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Im Kontext des 70. Jahrestages des Volksaufstand zeigt die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" vom 14. bis 17. Juni 2023 im Stasi-Kinosaal Filme über die Schicksale von Opfern der kommunistischen Diktatur
Kategorie: PressemitteilungDer Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gegen die kommunistische Diktatur in der DDR ist ein zentrales Datum der deutschen Demokratiegeschichte. Nur wenige Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur und der kurzen Zeit später im Osten Deutschlands errichteten kommunistischen Diktatur gingen die Menschen in fast 700 Orten für Freiheit, Demokratie und Deutsche Einheit auf die Straße. Das Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht und der Deutschen Volkspolizei schlugen diesen friedlichen Aufstand blutig nieder.
Im Kontext des 70. Jahrestages des Volksaufstandes lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Neben themenbezogenen Führungen und Schülerveranstaltungen werden vom 14. bis 17. Juni 2023, jeweils 19.30 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal Filme aus der Zeitzeugenreihe „Schicksale von Opfern der stalinistisch-kommunistischen Willkür“ vom Dokumentarfilmregisseur Dirk Jungnickel gezeigt.
Filmpräsentationen vom 14. bis 17. Juni 2023, jeweils 19.30 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal anlässlich des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953
Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. lädt im Kontext des Gedenkens an den 70. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 zur Präsentation von vier Dokumentarfilmen von Dirk Jungnickel in den ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein.
Die erste umfangreiche Filmdokumentation nach der ”oral history”–Methode berichtet sehr authentisch über die Schicksale von Frauen und Männern, die unschuldig in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und frühen DDR in die Fänge der sowjetischen Geheimpolizei NKWD, der DDR-Staatssicherheit sowie in die Mühlen der SED-Justiz gerieten. Erst nach der Friedlichen Revolution wagten sie es über ihre Schicksale und den Terror der Nachkriegszeit in der SBZ/DDR zu berichten.
Die ZeitZeugen–Reihe belegt an Beispielen von Einzelschicksalen die Auswirkungen von totalitären Machtstrukturen im kommunistischen System. Die in den ersten Jahren nach dem Ende der SED-Diktatur gedrehten Interviews sind inzwischen selbst eine historische Quelle geworden, da viele der Interviewten leider nicht mehr leben. So hat Dirk Jungnickel diese Filme gleichermaßen für die politische Bildung wie für die zeitgeschichtliche Forschung produziert.
Vierteilige Filmreihe präsentiert Zeitzeugeninterviews
Von Mittwoch, den 14. Juni 2023 bis einschließlich Freitag, den 17. Juni 2023 wird die Filmreihe jeweils 19.30 Uhr Filme im Stasi-Kinosaal gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Mittwoch, den 14. Juni 2023, 19.30 Uhr, „Wir waren schon halbe Russen“
Durch vier Zeitzeugen, die den GULAG in Westsibirien überlebten, werden die Deportationen der Nachkriegszeit in die Sowjetunion thematisiert. Die Interviewten hatten 1945 als Jugendliche die NKWD-Keller erlitten und sind danach in das ”Speziallager Nr. 1“ bei Mühlberg eingewiesen worden. Weil sie zu denen zählten, die diese Hölle bis dahin noch relativ gesund überlebt hatten, wurden sie 1947 mit ca. 5.000 anderen Gefangenen der ”Speziallager” in der SBZ unter strengster Geheimhaltung nach Westsibirien zur Zwangsarbeit deportiert.
Donnertag, den 15. Juni 2023, 19.30 Uhr, „…und die Übrigen werden erschossen“.
Sieben Frauen und Männer berichten, wie sie als Jugendliche unschuldig oder wegen geringster Vergehen durch Sowjetische Militärtribunale zu hohen Lagerstrafen bis zum Tode verurteilt wurden. Zwei Verurteilte mussten erleben, wie ihre Freunde zur Erschießung abgeführt wurden. Alle sind nach der Friedlichen Revolution auf Antrag der Angehörigen von der Russischen Föderation rehabilitiert worden.
Freitag, den 16. Juni 2023, 19:30 Uhr, „Wir sprechen Recht!“
Anhand von sechs Einzelschicksalen wird einer der größten deutschen Justizskandale der Nachkriegszeit – die sogenannten Waldheimer Nazi- und Kriegsverbrecherprozesse – belegt. Die Filmdokumentation geht auch ausführlich auf deren Vorgeschichte ein. Die Sowjets übergaben Anfang 1950 weit über 3.000 Männer und Frauen - Überlebende der ”Speziallager” – der DDR-Justiz. Die Zeitzeugen berichten über ihren Aufenthalt in den ”Speziallagern” Buchenwald, Sachsenhausen, Ketschendorf und Hohen-Schönhausen, sowie in der Potsdamer Lindenstraße. In jedem Rechtsstaatlichkeit Hohn sprechenden Schnellverfahren wurden sie vor Sondergerichten der SED zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt; und es werden 32 Todestrafen verhängt. Die Dokumentation geht auch auf die umstrittenen Umstände der Hinrichtungen ein.
Samstag, den 17. Juni 2913, 19.30 Uhr, „…Agenten, Faschisten und Provokateure…“
Der letzte Teil der Reihe thematisiert die Ereignisse um den 17. Juni in Görlitz, Leipzig, Jena und Magdeburg. Die Forderungen und die Aktivitäten der Aufständischen gingen hier teilweise weiter als in Berlin. Die Zeitzeugen berichten über ihre Motive, die sie veranlassten, sich am Aufstand zu beteiligen sowie über die Rache der SMT und der SED - Justiz. So schildert z. B. die Witwe von Herbert Stauch das schreckliche Schicksal ihres Mannes, der als Delegierter der Demonstranten am 18. Juni in Magdeburg als Rädelsführer von den Sowjets zum Tode verurteilt und am gleichen Tag von der Volkspolizei hingerichtet wurde.
Aktive Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und seine Opfer ist für die Gestaltung unseres demokratischen Rechtsstaates unverzichtbar
Seit 1945 gab es Widerstand gegen die Errichtung einer kommunistischen Diktatur im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, der einen ersten Höhepunkt in den Protesten vor 70 Jahren fand. Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der damaligen DDR zu Demonstrationen und Streiks von insgesamt mehr als einer Million Menschen. In Leipzig legten am 17. Juni insgesamt 27.000 Arbeiter und Angestellte in über 80 Betrieben die Arbeit nieder. Am Nachmittag demonstrierten bereits über 40.000 Menschen auf verschiedenen Routen durch Leipzig. Schon damals waren „Deutsche Einheit“ und „Freie Wahlen“ zentrale Forderungen des friedlichen Protestes. So zeigte sich in diesem ersten antidiktatorischen Aufstand im kommunistischen Machtbereich das Streben der Menschen in der DDR nach Demokratie und Freiheit, das schließlich am militärischen Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht scheiterte.
Anlässlich des 70. Jahrestages werden in diesem Jahr der Bürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, und der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, sowie die Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Anna Kaminsky, in Kooperation mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und des Bundes der Stalinistischen Verfolgten (BSV) am 17. Juni 2023 zu einer mehrteiligen Gedenkfeier einladen.
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