Spiritus-Umdruck-Verfahren oder Ormig-Vervielf?ltigung (Druckverfahren)

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Spezielles Verfahren zur Vervielf?ltigung einfacher Druckerzeugnisse in geringer Auflage, auch als Hektographie (griechisch: ?Hundertschreibung? oder Verhundertfachung) bezeichnet. In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war das Umdruckverfahren unter dem Synonym ?Ormig? bekannt und wurde bei vielen Oppositionsgruppen zur Vervielf?ltigung ihrer Flugbl?tter und Untergrundzeitschriften (Samisdat) eingesetzt. Der Name geht auf die Berliner Organisationsmittel GmbH (Ormig) zur?ck. Um illegale Schriften in gr??erer Auflage herzustellen, wandten Mitglieder oppositioneller Gruppen in der DDR auch die Methode der Wachsschablonen-Vervielf?ltigung an.

F?r das Spiritus-Umdruck-Verfahren werden so genannte ?Spirit-Carbon-Sets? ben?tigt. Diese bestehen aus einem besonders beschichteten Papier (Kunstdruckpapier) und einem mit spezieller Druckfarbe versehenen Durchschlagpapier (Spirit-Carbon). Die Schrift oder bildliche Darstellungen werden mit der Hand oder der Schreibmaschine auf das Set ?bertragen, so dass eine seitenverkehrte und farbintensive Kopiervorlage (?Matrize?) entsteht. In einem zweiten Arbeitsschritt wird das zu bedruckende Papier mit Spiritus befeuchtet und gegen die Matrize gepresst. Ein Teil der Farbe wird herausgel?st und auf das Papier ?bertragen. Der so entstandene Abzug ist nunmehr wieder seitenrichtig. Die Qualit?t des Drucks nimmt mit zunehmender Kopieanzahl ab, da die Matrize an Druckfarbe und damit der Abzug an Farbs?ttigung verliert. Der Druckvorgang kann mittels eines elektrischen Umdruckers oder Hektographen (Vervielf?ltigungsger?t mit Handkurbel und Walze) oder per Hand durchgef?hrt werden. Je nach Qualit?t der Materialien lassen sich zwischen 30 und 250 Abz?ge herstellen. Aus der geringen Farbstabilit?t ergibt sich aber ein gro?es Problem f?r die Archivierung und Erhaltung derart kopierter Schriftst?cke. Durch die beschr?nkte Lichtbest?ndigkeit verblassen die Schriftzeichen im Alterungsprozess relativ schnell. Daher werden die Abz?ge in Archiven und Museen kopiert, im Dunkeln gelagert und nur sehr selten im Original herausgegeben oder gar verliehen.

Vervielf?ltigungsger?te waren in der DDR ?u?erst selten und unterlagen einer strengen Genehmigungspflicht und ?berwachung, der private und unkontrollierte Besitz einer solchen Maschine war daher fast unm?glich und verboten. Neben der staatlichen Verwaltung und einigen Betrieben verf?gten nur kirchliche Einrichtungen ?ber derartige Technik. Zum Teil stellten sie diese den B?rgerrechtlern f?r ihre Arbeit zur Verf?gung. Es gab aber auch wenige nicht registrierte, also illegale Ger?te, die zumeist noch aus der Zeit vor 1945 stammten. Die notwendigen Materialien mussten gr??tenteils aus der Bundesrepublik organisiert werden.


Glossar
Literatur