4. Dezember 1989: Die Besetzung

Ein Höhepunkt der Friedlichen Revolution: Am 4. Dezember besetzten Bürger die Stasi-Bezirksbewachung und begannen mit der Auflösung. Foto: Rainer Dorndeck

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Noch am 25. September waren die Demonstranten auf dem Friedrich-Engels-Platz umgekehrt und so der befürchteten Konfrontation mit der Staatssicherheit ausgewichen. Später artikulierten sie gerade hier ihren Zorn und die nachdrückliche Forderung nach Auflösung der Staatssicherheit.

Um den weiteren gewaltlosen Verlauf der Demonstrationen zu sichern, verhandelten am Nachmittag des 4. Dezember Vertreter der neuen demokratischen Gruppierungen mit den Leipziger Stasi-Obristen über eine Kontrolle des Gebäudes. Im Ergebnis dieses Gespräches gelang es am Abend einer Gruppe von 30 Bürgern, das Gebäude friedlich zu besetzen. Journalisten aus Ost und West begleiteten sie. Auch zu anderen Objekten der Staatssicherheit erzwangen sich Bürgergruppen im laufe der Nacht Zugang.

Das Bürgerkomitee, das sich noch in der Nacht bildete, stoppte die seit Wochen laufende Aktenvernichtung, setzte die Auflösung der Staatssicherheit in ganz Leipzig durch und machte die Arbeitsweise des Geheimdienstes transparent. Damit begann die unumkehrbare Demontage des wichtigsten Machtinstrumentes der SED-Diktatur.