Willi Stoph (1914-1999)
Vorsitzender des Ministerrates der DDR

[schließen]

Willi Stoph, geboren am 9. Juli 1914 in Berlin, war einer der f?hrenden Repr?sentanten der SED-Diktatur.

Stoph besuchte die Volksschule und absolvierte eine Maurerlehre. Bereits in seiner Jugend unterhielt er Verbindungen zu kommunistischen Organisationen. Stoph war zun?chst Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und trat 1931 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Von 1931 bis 1934 war er Mitarbeiter des kommunistischen Nachrichtendienstes und im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv. W?hrend des Zweiten Weltkrieges wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen, 1942 verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz. Stoph bet?tigte sich illegal politisch und unterhielt Kontakte zur kommunistischen Widerstandsgruppe von Anton Saefkow. Von April bis Juli 1945 befand sich Stoph in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und kehrte anschlie?end nach Berlin zur?ck. Hier machte er schnell in der KPD und sp?ter der SED politische Karriere.

Bereits 1950 wurde er Mitglied im Zentralkomitee (ZK) der SED und 1953 im Politb?ro. Beide ?mter behielt er, ebenso wie seit 1950 ein Volkskammermandat, bis zur Friedlichen Revolution 1989. Stoph wurde 1952 Mitglied des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und war von 1952 bis 1955 Minister des Innern, wobei er an Auf- und Ausbau der Kasernierten Volkspolizei (KVP) sowie des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS) beteiligt war. Anschlie?end war er bis 1960 Minister f?r Nationale Verteidigung. Dabei stieg er in den Rang eines Armeegenerals auf.

Nach dem Tod von Otto Grotewohl wurde Willi Stoph dessen Nachfolger als Vorsitzender des Ministerrates. In dieser Eigenschaft traf er sich 1970 mit Bundeskanzler Willy Brandt zu den ersten offiziellen deutsch-deutschen Gespr?chen zwischen Spitzenpolitikern, zun?chst in Erfurt (19. M?rz 1970) und dann in Kassel (21. Mai 1970). Als Walter Ulbricht 1973 starb, ?bernahm Stoph das Amt des Staatsratsvorsitzenden und war damit formelles Staatsoberhaupt der DDR, bis Erich Honecker 1976 auch dieses Amt ?bernahm. Stoph wurde erneut Vorsitzender des Ministerrates und blieb dies bis 1989.

Nachdem er bereits 1986 Gorbatschow vergeblich eine Abl?sung Erich Honeckers vorgeschlagen hatte, beteiligte er sich im Oktober 1989 aktiv am Sturz des Staats- und Parteichefs. Am 7. November 1989 trat Willi Stoph mit der gesamten Regierung zur?ck, nur einen Tag sp?ter mit dem Politb?ro der SED. Er schied am 17. November 1989 aus dem Staatsrat und aus der Volkskammer aus. Das ZK der SED schloss ihn am 3. Dezember 1989 aus der Partei aus. Der Generalstaatsanwalt leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Stoph ein und warf ihm vor, durch Amtsmissbrauch und Korruption die Volkswirtschaft gesch?digt und sich selbst bereichert zu haben. Willi Stoph wurde festgenommen, im Februar 1990 allerdings aus gesundheitlichen Gr?nden wieder entlassen.

Im vereinigten Deutschland wurde Stoph, der Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates der DDR gewesen war, wegen der Todessch?sse an der innerdeutschen Grenze verhaftet und angeklagt. Aus gesundheitlichen Gr?nden wurde er aus der Haft entlassen und das Verfahren gegen ihn wegen Verhandlungsunf?higkeit schlie?lich eingestellt.

Willi Stoph starb am 13. April 1999 in Berlin.


Glossar
Literatur