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Freitag, den 30. September 2022

Am Tag der Deutschen Einheit erinnert die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" an die Friedlichen Revolution und das Ende der Teilung

Kategorie: Pressemitteilung

In Erinnerung an eines der bedeutendsten Ereignisse der Nachkriegsgeschichte bietet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am Montag, den 3. Oktober 2022, mehrere Sonderführungen unter dem Motto „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ und zweimal den Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ an. Darüber hinaus wird im Rahmen einer musikalischen Fest-Matinee und einer Festveranstaltung der Tag gefeiert. Am Abend beginnen die „Herbst-Filmtage am Matthäikirchof“ mit einem Spielfilm über den Mauerfall. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ will bewusst auf die Bedeutung des Nationalfeiertages hinweisen, der den Schlusspunkt einer Entwicklung symbolisiert, die mit dem ebenso symbolischen Tag der Friedlichen Revolution am 9. Oktober ihren Anfang nahm.

Die Wiedervereinigung vor 32 Jahren prägt Deutschland und ganz Europa bis heute. Die Friedliche Revolution 1989/90 war der Ausgangspunkt für den Sturz des SED-Regimes und öffnete den Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Getragen wurde sie von mutigen Bürgern in vielen Städten wie Berlin, Dresden oder Plauen, die mit ihren Demonstrationen Freiheit und Bürgerrechte sowie einen demokratischen Rechtsstaat forderten. Die Entscheidung fiel letztendlich jedoch in Leipzig und fand ihre konsequente Fortsetzung im Fall der Mauer am 9. November 1989 in Berlin sowie in der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 in einem zusammenwachsenden Europa.

Die gewaltfreie Wiedererringung von Freiheit und Demokratie durch die Bürger ist eine zentrale Geschichtserfahrung ganz Europas. Diese gemeinsame positive Erinnerung brauchen wir in Zeiten von massiven Spannungen, gewaltsamen Konflikten und diktatorischen Rückentwicklungen als einen Ausgangspunkt für die aktive Gestaltung unserer europäischen Zukunft. Jüngsten Meinungsumfragen zufolge aber sind nur noch 39 % der Ostdeutschen mit der Demokratie zufrieden. Offenbar gerät zunehmend in Vergessenheit wovon wir uns 1989 mit der Friedlichen Revolution befreit haben. Zunehmend werden die Ereignisse von 1989 für tagesaktuelle politische Bemühungen konterkariert oder gar mißbraucht.

Die Politik darf den Anschluss an die Bevölkerung nicht verlieren. Wir müssen miteinander reden und es muss uns wieder bewusst werden, was 40 Jahre Unfreiheit, Überwachung und Repression in der DDR bedeutet haben. Der von dem ehemaligen KGB-Offizier Putin angezettelte völkerrechtswidrige Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigt überdeutlich wie alle Mechanismen einer Diktatur wieder in brutalster Form aktuell sind. Gleichzeitig wächst auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen Auswirkungen in der Bevölkerung und auch in der Politik ein gewisses Verständnis und die Forderung, die aktuelle Situation doch anzuerkennen. Auch deshalb will die Gedenkstätte am Tag der Deutschen Einheit mit verschiedenen Veranstaltungen die Bedeutung der 1989 auch in Ostdeutschland errungenen Freiheit und des demokratischen Rechtsstaates vermitteln.

Am 3. Oktober zeigen Sonderführungen den Weg von der SED-Diktatur zur Wiedervereinigung

Greifbar werden die Ereignisse im Herbst ’89 unter anderem mit verschiedenen Sonderführungen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Als ein zentraler Erinnerungsort zu Diktatur und Demokratie in Deutschland informiert die Gedenkstätte sowohl über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der Staatssicherheit als Garant der SED-Diktatur als auch über die gewaltlose Selbstbefreiung im Zuge der Friedlichen Revolution. Seit 2012 ist die Gedenkstätte Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“, was die Bedeutung des Ortes für die Friedliche Revolution und das Ende der deutschen und europäischen Teilung unterstreicht.

Am Montag, den 3. Oktober 2022, werden mehrere Führungen durch die historische Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ unter dem Motto „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ angeboten. Jeweils um 11.00 Uhr, 14.00 Uhr, und 16.00 Uhr erfahren die Besucher in den original erhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit etwas zur Arbeit und Funktionsweise der Stasi. Dabei steht die Überwindung der SED-Diktatur am Beispiel der Friedlichen Revolution in Leipzig im Focus. Treffpunkt ist das Foyer der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

Darüber hinaus bietet die Gedenkstätte am 3. Oktober 2022 um 11.00 und 14.00 Uhr den Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ an. Dieser erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Treffpunkt ist am Hauptportal der Nikolaikirche.

11.00 Uhr: Musikalische Fest-Matinee zum Tag der Deutschen Einheit im ehem. Stasi-Kinosaal „Von der Angst zur Freude. Lieder zum Tag der Deutschen Einheit“ mit Karl-Heinz Bomberg

Der 1955 in Thüringen geborene Karl-Heinz Bomberg studierte von 1976 bis 1982 in Leipzig Medizin. Schon früh wandte er sich auch der Musik zu und spielte in verschiedenen Orchestern. 1981 trat er auf dem Potsdamer Gitarrenfest erstmals mit einem eigenen Programm auf. Seine Liedtexte wurden zunehmend kritischer, so dass ein Konzert im Leipziger Studentenclub „Moritzbastei“ durch einen stellvertretenen Minister für Hoch- und Fachschulwesen unterbrochen wurde. Danach hatte er Auftrittsverbot und spielte überwiegend in Kirchen. Eine Aufnahme mit verschiedenen kritischen Liedern gelangte über einen inoffiziellen Mitarbeiter (IM) an die Staatssicherheit, die einen Operativen Vorgang (OV) „Sänger“ gegen ihn führte. Im Februar 1984 wurde Bomberg an seinem Arbeitsplatz verhaftet und landete in der Stasi-Untersuchungshaft. Die Erfahrungen von Haft und Verfolgung durch Stasi und SED verarbeitete Bomberg in seinen Liedern und Texten. Aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit trägt Karl-Heinz Bomberg eine Auswahl seiner Lieder am authentischen Ort im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vor. Er wird am Keyboard begleitet von Erika Kunz.

16.00 Uhr: Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit 2022 im ehemaligen Stasi-Kinosaal „Einigkeit und Recht und Freiheit“

Der friedliche Verlauf der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig wurde als Signal für die flächendeckenden Proteste gegen das SED-Regime in der gesamten DDR wahrgenommen, in deren Folge am 9. November die Mauer fiel und die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands in einem vereinten Europa ermöglichte. Am 3. Oktober, dem Nationalfeiertag, soll daran in einer Feierstunde veranstaltet vom Ev. Arbeitskreis der CDU/CSU in Zusammenarbeit mit dem Bürgerkomitee Leipzig e. V. erinnert werden. Die Festrede hält der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer.

19.15 Uhr: Auftakt der „Herbst-Filmtage am Matthäikirchhof“ – Open-Air vom 3. bis 8. Oktober 2022 auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale

Die „Herbst-Filmtage am Matthäikirchhof“ zeigen auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Filme, die sich mit der SED-Diktatur der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess befassen. Gerade in Zeiten, in denen totalitäre und antidemokratische Ideen wieder stärkere gesellschaftliche Akzeptanz erlangen, können Besucher für die mit der Friedlichen Revolution wiedererrungenen Werte – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – sensibilisiert werden. Das konkrete Programm ist auf der Website www.runde-ecke-leipzig.de abrufbar. Bei schlechtem Wetter finden die Veranstaltungen im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt.

Montag, 3.10.2022, 19.15 Uhr: „Bornholmer Straße“

(D 2014, 93 min, MDR)

9. November 1989: Schabowski verkündet auf einer Pressekonferenz, dass alle DDR-Bürger ab sofort in den Westen reisen dürfen. Oberleutnant Harald Schäfer, Leiter des Grenzübergangs Bornholmer Straße, erfährt dies durch eine Fernsehübertragung in der Kantine. Als Diensthabender braucht Schäfer Anweisungen für die weiteren Grenzkontrollen. Doch während sich immer mehr Menschen vor dem Schlagbaum sammeln, tauchen sämtliche Vorgesetzte Schäfers und sogar die zuständigen Minister ab. Die immer kafkaeskeren Situationen bringen seine Überzeugungen ins Wanken. Als die Stimmung am Schlagbaum in einen Gewaltausbruch zu eskalieren droht, fällt Schäfer auf eigene Faust die Entscheidung, den Grenzübergang zu öffnen.

Dienstag, 4.10.2022, 19.15 Uhr: „Wir wollten aufs Meer“

(D 2012, 117 min, Frisbeefilms, UFA Cinema GmbH)

Cornelis und Andreas sind nach Rostock gezogen, um als Matrosen der DDR-Handelsmarine die Weltmeere zu bereisen. Doch auch Jahre später hat sich ihr Lebenstraum noch nicht erfüllt. Andreas verpflichtet sich, als IM für die Stasi zu arbeiten und hofft so, zur See reisen zu können. Er überredet Cornelis, gemeinsam den Vorarbeiter Matze auszuhorchen, der angeblich seine Flucht aus der DDR plant. Tatsächlich erfahren sie den Fluchtplan. Während Cornelis von schweren Gewissensbissen geplagt wird, freut sich Andreas, endlich seinem Berufsziel näher zu kommen. Es kommt zum Streit, der das Leben beider Freunde prägen wird. Das Drama erzählt die bewegende Geschichte zweier Freunde, die durch das menschen-verachtende System der DDR-Diktatur zu erbitterten Feinden gemacht werden.

Mittwoch, 5.10.2022, 19.15 Uhr: „Der vierte Mann“

(D 2019, 89 min, ZDF/ORF)

Der Stargeiger Philipp Baumgarten wird 2018 in Leipzig entführt. Seine ebenfalls verschwundene Geige stammt von einem Wiener Geigenbauer. Daher wendet sich die Soko Leipzig an ihre Wiener Kollegen. Beim Versuch mit dem Geigenbauer zu sprechen, finden die Wiener diesen schwer verletzt vor. Wenig später wird der entführte Geiger in Leipzig lebendig aufgespürt, dessen Aussage den Entführer als Kurt Lehrmann, den Hausmeister des Leipziger Gewandhauses, identifiziert. Er war vor der Wiedervereinigung wegen Totschlags, den er nicht begangen hatte, zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Doch sein Motiv hinter der Entführung scheint rätselhaft. Als kurz darauf ein pensionierter Bankier in Wien ermordet wird und die Täterbeschreibung auf Kurt Lehrmann passt, wird klar, dass die Leipziger und Wiener Kollegen bei diesem grenzüberschreitenden Fall zusammenarbeiten werden.

Donnerstag, 6.10.2022, 19.15 Uhr: „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“

(D 2021, 89 min, MDR/BR)

Die 19-jährige Abiturientin Franka Blankenstein lernt durch Zufall Stefan Clausnitz kennen, der sich in der DDR unter dem Dach der Kirche für den Umweltschutz in der Region engagiert. Er ist Wortführer einer Gruppe Gleich-gesinnter, die in einem Abrisshaus wohnt und von dort ihre Aktionen plant. Franka verliebt sich in Stefan, der indes von der Staatssicherheit beobach-tet wird, und schließt sich der Gruppe an. Im Januar 1989 beschließen sie, den SED-Gedenktag für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu einer Demonstration für Meinungsfreiheit zu nutzen und mit Flugblättern dazu aufzurufen. Trotz der Verhaftung der Initiatoren wird die Demonstration zu einer der Initialzündungen für die Friedliche Revolution. Ein Film über junge Leipziger die die Rebellion in der DDR wagten.

Freitag, 7.10.2022, 19.15 Uhr: „Honecker und der Pastor“

(D 2022, 97 min, ZDF)

Januar 1990: Nach dem Mauerfall sind Erich und Margot Honecker praktisch obdachlos, denn die Regierungssiedlung in Wandlitz wurde auf-gelöst. Die Modrow-Regierung bietet dem ehemaligen Diktatorenpaar keinen Schutz. Einzig beim evan-gelischen Pastor Uwe Holmer und seiner Familie, die wie viele andere unter dem DDR-Regime gelitten haben, finden sie Zuflucht. Vor dem Pfarrhaus kommt es zu heftigen Demonstrationen. Der halbherzige Versuch der Regierung Modrow, die Honeckers in einem Ferienheim unterzubringen, scheitert an massiven Protesten. Wieder nehmen die Holmers das Ehepaar auf. Insgesamt zehn Wochen leben die überzeugten Sozialisten und die tiefgläubigen Christen im Pfarrhaus unter einem Dach.

Samstag, 8.10.2022, 19.15 Uhr: „Die Familie“

(D 2013, 92 min, the core films, Stefan Weinert)

Die Dokumentation widmet sich den Todesopfern, die von Mauerschützen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze erschossen wurden. Es war der Mut der Verzweiflung, der die Menschen antrieb, mit allen Mitteln die Grenze zu überwinden. Mehr als 136 Menschen starben bei Fluchtversuchen an der Berliner Mauer zwischen 1961 und 1989. Im Film kommen die Hinterbliebenen der Mauertoten zu Wort. Dabei werden die emotionalen Schilderungen der Angehörigen den kühlen, sachlichen Formulierungen der Stasi-Akten gegenübergestellt. Ein Hinterbliebener begegnet dem Todesschützen seines Vaters. Ein schmerzhafter und doch unermesslich wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der jüngsten deutsch-deutschen Geschichte.

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