Gerd Poppe (geb. 1941)
B?rgerrechtler

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Am 25. M?rz 1941 in Rostock geboren, Physikstudium, Diplom-Physiker.

Gerd Poppe engagierte sich seit 1968 in oppositionellen Kreisen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und war mit dem Regimekritiker Robert Havemann befreundet. Er unterschrieb im gleichen Jahr eine Protesterkl?rung gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei (?Prager Fr?hling?). Er nahm an Lesezirkeln mit kritischen Autoren teil, engagierte sich fr?hzeitig in verschiedenen Friedenskreisen und kn?pfte auch Kontakt mit dem westdeutschen Studentenf?hrer Rudi Dutschke. Er verweigerte 1975 den Wehrdienst mit der Waffe und leistete daraufhin einen sechsmonatigen Dienst als Bausoldat. Als er 1976 gegen die Ausb?rgerung Wolf Biermanns protestierte, wurde ihm das Einstellungsversprechen in die Akademie der Wissenschaften entzogen. Daraufhin war er als Maschinist in einer Ost-Berliner Schwimmhalle t?tig.

Zusammen mit seiner Ehefrau Ulrike Poppe initiierte er einen Kinderladen mit, veranstaltete Dichterlesungen in der gemeinsamen Wohnung und beteiligte sich an unabh?ngigen Publikationen. Beide gerieten verst?rkt unter Beobachtung des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS). Poppe hatte auch Kontakte zu den Unterzeichnern der ?Charta 77? in der CSSR (vgl. dazu Vaclav Havel). Durch ein Auslandsreiseverbot im Zeitraum von 1980 bis 1989 sollten seine vielf?ltigen Kontakte zur osteurop?ischen Opposition unterbunden werden. 1985 geh?rte Poppe zu den Mitbegr?ndern der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM), er war auch Mitherausgeber und Autor diverser Samisdat-Publikationen (?Grenzfall?, ?Spuren? und ?Ostkreuz?). Die Staatssicherheit z?hlte Poppe zu den unvers?hnlichen Feinden des SED-Regimes und versuchte ihn durch Zerm?rbung und Zersetzung zur st?ndigen Ausreise zu bewegen. Poppe wurde systematisch bespitzelt und in mehreren operativen Vorg?ngen (OV) bearbeitet. Der OV ?Zirkel?, der ihm und seiner Ehefrau galt, umfasste 30 B?nde.

Vom Dezember 1989 bis M?rz 1990 vertrat er die IFM als Sprecher am Zentralen Runden Tisch (ZRT) der DDR und arbeitete in der Arbeitsgruppe ?Neue Verfassung der DDR? mit. Als Vertreter des Runden Tisches Anfang Februar 1990 in eine ?Regierung der nationalen Verantwortung? eintraten, erhielt Gerd Poppe ? neben 7 weiteren Personen - den Status eines ?Ministers ohne Gesch?ftsbereich?. Die Hauptaufgabe der neuen Minister bestand darin, die Regierung zu kontrollieren und die Zusammenarbeit zwischen ZRT und Regierung zu gew?hrleisten. In der ersten frei gew?hlten Volkskammer der DDR nahm er die Funktion des stellvertretenden parlamentarischen Gesch?ftsf?hrers der Fraktion ?B?ndnis 90/Gr?ne? wahr. Von Dezember 1990 bis September 1998 war er Abgeordneter des Bundestags und au?enpolitischer Sprecher der Fraktion ?B?ndnis 90/Die Gr?nen?. Zugleich war er Mitglied der Enquete-Kommissionen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Von 1998 bis 2003 war er Beauftragter f?r Menschenrechtspolitik und Humanit?re Hilfe im Ausw?rtigen Amt.


Glossar
Literatur