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Station 7

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Beim „VEB Horch und Guck“ – Wie das MfS konspirativ Informationen sammelte

Das MfS entwickelte umfangreiche Kontroll- und Beobachtungsmechanismen zum Sammeln von relevanten Daten. Wann immer die Mitarbeiter der Staatssicherheit dazu inkognito bleiben wollten, wurden sie von der Abteilung Operative Technik (OT) mit gefälschten Ausweisen, Vollmachten oder Berechtigungskarten ausgestattet. In der Maskierungswerkstatt gab es dazu falsche Bärte, Perücken, Brillen und ganze Bäuche. Selbst über komplett gepackte Koffer zur Verkleidung verfügten die Mitarbeiter der Staatssicherheit. Aus dem Koffer „Bauarbeiter“ bedienten sie sich beispielsweise, wenn sie von einem Baugerüst aus unerkannt Hauseingänge beobachten wollten. Auch die Modelle „Fotograf“ und „Araber“ waren im Angebot. In Leipzig unterhielt das MfS eine Übungswerkstatt, in denen die Mitarbeiter lernten, Maskierungsutensilien selbst herzustellen.

Die Datensammlung erfolgte in der Regel konspirativ.. Das war das Schlagwort des MfS für all jene Aspekte seiner Arbeit, die dem „Feind“ verborgen bleiben sollten. So entwickelte der Geheimdienst beispielsweise konspirative Fototechnik, indem er Kameras in Jacken, Handtaschen, geblümte Dederonbeutel und sogar in einen künstlichen Bauch einbaute. Für die heimliche Personen- und Objektfotografie verwendete das Ministerium für Staatssicherheit sowohl handelsübliche Kameras als auch eigens in Auftrag gegebene Sonderentwicklungen. Bei den Kameras handelte es sich um inländische Fabrikate, Kameras aus den sozialistischen Bruderländern, aber auch viele Westprodukte. Spezialtechnik kam auch zu anderen Zwecken, etwa zur konspirativen Kommunikation, zum Einsatz. Ein Beispiel dafür sind die Lichtsprechgeräte, die eine nahezu abhörsichere Übertragung von gesprochenen Informationen ermöglichten.

Im Rahmen ihrer Überwachungstätigkeit nahm die Staatssicherheit auch „Konspirative Wohnungsdurchsuchungen“ vor. Zuständig dafür war die Abteilung VIII. Die MfS-Mitarbeiter beschafften zunächst Schlüsselabdrucke und stellten Duplikate der gewünschten Wohnungsschlüssel her. Vor der Durchsuchung wurden mit einer Polaroidkamera Situationsfotos angefertigt, um beim Verlassen der Wohnung keine sichtbaren Veränderungen zu hinterlassen. Für die eigentliche Dokumentation von vorgefundenen schriftlichen „Beweisstücken“ benutzte die Staatssicherheit verschiedene tragbare Reprokameras, vereinzelt auch Kleinbildkameras. Die Abteilung VIII war ebenfalls dafür zuständig, Wanzen einzubauen und damit Gespräche in Privatwohnungen, Büros und Hotelzimmern aufzuzeichnen.