Aktion ?St?renfried?

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Anl?sslich des 69. Jahrestages der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg fand am 17. Januar 1988 der allj?hrliche von der F?hrung der SED inszenierte propagandistische Massenaufmarsch statt. Die ?Arbeitsgruppe Staatsb?rgerschaftsrecht der DDR?, die sich f?r die Beratung der Ausreisewilligen aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) einsetzte, hatte den Impuls gegeben, die Veranstaltung f?r eine Deklaration eigener Interessen zu nutzen. Dazu sollten 16 Transparente mit Luxemburg-Zitaten, wie z.B.: ?Wer sich nicht bewegt, sp?rt die Fesseln nicht? oder ?Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden? beschrieben werden, welche den Widerspruch zwischen Realit?t und Anspruch der DDR-Wirklichkeit veranschaulichten. Die meisten Oppositionellen distanzierten sich von dem Vorhaben, denn ein Zusammengehen der Interessen der Ausreisewilligen, die das System verlassen wollten, mit denen der Oppositionsgruppen, die ?berwiegend f?r eine Reform des Staates eintraten, sollte verhindert werden.

Das Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) war ?ber die Aktion fr?hzeitig informiert und versuchte die geplanten Proteste vorbeugend zu verhindern. 118 B?rger wurden in den Tagen vor der Gedenkveranstaltung dar?ber belehrt, am Tag des Marsches, ihre Wohnung nicht zu verlassen, 19 Personen durften kurzfristig ausreisen. Am 17. Januar 1988 wurden am Rande des Umzuges insgesamt 105 Personen verhaftet, deren gr??ter Teil Ausreisewillige waren. Doch befanden sich auch 35 Personen darunter, die zu den f?hrenden K?pfen der Berliner Oppositionsgruppen geh?rten. Die staatliche Aktion, die MfS-intern unter dem Namen ?St?renfried? firmierte und der Verhinderung b?rgerlicher Meinungsfreiheit galt, zielte demnach auf die Schw?chung der B?rgeropposition. Ab dem 20. Januar 1988 kam es in Teilen der DDR zu Solidarit?tsbekundungen mit den Inhaftierten, zuerst in Leipziger Kirchen. Auch die bundesdeutschen Medien berichteten kontinuierlich ?ber das harte Durchgreifen der Staatssicherheit. Am 25. Januar 1988 zeigte die Staatssicherheit, dass sie gewillt war die harte Linie gegen die Opposition fortzuf?hren. Sie verhafteten Freya Klier, B?rbel Bohley, Werner Fischer, Ralf Hirsch sowie Regina und Wolfgang Templin. Unter Androhung langer Haftstrafen unterschrieben sie Ausreiseantr?ge, die zu Ausb?rgerungen oder zu l?ngeren Aufenthalten in England oder der Bundesrepublik Deutschland (BRD) f?hrten. Die Protestbewegung in Ost-Berlin wurde damit entscheidend geschw?cht.

Von nun an registrierte die Staatssicherheit alle Protestaktionen DDR-weit bis Ende November bzw. Anfang Dezember 1989 unter dem Decknamen ?Aktion St?renfried?. Unter dem Stichwort ?St?renfried? finden sich bei der BStU unz?hlige Vorg?nge, die f?r jeden Tag bis Anfang Dezember 1989 ?ber die Opposition im Land berichten, hinzu kommen Wochen- und Monatszusammenfassungen. Dahinter stand eine neue Qualit?t der Repressions- und ?berwachungsma?nahmen des MfS, denn die politisch-operative Bearbeitung der oppositionellen Gruppierungen sollte unter Einsatz aller m?glichen Kr?fte der Staatssicherheit umfassend aufgekl?rt und vorbeugend verhindert werden.


Glossar
Literatur