Station 10

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Vom Schreibtisch zur Kollermaschine - Der Weg der Stasi-Akten

Im Laufe von 40 Jahren sammelten die Mitarbeiter der Stasi-Bezirksverwaltung Unmengen von Akten. Von den Methoden der Bearbeitung und Archivierung dieser Papiere legen unter anderem eine Aktenbohrmaschine und diverse Stempel Zeugnis ab. Die gängige Methode der Informationsverarbeitung waren Karteien in verschiedenen Formen. Zur Inhaltsanalyse wurden bis 1989 Sicht- und Kerblochkarteiensysteme geführt. Computer kamen in den Bezirken nur sehr selten zum Einsatz. Ein Teil der Akten aktiver IM (Auskunftsberichte) wurde auch verfilmt und für den Ernstfall in wasserdichte Behälter verpackt. Bei Bedarf hätte so das gesamte IM-Netz reaktiviert werden können.

Im November 1989 begannen die Stasi-Offiziere, systematisch Akten zu vernichten, unter anderem mit Kollermaschinen, von denen ein Exemplar in der „Runden Ecke“ stand. Viele Akten aus den Kreisdienststellen landeten auf öffentlichen Mülldeponien. Leipziger Bürger besetzten die „Runde Ecke“ am 4. Dezember. Sie konnten die Vernichtungsaktion stoppen und einen Großteil der Akten sichern. Die erhaltenen Papiere werden seit 1992 von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR (BStU, im Volksmund auch „Gauck-Behörde“ nach ihrem ersten Leiter Joachim Gauck oder „Birthler-Behörde“ nach der jetzigen Leiterin Marianne Birthler genannt) aufgearbeitet und ausgewertet. Allein im Bezirk Leipzig sind 10.000 laufende Meter Akten und 3,7 Millionen Karteikarten der Vernichtung entgangen. Sie können heute in der Leipziger Außenstelle der Gauck-Behörde eingesehen werden.