Christlicher Arbeitskreis Weltumwelttag (AKW)

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Der Christliche Arbeitskreis Weltumwelttag (AKW) war ein Zusammenschluss einzelner Mitglieder verschiedener Leipziger Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, die den ?Plei?epilgerweg? 1989 in Leipzig organisierten. Das K?rzel ?AKW? ist als Anspielung auf ?berlegungen staatlicher Stellen zum Bau eines Atomkraftwerkes im Kreis Oschatz (im Bezirk Leipzig) zu verstehen. In Ver?ffentlichungen betitelte sich der AKW selbst als ?Gruppe mit Ausstrahlung?.

Der AKW sah seine Aufgabe darin, Informationen ?ber die Umweltverschmutzung der Plei?e (einem verrohrten Fluss in Leipzig) und ihre Erzeuger zu sammeln. F?r den geplanten Plei?epilgerweg gab der Arbeitskreis das Info-Heft die ?Plei?e? heraus (vgl. dazu auch Samisdat-Literatur). Trotz staatlichem Verbot wurde der Plei?epilgerweg am 4. Juni 1989 durchgef?hrt. Die Volkspolizei verhaftete zahlreiche Teilnehmer, Mitglieder der Umweltgruppen stellte man bereits am Vortag unter Hausarrest. Der AKW richtete nach der Aktion mehrere Beschwerden an staatliche Stellen, weil diese den Pilgerweg verboten und mit massiver polizeilicher Gewalt auf die Demonstranten reagiert hatten. Daraufhin wurde ein Gespr?ch mit der Abteilung Inneres des Rates des Bezirkes einberufen, bei dem von staatlicher Seite die Unterst?tzung f?r die geplante Veranstaltung 1990 angeregt wurde. Wie diese ausgesehen h?tte, bleibt offen. F?r ein zweites Plei?eheft schrieb der AKW alle am Flusslauf gelegenen Kirchengemeinden an, um m?glichst zuverl?ssige Ausk?nfte ?ber den Zustand der Plei?e zu gewinnen. Der AKW verstand sein Engagement f?r den Fluss als langfristige Initiative, zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem sich der ?kologische Zustand entscheidend gebessert h?tte. Durch fundierte Informationen zur ?kologischen Situation erreichte der AKW einen hohen Politisierungsgrad des Protestes, die Opposition in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erfuhr dadurch erneut einen Aufschwung.

Auch bei den Montagsgebeten im Oktober und November 1989 vertrat der AKW seine Interessen. Eine Eingabe, welche die Sanierung der Plei?e und die Stilllegung der Braunkohle veredelnden Betriebe in B?hlen, Espenhain und Rositz forderte, wurde von 1.077 Leipzigern unterschrieben. Danach nahm die Arbeit im AKW jedoch ab, weil viele Mitglieder sich im rasant beschleunigenden politischen Umbruch anderweitig engagierten, beispielsweise im Neuen Forum oder im B?rgerkomitee zur Aufl?sung der Staatssicherheit. Die Belange des Flusses werden seit 1990 von verschiedenen lokalen Gruppierungen vertreten, z.B. dem Stadt-Kultur-Projekt-Leipzig oder dem F?rderverein ?Neue Ufer?. Auf dessen Initiative hin wurde beispielsweise der innerst?dtische Plei?em?hlgraben freigelegt.


Glossar
Literatur