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lundi, den 27. août 2001

Besucherrekord zum Jubiläum - Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" wird elf Jahre alt

Categorie: Pressemitteilung
Auteur : Bürgerkomitee Leipzig e.V.

Zum elften Jahrestag ihres Bestehens verzeichnet die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" einen Besucherrekord. Bis zum Jubiläum am 31.08.2001 werden in diesem Jahr etwa 38.000 Gäste die Einrichtung mit ihrer Dauerausstellung "Stasi - Macht und Banalität" gesehen haben. Das sind 8.000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zählte die Gedenkstätte zum Jahresende 2000 bereits 50.000 Besucher, könnten es bei kontinuierlicher Entwicklung 2001 noch einmal 10.000 mehr sein. Die besondere Bedeutung der Gedenkstätte liegt in der Authentizität des historischen Ortes: In der "Runden Ecke" arbeitete von 1950 bis 1989 die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig.

Heute informiert hier eine Ausstellung über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des berüchtigten DDR-Geheimdienstes. Die militärische Seite der Tätigkeit des MfS dokumentiert das Museum im Stasi-Bunker bei Machern, einstige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs für den Spannungs- und Mobilmachungsfall und heute Teil der Gedenkstätte. Träger beider Einrichtungen ist das Bürgerkomitee Leipzig e.V. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die für die Bundesrepublik einmalige Kombination aus einstiger Stasi-Bezirksverwaltung und Ausweichführungsstelle als Gedenkstätte zu erhalten und für Besichtigungen zu öffnen.

Gedenkstättenarbeit und Aufarbeitung auf neuem Niveau

Die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" hat sich zu einer der bestbesuchten Einrichtungen der Stadt Leipzig, einem anerkannten Fachmuseum zum Thema Staatssicherheit und zu einem bundesweit bekannten Ort des gesellschaftlichen und politischen Diskurses entwickelt. Vor allem die intensive Arbeit der vergangenen beiden Jahre hob die Tätigkeit des Bürgerkomitees auf ein neues Niveau.

Zwei große Veranstaltungsreihen brachten dem Verein bundesweite und auch internationale Anerkennung: Zum einen die Reihe "Heute vor 10 Jahren. Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution", die 1999 an die wichtigsten Ereignisse des Jahres 1989 erinnerte, und zum anderen die Beteiligung an der EXPO2000, insbesondere das Internationale Demokratie-Kolloqium "Wieviel Wahrheit verträgt der Mensch?" mit Experten aus drei Kontinenten. In diesem Jahr hat die kritische Beteiligung an der Debatte um ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter des MfS beim Mitteldeutschen Rundfunk die Bedeutung des Bürgerkomitees als moralische Instanz in Fragen zur Staatssicherheit gestärkt.

Die im Rahmen der Ausstellung "STASI - Macht und Banalität" vom Bürgerkomitee angebotene politische Bildungsarbeit zur Aufarbeitung der SED-Diktatur speziell der Staatssicherheit als einem der wesentlichen Machtinstrumente wird von Reisegruppen, Seminaren, der Bundeswehr, vor allem aber von Schulen in immer stärkerem Maß wahrgenommen. Auch seine Arbeit in der Gedenkstätte hat das Bürgerkomitee intensiv vorangetrieben. Das Museum in der "Runden Ecke" verfügt über eine Sammlung, die in ihrer Geschlossenheit einmalig ist und einzigartige Objekte enthält. Das sind unter anderem Geräte zum Öffnen und Verschließen von Post, Teile einer Telefonabhöranlage und eine Maskierungswerkstatt. Diese Sammlung wird derzeit als eine der ersten in Gedenkstätten zur DDR-Geschichte wissenschaftlich inventarisiert und außerdem kontinuierlich erweitert. Vor diesem Hintergrund tritt das Museum in der "Runden Ecke" immer häufiger als Leihgeber von Objekten auf. Derzeit laufen beispielsweise Verhandlungen mit dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig für die Exposition "Geheimdienste in der DDR" sowie mit dem Museum für Kommunikation Berlin für die Sonderausstellung "Ein offenes Geheimnis - Postkontrolle in der DDR". Für letztere wird das Bürgerkomitee als Hauptleihgeber auftreten.

Öffentliche Unterstützung ist nötig

Viel ehrenamtliches Engagement war in den vergangenen Jahren nötig, um dieses hohe Niveau der Gedenkstättenarbeit zu erreichen. Der Verein wird sich auch künftig in starkem Maß für Aufarbeitung und einen ehrlichen Umgang mit der DDR-Vergangenheit einsetzen. Um das erreichte Niveau zu konsilidieren, braucht er jedoch die Unterstützung Dritter.

Das Bürgerkomitee bemüht sich deshalb seit Monaten intensiv um eine institutionelle Förderung durch die Stadt Leipzig, den Freistaat Sachsen und die Bundesrepublik Deutschland. Diese wäre die Grundlage für ein weiterhin intensives Engagment in der bundesdeutschen Gedenkstätten- und Aufarbeitungslandschaft. Bisher führten die Verhandlungen noch nicht zu einem durchschlagenden Erfolg. Das Bürgerkomitee erwartet jedoch, dass bis zum Jahresende eine Lösung für den weiteren, gesicherten Betrieb der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker gefunden wird.