Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer (FWTV)

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Der 1986 auf Initiative von Diakon und sp?teren Jugendwart Michael Frenzel in Ost-Berlin gegr?ndete Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer (FWTV) war eine regional gegliederte und ungenehmigte Vereinigung. Im Jahr 1989 geh?rten dem FWTV 17 Gruppen mit 24 Regionalvertretern an.

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde 1962 die allgemeine Wehrpflicht eingef?hrt, ohne dass eine M?glichkeit bestand, den Waffendienst zu verweigern. Die jungen M?nner, die meist aus religi?sen Gr?nden den Dienst ablehnten, mussten mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Gef?ngnisstrafen mit bis zu einem Jahr Haft, staatliche Repressionen und die Verhinderung zuk?nftiger Lebenspl?ne drohten. Bis zum Jahr 1964 hatten sich etwa 1.500 M?nner dem Wehrdienst verweigert, so dass ab diesem Zeitpunkt ein waffenloser Wehrdienst (Bausoldat) eingef?hrt wurde. Von nun galt als Wehrdiensttotalverweigerer derjenige, der sich f?r keine dieser beiden Alternativen entschied. Verweigerer konnten mit Haftstrafen von 18 bis 26 Monaten sanktioniert werden, das Ausma? an staatlicher Diskriminierung nahm drastisch zu.

Nachdem im Herbst 1985 etwa 70 Totalverweigerer verhaftet worden waren gr?ndete sich der FWTV. Obwohl sich die Gruppe nur in kirchlichen R?umen treffen konnte, verstand sie sich explizit nicht als kirchliche Basisgruppe. In ihrer Grundsatzerkl?rung vom 7. November 1987 erl?uterte die Gruppe, dass sie sich als solidarische Gemeinschaft verstehe, die ?ber die Verflechtung von Milit?r, Wirtschaft und Gesellschaft aufkl?ren und informieren wolle. Sie erhob den Anspruch Ansprechpartner f?r potentielle und tats?chliche Verweigerer zu sein und forderte die uneingeschr?nkte Anerkennung des Menschenrechts auf Verweigerung aller Kriegsdienste. ?berregionale Treffen verschiedener Regionalgruppen des FWTV fanden 1988 und ein Jahr sp?ter statt, hier kam es sogar zu einer Zusammenkunft mit Kriegsdienstverweigerern aus der Bundesrepublik und Spanien. Ziel war dabei stets die Vernetzung der Totalverweigerer, um eine gr??ere ?ffentlichkeit f?r das Thema zu sensibilisieren. Zu den wichtigsten Aktionen des FWTV z?hlten die Erschaffung und Aufstellung der Plastik ?Dem unbekannten Deserteur? und das Einschmelzen von Wehrdienstausweisen im Jahr 1990. Der Freundeskreis gab 1989 auch die Samisdat-Zeitschrift ?Sag nein? in einer Auflage von etwa 100 Exemplaren heraus, die im Ormig-Verfahren gedruckt wurde. In dem Blatt berichtete der FWTV ?ber Wehrdienstverweigerung in der DDR und im Ausland.

Nach der Entmachtung der SED wurde 1990 ein Zivildienstgesetz verabschiedet, 1991l?ste sich der FWTV aus Altersgr?nden dann auf.


Glossar
Literatur