Aktuell

ab 3. Oktober 2009, Museum in der "Runden Ecke" , ehemaliger Stasi-Kinosaal

Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution

Siebzigtausend waren es, die am 9.Oktober 1989 auf die Straße gingen, um friedlich gegen die SED-Diktatur und für Freiheit und Gerechtigkeit zu demonstrieren. Dieser Tag war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer wirklich Friedlichen Revolution, bei der entscheidende Impulse für Demokratie und Freiheit von Leipzig ausgingen.

Anlässlich des 20. Jahrestages von Friedlicher Revolution und Deutscher Einheit erinnert ab 3. Oktober 2009 eine Ausstellung im Museum in der „Runden Ecke“ an die zahlreichen Aktionen der Leipziger Opposition, ohne die so große Montagsdemonstrationen nicht möglich gewesen wären. Bereits in den 1980er Jahren engagierten sich Oppositionsgruppen, da die Kirche einen gewissen Schutz vor der Willkür des SED-Regimes bot, besonders im kirchlichen Umfeld für Umweltschutz, Menschenrechte und Demokratie. Als es 1988 jedoch zu Konflikten zwischen Kirchenleitung und Teilen dieser Basisgruppen kam, traten diese verstärkt in den öffentlichen Raum. Ausgehend von 45 Jahren Opposition und Widerstand zeichnet die Ausstellung mit originalen Flugblättern, Demofotos und Plakaten die Entwicklung der Opposition nach und orientiert sich an den konkreten Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig im Jahr 1989: Die Montagsdemonstrationen zur Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse, die Kommunalwahlen vom 7.Mai, das Straßenmusikfestival am 10. Juni, die entscheidende Montagsdemonstration am 9. Oktober und nicht zuletzt die Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale am 4. Dezember 1989 seien hier nur als Schlaglichter genannt. Die Gründung des Neuen Forums, das Entstehen der Runden Tische und schließlich die ersten freien Wahlen im Frühjahr 1990 bilden den Abschluss der Schau.

Damit präsentiert das Bürgerkomitee Leipzig e. V., das direkt aus der Friedlichen Revolution hervorging und seit 1990 das Museum in der „Runden Ecke“ betreibt, im Jubiläumsjahr 2009 eine der wichtigsten Epochen der jüngeren deutschen Geschichte und lädt Besucher aus ganz Deutschland zu spannenden neuen Entdeckungen ein.

 

unbefristet in der Dauerausstellung der Gedenkstätte:

Die Kehrseite der Medaille. Sport in der DDR - (Körper)Erziehung im Dienste der SED

Sport in der DDR. Glanzvolle Turnfeste, ein breites Angebot im Freizeitsport, zahlreiche Olympiasiege-das war die Schauseite der Medaille. Die Kehrseite:ideologische Überfrachtung, Militarisierung, staatliche Dopingprogramme. Sport sollten die Bürger in der DDR nicht nur im Dienst ihrer eigenen Gesundheit, sondern immer auch im Dienst der SED treiben: Wenn Kinder sich im Schulsport auf ihre Aufgaben bei der Landesverteidigung vorbereiteten, wenn auf der Osttribüne des Leipziger Zentralstadions die Losung "Dank dir Partei" erschien oder wenn Tausende MfS-Mitarbeiter zur Absicherung der Turn- und Sportfeste abrückten, dann ging es vor allem um zwei Dinge: Ein ganzes Volk in ständiger Wehrbereitschaft zu halten und durch sportliche Höchstleistungen die Überlegenheit des sozialistischen Systems zu demonstrieren. Die Werkausstellung des Bürgerkomitee Leipzig e.V. setzt sich kritisch mit der Bedeutung des Sports in der DDR als einem Instrument zur (Körper) Erziehung im Sinne der Diktatur auseinander. Sie dokumentiert, wie die SED den Massen- und Leistungssport in staatlich gelenkte Strukturen presste, um ihn in ihrem Sinne zu nutzen. Sie zeigt, welche politische Rolle der Sport spielte und welche Ziele die SED mit seiner Förderung verband.

 

unbefristet in der Dauerausstellung der Gedenkstätte:

Todesstrafe in der DDR - Hinrichtungen in Leipzig

Bis 1981 wurde in der DDR die Todesstrafe vollstreckt, zunächst in Dresden und ab Anfang der 60er Jahre in Leipzig in der Strafvollzugseinrichtung in der Alfred-Kästner-Straße. Die Prozesse waren politisch gesteuert und führten zu einem bereits vorab von der SED festgelegten Ergebnis. Erst 1987 wurde die Todesstrafe aus dem Strafgesetzbuch gestrichen - weil Erich Honecker bei seinem bevorstehenden BRD-Besuch eine Botschaft der Menschlichkeit verkünden wollte.

14 Jahre nach der Abschaffung der Todesstrafe erarbeitete das Bürgerkomitee eine Werkausstellung über die Instrumentalisierung derselben in der DDR-Diktatur. Sie informiert über die Hintergründe der Todesurteile, speziell über die Hinrichtungen in Leipzig. Analysiert wird unter anderem, wie die SED gleichermaßen als Ankläger und Richter auftrat und den Ausgang der Prozesse im Voraus festlegte. Die Ausstellung zeigt ebenso auf, wie die wahren Gründe des Ablebens der Hingerichteten verschleiert wurden und gibt einen Überblick über die Bemühungen zur juristischen Aufarbeitung des Kapitels Todesstrafe nach 1989.

Mit dem Thema befasst sich das Bürgerkomitee bereits seit mehreren Jahren und setzt sich für den authentischen Erhalt der ehemaligen Hinrichtungsstätte ein.

 

unbefristet im Saalbau (Glaseingang):

Kirchentage in Leipzig 1954, 1978 und 1989

Den ersten gesamtdeutschen Kirchentag nach der Wiedervereinigung in einer ostdeutschen Stadt, 1997 in Leipzig, nahm das Bürgerkomitee Leipzig e.V. zum Anlass, im Museum in der "Runden Ecke" eine Sonderausstellung zu den vorangegangenen Leipziger Kirchentagen zu erarbeiten. Unter dem Titel "Kirchentage in Leipzig 1954, 1978 und 1989" zeigt sie die Ambivalenz kirchlichen Lebens in der DDR: dessen Freiheiten, aber auch Grenzen. Die Ausstellung dokumentiert weiterhin, wie der SED-Staat auf das kirchliche Leben Einfluss nahm und welchen Erfolg er damit hatte. Sie zeigt aber auch den wirkungsvollen Widerstand Einzelner oder ganzer Gruppen, deren Mut letztendlich auch ein wesentlicher Faktor für den Sturz der SED wurde.

Die Ausstellung besteht aus etwa 20 Tafeln mit Dokumenten und Fotografien. Ergänzt werden diese durch eine Vielzahl von Erinnerungsstücken, die Teilnehmer der Kirchentage zur Verfügung stellten: Fotos, Bänder, Aufkleber, Tagebücher, Zeitungen, Liedhefte und vieles andere.

Die Ausstellung kann derzeit nur auf Anfrage besichtigt werden. Sie ist bei Interesse ausleihbar.