Wolfgang Schnur (1944-2016)
Rechtsanwalt, Mitbegr?nder des Demokratischen Aufbruch

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Wolfgang Schnur wurde am 8. Juni 1944 in Stettin/Szczecin geboren und wuchs als Waisenkind auf. Nach einer Maurerlehre und dem Abitur begann er ein Studium der Rechtswissenschaften, welches er 1973 als Diplom-Jurist abschloss. Ab 1973 arbeitete Schnur als Rechtsanwalt, zun?chst in Binz, sp?ter in Rostock. Er machte sich dabei einen Namen als Anwalt von Oppositionellen, da er wiederholt als Rechtsbeistand von Wehrdienstverweigerern, Dissidenten und B?rgerrechtlern in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) t?tig war, oft als Vertrauensanwalt der Evangelischen Kirche. Schnur war Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Mecklenburg, der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und zeitweise Vizepr?sident der Synode der Evangelischen Kirche der Union.

Wolfgang Schnur geh?rte 1989 zu den Gr?ndungsmitgliedern der B?rgerrechtsbewegung ?Demokratischer Aufbruch ? sozial ? ?kologisch (DA)?. Als sich der DA im Dezember in Leipzig als Partei gr?ndete, wurde Schnur zum Vorsitzenden gew?hlt. Er nahm am Zentralen Runden Tisch (ZRT) in Berlin teil. Im Vorfeld der ersten freien Volkskammerwahlen 1990 geh?rte Wolfgang Schnur zu den Mitbegr?ndern des Wahlb?ndnisses von DA, CDU und DSU ?Allianz f?r Deutschland?, das die Unterst?tzung der Bundesregierung genoss. Schnur wurde von vielen als zentrale Person der Oppositions- und B?rgerrechtsbewegung wahrgenommen. Dies und sein Eintreten f?r die schnelle Herstellung der Deutschen Einheit sowie die Einf?hrung der Sozialen Marktwirtschaft f?hrten dazu, dass Schnur als einer der aussichtsreichsten Kandidaten f?r das Amt des Ministerpr?sidenten angesehen wurde. Wenige Tage vor der Wahl wurde bekannt, dass er seit 1965 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS) unter den IM-Decknamen ?Torsten? und ?Dr. Ralf Schirmer? t?tig war. Seine Beteiligung an zahlreichen oppositionellen Aktionen und seine ?Vermittlert?tigkeit? zwischen Staat und Oppositionellen, z.B. w?hrend der Abschlussveranstaltung des Leipziger Kirchentages am 9. Juli 1989 sowie der Besetzung der ?Runden Ecke? am 4. Dezember 1989 erschienen nun in einem neuen Licht. Wolfgang Schnur musste zur?cktreten und wurde aus der Partei ausgeschlossen.

Im Jahr 1991 er?ffnete er in Berlin eine Rechtsanwaltskanzlei, ihm wurde aber 1993 unter anderem wegen Mandantenverrat die Anwaltszulassung entzogen. Diese Entscheidung wurde 1994 durch den Bundesgerichtshof best?tigt. Au?erdem musste sich Wolfgang Schnur wegen Denunziation ehemaliger Mandanten (Freya Klier, Stephan Krawczyk) verantworten und wurde zu einer Haftstrafe von zw?lf Monaten verurteilt, welche zur Bew?hrung ausgesetzt wurde.

Wolfgang Schnur verstarb am 16. Januar 2016 in einem Wiener Krankenhaus.


Glossar
Literatur