Station 4: Wandtafel I

Vom Kind zum Kader – Mitarbeiterwerbung in der Schule

 

Bei der Rekrutierung seines hauptamtlichen Nachwuchses wandte sich das MfS schon an Kinder. Es nutzte dazu das an den Schulen organisierte Werbeverfahren der Nationalen Volksarmee (NVA), erhielt die Listen der Offiziersbewerber und suchte sich daraus geeignete Kandidaten aus. Oft handelte es sich dabei um junge Menschen, deren Eltern bereits im MfS Dienst taten oder zumindest Mitglieder der SED waren. Die Aussicht auf einen interessanten Beruf, etwa Pilot, beziehungsweise einen begehrten Studienplatz sollte den Jugendlichen die Zustimmung erleichtern. Bereits in der 7. Klasse konnten interessierte Schüler einen formlosen Antrag auf spätere Tätigkeit als hauptamtliche Mitarbeiter der Staatssicherheit stellen. Ein Jahr später füllten sie den offiziellen Bewerbungsbogen aus, der auch von den Eltern unterzeichnet werden musste. Spezielle Agitationstafeln des MfS machten die Schüler mit ihrer künftigen Aufgabe vertraut: Kampf gegen westliche Aggressoren und gegen den Imperialismus als Hauptfeind des Sozialismus. Mit der selbst geschriebenen Verpflichtung, dem Stasi-Offizier über ihre Freundschaften und Liebesverhältnisse zu berichten, begaben sich die inzwischen 18-jährigen auch in die psychische Abhängigkeit des MfS. Alle Kinder, egal ob sie sich für den Dienst beim MfS entschieden oder nicht, absolvierten in ihrer Schulzeit bereits eine vormilitärische Ausbildung: In der 9. Klasse besuchten sie das so genannte Wehrlager.