ministerium f?r Staatssicherheit gab es eine eigene Parteistruktur, die auf bedingungsloser Unterordnung und Parteidisziplin beruhte. Grunds?tzlich waren, bis auf wenige Ausnahmen, alle hauptamtlichen MfS-Mitarbeiter Mitglieder der SED. Diese verteilten sich auf mehrere SED-Gliederungen: auf die Kreisparteiorganisation in der Zentrale des MfS in Berlin, jeweils eine Parteiorganisation in jeder Bezirksverwaltung f?r Staatssicherheit (BVfS) und je eine Grundorganisation in jeder Kreisdienststelle f?r Staatssicherheit (KDfS). Die jeweiligen Leiter einer Bezirksverwaltung waren zugleich Mitglieder der SED-Bezirksleitung, die Leiter der Kreisdienststellen gleichzeitig Mitglieder der SED-Kreisleitung.

Die SED hatte im Mai 1989 2.260.979 Mitglieder und 64.016 Kandidaten und somit bezogen auf die Bev?lkerungszahl (ca. 16,8 Millionen Einwohner), die meisten Mitglieder unter den kommunistischen Parteien des Ostblocks.

Die SED verweigerte sich den seit Mitte der 1980er Jahre in der UdSSR eingeleiteten Reformen. Erst die revolution?ren Ereignisse in der DDR im Herbst und Winter 1989 (?Wende?), f?hrten zu grundlegenden Ver?nderungen, in deren Folge auch die SED ihren Machtanspruch verlor.

Am 1. Dezember 1989 strich die Volkskammer der DDR den F?hrungsanspruch der SED aus der Verfassung und auf der 12. und letzten Tagung des ZK der SED am 3. Dezember 1989 wurden nicht nur Erich Honecker und weitere ehemalige Spitzenfunktion?re aus der Partei ausgeschlossen, auch das ZK und sein Politb?ro traten geschlossen zur?ck. Die Partei wurde jedoch nicht aufgel?st, stattdessen w?hlte man den Rechtsanwalt Gregor Gysi zum Parteivorsitzenden und benannte sie einfach in Sozialistische Einheitspartei Deutschlands ? Partei des demokratischen Sozialismus (SED-PDS) um, die mit Beschluss des neuen Vorstandes vom 4. Februar 1990 dann nur noch als Partei des demokratischen Sozialismus (PDS) firmierte. Seit 2005 nennt sie sich nunmehr ?Die Linkspartei?.

Vorsitzende bzw. Generalsekret?re oder 1. Sekret?re der SED:

Wilhelm Pieck (1946 bis 1954),
Otto Grotewohl (1946 bis 1954),
Walter Ulbricht (1950 bis 1971),
Erich Honecker (1971 bis 1989),
Egon Krenz (1989)


Glossar
Literatur