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Freitag, den 10. September 2021

"Runde Ecke" ist Kulturerbe

Kategorie: Pressemitteilung

Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" ist Europäisches Kulturerbe: Authentische Orte der SED-Diktatur am Tag des offenen Denkmals offen

Der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, den 12. September 2021, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Sein und Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ arbeitet an und in authentischen Orten der SED-Diktatur. Die ehemals von der Stasi genutzten Bauten sind somit Ort des Lernens und der Diskussion geworden, an denen Geschichte hautnah erfahrbar ist. An diesen Orten wird auch der Zwiespalt zwischen „Schein und Wirklichkeit“ sehr deutlich.

So war der ehemalige Stasi-Bunker, der im Dezember 1989 entdeckt wurde, als Ferienanlage getarnt. Seit 1996 steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz und öffnete damals zum Tag des offenen Denkmals erstmals als Museum, sodass in diesem Jahr das 25jährige Jubiläum gefeiert kann.

Der Erhalt authentischer Orte der kommunistischen Diktatur ist dem Bürgerkomitee ein besonderes Anliegen, weil so das damalige Geschehen und die historischen Entwicklungen besser erfasst und Geschichte dadurch sicht- und erlebbar bleibt. Beim Rundgang „Stasi intern“ über das Areal der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale am früheren Matthäikirchhof erleben die Besucher eine Vielzahl noch original erhaltener Räumlichkeiten und Gebäude, die sonst nicht zugänglich sind. Bei der anstehenden Umgestaltung des gesamten Areals muss der Stasi-Komplexes in angemessener Form erhalten bleiben.

Am Sonntag, den 12. September 2021, bekommen Besucherinnen und Besucher zusätzlich zum Besuch der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ die seltene Gelegenheit, abseits von den Ausstellungsräumen in der die „Runde Ecke“ den monströsen Gebäudekomplex der früheren Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, an dem etwa 40 Jahre lang jedes Gespräch verstummte, zu erkunden. Ebenso ist das Museum im Stasi-Bunker bei Machern zu besichtigen, was Tags zuvor den 25. Jahrestag seines Bestehens feierte. Die ehemalige Hinrichtungsstätte in der Leipziger Arndtstraße wird leider nicht geöffnet sein. Die derzeitigen Corona bedingten Regeln lassen den Aufenthalt in den sehr engen Räumen momentan nicht zu.

Die Nutzung der Angebote der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig am Tag des offenen Denkmals ist für Besucher nur unter Einhaltung der am Sonntag aktuellen Hygienevorschriften der sächsischen Corona-Schutz-Verordnung (3-G-Regel, Kontaktdatenerfassung, Mund-Nase-Bedeckung, Abstand) möglich.

Die Gedenkstätte als Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wurde im Jahr 2012 als eine von zwölf authentischen Stätten des „Eisernen Vorhangs“ in das gleichnamige Europäische Kulturerbe aufgenommen. Die Gedenkstätte sowie die hiesige Nikolaikirche und der Leipziger Innenstadtring sind die einzigen der ausgewählten Orte, die nicht an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegen. Dies belegt die Bedeutung der Friedlichen Revolution für den Fall des Eisernen Vorhangs sowie der deutschen Einheit in einem vereinten Europa und unterstützt gleichzeitig den Symbolgehalt Leipzigs als „Stadt der Friedlichen Revolution“. Die Orte dokumentieren sowohl die kommunistische Diktatur als auch deren friedliche Überwindung, die die Voraussetzung für den Fall des „Eisernen Vorhangs“ war.

10.00 bis 18.00 Uhr: „Stasi – Macht und Banalität“ – Besichtigung der Ausstellung in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

In den ehemaligen Stasi-Arbeitsräumen zeigt das Bürgerkomitee die historische Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Die hier gezeigten Hinterlassenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit informieren über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der berüchtigten Geheimpolizei. Ein Rundgang durch die Ausstellung vergegenwärtigt dem Besucher, wie die SED ihren Überwachungsstaat aufbaute und die DDR-Bürger ihrer Grundrechte beraubte. Dabei soll auch bewusst werden, wie bedeutsam die Errungenschaften der Friedlichen Revolution gegen diese Diktatur bis heute sind.

Treffpunkt: Eingangsbereich der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Dittrichring 24

11.00 bis 16.00 Uhr: „Stasi intern“ – Rundgänge durch die ehemalige Zentrale der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und ehemaligem Matthäikirchhof

Die „Runde Ecke“ prägt seit über 110 Jahren das Bild der Stadt. Das zwischen 1911 und 1913 erbaute Versicherungsgebäude war seit der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit im Jahr 1950 die Leipziger Stasi-Zentrale. Da der Platz in der „Runden Ecke“ für die expandierende Staatssicherheit schon Mitte der 1950er Jahren nicht mehr ausreichte, wurde 1955 bis 1958 ein Anbau mit Kinosaal und Kegelbahn fertig gestellt. Zwischen 1978 und 1985 wurde das Gebäude durch einen Neubau für ca. 65 Mio. DDR-Mark nochmals erheblich erweitert. Seit dieser Zeit thront der Stasi-Komplex am Dittrichring wie eine „Zwingburg der SED-Diktatur“ mitten in der Stadt. Die aktuelle Debatte zur Entwicklung des Areals auf dem Matthäikirchhof zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ zeigt auch, wie uneins sich die Leipziger Bürger beim weiteren Umgang mit dem Areal sind und darüber, ob und in welchem Umfang die historischen Gebäude erhalten bleiben sollen. Die Bedeutung der original erhaltenen Räumlichkeiten auch im Stasi-Neubau für die Vermittlung der Geschichte von Unterdrückung und Unrecht in der DDR zeigt der Rundgang durch den Komplex.

Die Besucher können am Tag des offenen Denkmals sonst nicht zugängliche, aber original erhaltene Räume im Komplex der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung besichtigen. Stündlich beginnen Führungen unter dem Motto „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes“. Besichtigt werden unter anderem die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder die Kegelbahn des MfS. Auch die Räume der einstigen Aktenvernichtung können entdeckt werden.

Treffpunkt: Eingangsbereich der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Dittrichring 24

11.00 Uhr „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ – Stadtrundgang zu den Brennpunkten des Jahres 1989 in Leipzig

In Leipzig hielten schon während des ganzen Jahres 1989 eine Vielzahl öffentlicher Aktionen von Bürgerrechtsgruppen, wie die Demonstration für Meinungs- und Pressefreiheit im Januar, der Pleißepilgerweg und das Straßenmusikfestival im Juni oder die entscheidende Massendemonstration am 9. Oktober, die SED und vor allem die Staatssicherheit in Atem.

Der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Unter anderem führt er Interessierte zum Nikolaikirchhof, wo schon im Frühjahr ’89 der Ruf nach Freiheit laut wurde, zum Augustusplatz, auf dem im Herbst Massenkundgebungen stattfanden, und am Leipziger Ring entlang. Und endet am Museum in der „Runden Ecke“, der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung, die während der Friedlichen Revolution am 4. Dezember 1989 friedlich besetzt und in der Folge aufgelöst wurde.

Treffpunkt : Haupteingang Nikolaikirche.

11.00 bis 18.00 Uhr: „Die Friedliche Revolution in Leipzig“ – Besichtigungsmöglichkeit im ehemaligen Stasi-Kinosaal

Die Friedliche Revolution hatte in Leipzig eine lange Vorgeschichte. Die Ausstellung erinnert an die zahlreichen Aktionen der Leipziger Opposition, die machtvollen Demonstrationen im Herbst 1989, den Sturz der SED-Diktatur und den Aufbau demokratischer Strukturen sowie den Weg zur Deutschen Einheit. Die Ereignisse in Leipzig sind eingebettet in den Kontext des friedlichen Umbruchs in Ost-Mitteleuropa und stehen exemplarisch für die Entwicklungen in ganz Deutschland.

Treffpunkt: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Ehem. Stasi-Kinosaal, Goerdelerring 20

10.00 bis 18.00 Uhr: Museum im Stasi-Bunker – Rundgänge und Ausstellung

Getarnt als Ferienanlage des VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Leipzig liegt in prachtvoller Natur im Naherholungsgebiet Lübschützer Teiche bei Machern die einstige Ausweichführungsstelle (AFüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig. Kern der Anlage ist der von 1968 bis 1971 gebaute Bunker. Im Spannungs- und Mobilmachungsfall hätte der Leipziger Stasi-Chef mit seinem Stab, insgesamt etwa 100 hauptamtliche Mitarbeiter sowie Verbindungsoffiziere des sowjetischen Geheimdienstes KGB, seinen Dienstsitz aus der Bezirksverwaltung in der „Runden Ecke“ nach Machern verlagert. Die Ausweichführungsstelle war ein heimlich geschaffener Komplex, mit dem die Führungsriege des MfS den Machtanspruch der SED auch im Fall eines Ausnahmezustands, beispielsweise während eines Atomschlags, sichern wollte.

Der ehemalige Stasi-Bunker wurde im Dezember 1989 entdeckt. Nach der Enttarnung des Bunkers Ende 1989 setzte sich das Bürgerkomitee Leipzig e.V. für den Erhalt der authentischen Anlage ein. Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. erwirkte 1995, dass die gesamte Anlage unter Denkmalschutz gestellt und als Museum geöffnet wurde. Dass der ehemalige Stasi-Bunker bei Machern seit 1996 regelmäßig besichtigt werden kann, ist nicht zuletzt dem ehrenamtlichen Engagement zahlreicher Helfer zu verdanken. Zum „Tag des offenen Denkmals“ am 08.09.1996, vor fünfundzwanzig Jahren, konnte schließlich das Museum im Stasi-Bunker eröffnet werden.

Am Sonntag, den 12. September 2021 bietet das Museum von 10.00 – 18.00 Uhr Rundgänge durch die unterirdische Anlage an. Während der Rundgänge erfahren die Gäste mehr Details über den Bunker und die Ernstfallplanung der Staatssicherheit.

Außerdem wird die neu eröffnete Ausstellung „Aufbruch und Erinnerung - Eine fotografische Reise in den Osten Anfang der 1990er Jahre“ präsentiert. Die Fotografien der Soziologin und Fotografin Cordia Schlegelmilch entstanden zwischen 1990 bis 1996 während einer außergewöhnlichen Langzeitstudie zum gesellschaftlichen und politischen Umbruch in der DDR. Sie zeigen die Zeit des provisorischen Übergangs vom „Nicht-Mehr“ zum „Noch-Nicht“.

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