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NEWSLETTER MAI 2004

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

vor 15 Jahren geriet die Macht der SED-Führung in der DDR langsam ins Wanken. Überall im Land machten neue demokratische Gruppen mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf sich Aufmerksam. Besonders rege waren sie in Leipzig, der Stadt, von der entscheidende Impulse für den demokratischen Umbruch ausgingen.

 

Das Bürgerkomitee erinnert ab dem 7. Mai mit elf Stelen im Stadtgebiet an wichtige Schritte auf dem Weg zum Sturz des diktatorischen Regimes. Zur Eröffnung des Projekts am 07.05.2004 auf dem Leipziger Markt laden wir Sie herzlich ein. Nähere Informationen erhalten Sie im folgenden Abschnitt.

 

Wir würden uns freuen, wenn Sie gemeinsam mit uns die erste Stele vor dem Alten Rathaus enthüllen und wünschen Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Rückblick

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

 

 

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WIR LADEN EIN

 

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7. MAI 2004

„DIE FRIEDLICHE REVOLUTION 1989 IN LEIPZIG – Aufbruch zur Demokratie“

Vor 15 Jahren, am 7. Mai 1989, fanden die letzten Kommunalwahlen der DDR statt, deren Ergebnis wie immer manipuliert wurde. In diesem Jahr konnte die Wahlfälschung jedoch dank der Kontrolle zahlreicher oppositioneller Gruppen bewiesen werden. Für viele Menschen in der DDR war dieser Tag der Anfang vom Ende – in den Folgemonaten wuchs der Widerstand gegen das System unaufhaltsam an, bis es schließlich im Herbst ´89 gänzlich zusammenbrach. Aus Anlass des Jahrestags der Wahlkontrollen laden wir Sie herzlich ein zur Enthüllung von Stelen an den Brennpunkten der Friedlichen Revolution in Leipzig.

 

Die Stelen werden an elf authentischen Schauplätzen – größtenteils in der Innenstadt – mit kurzen Texten und historischen Fotografien Informationen über wichtige Ereignisse des Revolutionsjahres 1989 in Leipzig geben. Standorte sind unter anderem der Vorplatz der Nikolaikirche, in der die Friedensgebete stattfanden, der Markt, auf dem im Januar die erste ungenehmigte Demonstration der 80er Jahre für Demokratie und freiheitliche Grundrechte begann, sowie die „Runde Ecke”, die am 4. Dezember von Leipziger Bürgern besetzt wurde.

 

Anlässlich der Enthüllung der Stele am Markt (gegenüber Eingang Altes Rathaus) werden am 07.05.2004, 11.00 Uhr, die sächsische Landtagsabgeordnete Christine Clauß sowie Dr. Hermann Rudolph, Herausgeber des Tagesspiegel und Vorstandsmitglied der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sprechen. Die Stiftung fördert das Projekt umfänglich.

 

Im Anschluss an die Veranstaltung laden wir Sie zum Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution” ein. Dieser findet bis Jahresende jeden Sonnabend statt und beginnt 14.00 Uhr am Hauptportal der Nikolaikirche. Gruppen können auf Wunsch auch an anderen Terminen Führungen buchen.

 

 

16. MAI 2004

INTERNATIONALER MUSEUMSTAG

„Kulturelle Tradition als lebendiges Erbe“ lautet das Motto des diesjährigen Internationalen Museumstags. Das Bürgerkomitee lädt aus diesem Anlass zu Sonderführungen- und Öffnungszeiten in seine Gedenkstätte ein.

 

Jeweils 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr beginnen Führungen durch die originalen Räume der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in der „Runden Ecke“. Besucher erfahren näheres über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des MfS und sehen zahlreiche Arbeitsutensilien, beispielsweise versteckte Kameras, eine Maskierungswerkstatt, Geruchskonserven, Wanzen und eine Kollermaschine zum Vernichten von Akten. Eine Voranmeldung für die Führungen ist nicht nötig.

 

Das Museum im Stasi-Bunker Machern ist zum Museumstag von 13.00 – 16.00 Uhr geöffnet. Normalerweise besteht nur jedes letzte Wochenende im Monat die Möglichkeit, den Bunker zu besichtigen. Hier werden ständig Führungen angeboten, die über die Pläne der Staatssicherheit für den Spannungs- und Mobilmachungsfall informieren. Im Bunker, der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AFüSt) der Leipziger Stasi-Zentrale, hätten im „Ernstfall” 120 hauptamtliche Mitarbeiter der Staatssicherheit aus der „Runden Ecke” weiter gearbeitet. Besucher können das 5,2 Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen, sowie das Bunkerinnere mit fast vollständig original erhaltener Einrichtung besichtigen. Zu erfahren ist unter anderem, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte.

 

 

 

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RÜCKBLICK

 

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24. APRIL

„KEINE goldenen Zeiten“ – Fünfte Leipziger Museumsnacht in der „Runden Ecke“

„Gemeinsam für den Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht“, „Unverbrüchliche tschekistische Waffenbrüderschaft“ oder „Kunst ist Waffe“ – mit diesen und ähnlichen kämpferischen Aufschriften schmückte die Staatssicherheit ihre Auszeichnungen und Devotionalien. Unmengen von Ehrengeschenken, Medaillen, Abzeichen, Orden und Schmucktellern vergab das MfS im Laufe seiner fast 40-jährigen Dienstzeit sowohl an seine Kampfgefährten als auch an verdienstvolle Offiziere aus den eigenen Reihen. Eine breite Auswahl davon war im Rahmen der fünften Leipziger Museumsnacht in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu sehen. Unter dem Titel „KEINE goldenen Zeiten“ waren in der Ausstellung an diesem Abend zahlreiche Objekte zu sehen, die normalerweise hinter verschlossenen Türen im Magazin lagern. Dazu gehört beispielsweise auch ein goldener Ehrendolch, der an Generale und Admirale vergeben wurde, und von dem nur wenige Exemplare existieren. Weitere Exponate rund um das Thema „Gold“ komplettierten die Ausstellung, so zum Beispiel Raritäten aus Meißner Porzellan, dem „weißen Gold“, die das MfS als Geschenke und Ehrungen anfertigen ließ.

 

Im ehemaligen Stasi-Kinosaal lief währenddessen eine Filmnacht unter dem Motto „Flucht in den goldenen Westen“. Mit einer Seilbahn über die Berliner Mauer, schwimmend über die Ostsee oder unter der Erde durch einen Tunnel – Menschen, die aus der DDR fliehen wollten, legten einen schier unbegrenzten Erfindungsreichtum an den Tag. Manche der Fluchtversuche glückten und zeugen vom Drang nach Freiheit, den die SED-Führung trotz Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl nicht eindämmen konnte. Andere wiederum scheiterten und nahmen ein tragisches Ende, wie etwa im Fall des 10-jährigen Michael Gartenschläger, der an der innerdeutschen Grenze erschossen wurde. Die aus gewählten Filme dokumentierten den Wunsch zahlreicher Menschen nach einem Leben im anderen Teil Deutschlands.

 

Auch die ehemalige Hinrichtungsstätte in der Alfred-Kästner-Straße war zur Museumsnacht wieder geöffnet. Hier wurden von Beginn der 60er Jahre bis zur Aufhebung der Todesstrafe 1987 die Todesurteile für die gesamte Deutsche Demokratische Republik vollstreckt. Besucher wurden durch die originalen Räume geführt und konnten eine Werkausstellung zum Thema „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“ besichtigen.

 

Insgesamt folgten 3.485 Menschen der Einladung des Bürgerkomitees. 2000 davon kamen in die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, 865 zur Filmnacht in den ehemaligen Kinosaal und 620 in die Hinrichtungsstätte.

 

 

 

 

 

 

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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG

 

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Die Stasi-Archive in den ehemaligen Bezirksstädten der DDR sollen erhalten bleiben. Das fordern die sächsischen Verfolgtenverbände und Aufarbeitungsinitiativen in einer gemeinsamen Erklärung. Sie reagieren damit auf Pläne der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), die Zahl ihrer Außenstellen deutlich zu reduzieren. Die Unterzeichner der Erklärung befürchten, dass dadurch insbesondere die persönliche, aber auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der SED-Diktatur entscheidend beeinträchtigt wird.

 

Die Verbände und Initiativen verweisen darauf, dass gerade die Politiker der neuen Bundesländer 1990/91 in der Diskussion um das Stasi-Unterlagen-Gesetz ein dezentrales System für die BStU nachdrücklich befürwortet hatten. Denn die Existenz jeweils einer Außenstelle der Behörde in jeder ehemaligen Bezirksstadt garantiert kurze Wege für alle, die ihre Akten einsehen wollen. Dies gilt sowohl für Antragsteller mit persönlichem als auch mit wissenschaftlichem Hintergrund.

 

Die Unterzeichner des Aufrufs plädieren dafür, dass die BStU sich wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentriert. Nach den Maßgaben des Stasi-Unterlagen-Gesetzes haben die Erschließung bisher unbearbeiteter Bestände und die Bearbeitung von Anträgen auf Akteneinsicht unbedingten Vorrang vor jeder anderen Art von Betätigung. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass im Bereich des Archivbetriebs eingespart werden soll, wenn die Bundesbeauftragte gleichzeitig immer größere Personalressourcen für die politische Bildungsarbeit vorhält. Diese zählt nicht zu den Kernaufgaben der Behörde und wird zudem von anderen Trägern bereits seit Jahren kompetent wahrgenommen. Die BStU sollte daher alle ihre Ressourcen dafür einsetzen, offene Anträge auf Akteneinsicht von Betroffenen, Wissenschaftlern und Journalisten schnellstmöglich zu bearbeiten. Derzeit müssen Antragsteller eine Wartezeit von zwei bis drei Jahren hinnehmen. Hinzu kommt, dass noch mehrere Tausend Meter an Stasi-Unterlagen unerschlossen sind.

 

Die vollständige Erklärung lesen Sie auf der Homepage des Bürgerkomitees.

 

 

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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TAG DER FREIWILLIGEN

Wer sich ehrenamtlich in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker engagieren möchte, ist am 15.05.2004 zum Tag der Freiwilligen eingeladen. Das Bürgerkomitee beteiligt sich an der Aktion der Leipziger Freiwilligen Agentur und möchte Interessenten einen Einblick in die Museumstätigkeit geben. In der „Runden Ecke“ wird es möglich sein, sowohl die Arbeit mit Besuchern kennen zu lernen, als auch einen Blick hinter die Kulissen des Gedenkstättenbetriebs zu werfen. Im Museum im Stasi-Bunker planen wir einen Arbeitseinsatz, um das Außengelände auf Vordermann zu bringen. Wer Interesse hat, kann sich jederzeit unter 0341/9612443 oder per E-Mail mail@runde-ecke-leipzig.de in der Gedenkstätte anmelden.

 

 

DAS MUSEUM IM STASI-BUNKER IM PROGRAMM DES MDR

Am 11.05.2004 ist 20.45 Uhr im Programm des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) der erste Teil einer Dokumentation über ehemalige Bunkeranlagen der DDR zu sehen. Wie wir bereits im Newsletter des vergangenen Monats berichtet haben, ist das Museum im Stasi-Bunker Machern einer der Hauptschauplätze des Films. Der mehr als fünf Hektar große Komplex war bis 1989 die Ausweichführungsstelle der Leipziger Stasi-Zentrale. Hochrangige Offiziere aus der „Runden Ecke“ hätten im so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall ihre Tätigkeit dorthin verlagert. Wie sie sich das Überleben und ihre Arbeit in dem vermeintlich ABC-sicheren Bunker vorgestellt hätten, zeigt die Dokumentation, deren zweiter Teil am 18.05.2004, ebenfalls 20.45 Uhr, im MDR ausgestrahlt wird.

 

Wer die ehemalige Ausweichführungsstelle im Original besichtigen möchte, kann das an jedem letzten Wochenende im Monat tun. Die nächsten regulären Öffnungstage im Museum im Stasi-Bunker sind der 29. bis 30.05.2004. Zwischen 13.00 und 16.00 Uhr beginnen regelmäßig Führungen. Mit Gruppen vereinbaren wir gern auch andere Termine.

 

 


 



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Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage.

Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
http://www.runde-ecke-leipzig.de
mail@runde-ecke-leipzig.de
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