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Samstag, den 08. Oktober 2022

„Auf alles vorbereitet? Planungen, Abläufe und Hintergründe zur entscheidenden Montagsdemonstration mit neuem Filmmaterial“

Kategorie: Pressemitteilung

Der 9. Oktober 1989 ist als „Tag der Entscheidung“ in die jüngste deutsche Geschichte eingegangen, weil die Montagsdemonstration von weit über 70.000 friedlichen Menschen entgegen anderslautender Ankündigungen nicht gewaltsam niedergeschlagen wurde. Über die Gründe und Hintergründe wird seit über 30 Jahren immer wieder spekuliert. Jetzt ist ein Lehrfilm der Deutschen Volkspolizei aufgetaucht, dass zeigt, wie das SED-Regime seine Macht auch mit polizeilicher Gewalt sichern wollte und es sich sehr intensiv auf die Auseinandersetzung mit dem eigenem Volk vorbereitet hatte.

Mit dem 9. Oktober als städtischen Gedenktag erinnert Leipzig an eine der bedeutendsten Ereignisse der jüngsten Demokratiegeschichte in Deutschland. An jenem Tag entschied sich in Leipzig, ob die Revolution friedlich oder blutig enden würde. Weit mehr als 70.000 Menschen überwanden ihre Angst und stellten sich auf dem Leipziger Ring mit den Rufen „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“ der bewaffneten SED-Diktatur entgegen. Dieser Tag war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer wirklich Friedlichen Revolution für Freiheit und Bürgerrechte und zu einem demokratischen Rechtsstaat in der gesamten damaligen DDR, an deren Ende die Deutsche Einheit in einem vereinten Europa stand.

Am Montag, den 10.10.2022 um 19 Uhr Filme, Vortrag und Gespräch im ehemaligen Stasi-Kinosaal

Die DDR-Sicherheitskräfte waren von den Demonstrationen im Herbst 1989 nicht überrascht, sondern bereits im Juni 1989 gab es auf dem Truppenübungsplatz in Belzig bei Potsdam eine zentrale Großübungen zur Auflösung und Niederschlagung von Protesten durch die Volkspolizei. Es wurde die neue aus Helmen, Schlagstöcken und Schilden bestehende Sonderausrüstung vorgestellt. Die Ausrüstung von Volkspolizei-LKW mit Räum- und Schiebeschildern aber auch die Umnutzung von Feuerwehrfahrzeugen als Wasserwerfer war ebenso akribisch geplant. Selbst die Beimischung von blauem Farbstoff in das Löschwasser zur Markierung von Demonstranten war vorbereitet. Dies alles dokumentierte die Deutsche Volkspolizei in einem Lehrvideo.

Es schien, als seien die Sicherheitskräfte bestens vorbereitet auf die Proteste des Herbstes 1989. Bei den Einsätzen bis zum 7. Oktober 1989 verlief alles noch nach Plan. Doch die Sicherheitskräfte hatten nicht mit den weit über 70.000 Personen gerechnet, die am 9. Oktober 1989 in Leipzig mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ friedlich gegen die SED-Diktatur demonstrierten. Viele Demonstranten rechneten mit dem Schlimmsten, auch damit, dass die Polizei auf sie schießen könnte, hatte die SED doch in der Leipziger Volkszeitung deutlich damit gedroht. Doch die Staatsmacht ließ die Demonstranten an diesem Montag gewähren. Die bewaffneten DDR-Sicherheitskräfte schritten nicht ein. Was war die Ursache?

Der Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer beleuchtet in einem einführenden Vortrag die Gründe, die zum Rückzug der Sicherheitskräfte führten, analysiert Hintergründe und schildert den Ablauf dieses entscheidenden Ereignisses der Friedlichen Revolution. Christian Booß präsentiert Auszüge aus den bisher unbekannten Schulungs- und Lehrfilmen der Deutschen Volkspolizei aus dem Sommer 1989, die das geplante Vorgehen der Sicherheitskräfte im Ernstfall zeigen.

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