NEWSLETTER OKTOBER 2004
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
Leipzig erinnert in den kommenden Tagen mit mehr als 20 Sonderausstellungen, Diskussionen, Vorträgen, Lesungen und Filmen an den Herbst ´89. 70.000 Menschen zogen am 9. Oktober 1989 über den Innenstadtring – eine Übermacht, der die Sicherheitskräfte des DDR-Staates nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Obwohl sie auf bewaffnete Auseinandersetzungen vorbereitet waren, endete der Tag unblutig. Damit war ein Damm gebrochen, den die SED-Führung nicht mehr zu schließen vermochte. Innerhalb weniger Wochen stürzten die DDR-Bürger das kommunistische Regime und begannen, demokratische Strukturen aufzubauen.
15 Jahre nach diesen Ereignissen hat die Initiativgruppe „Herbst ´89 – Aufbruch zur Demokratie“ für die Zeit vom 6. bis 9. Oktober ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Auch die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ beteiligt sich mit mehreren Veranstaltungen und lädt von Donnerstag bis Sonnabend zu Filmvorführungen, Vortrag und Lesung, zu Sonderführungen und zu einer Busfahrt ins Museum im Stasi-Bunker Machern ein. Mehr dazu erfahren Sie im Punkt „Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung“ und unter „Wir laden ein“.
Wir laden Sie herzlich zu den Veranstaltungen in Leipzig ein und wünschen Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.
Ihr Bürgerkomitee Leipzig
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INHALT
Wir laden ein
Rückblick
Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung
Aus der Arbeit der Gedenkstätte
Aus dem Gästebuch
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WIR LADEN EIN
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7. OKTOBER 2004
„VOLKSABSTIMMUNG ÜBER DIE EU-VERFASSUNG? EIN STREITGESPRÄCH“
Die Kooperationsveranstaltung des Vereins „Mehr Demokratie e.V.“ und des Bürgerkomitees beginnt 16.30 Uhr in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, im ehemaligen Stasi- Kinosaal.
7. OKTOBER 2004
FILMPREMIERE: THE BURNING WALL - DIE BRENNENDE MAUER. DISSENS UND OPPOSITION IN DER DDR, 1949 – 89
„The burning wall“, bester Dokumentarfilm des Hollywood Film Festival 2003, beleuchtet das Dilemma des Widerstandes des Einzelnen in einem totalitären Staat und zeichnet ein Bild vom Anwachsen des Widerstandes, der schließlich die Berliner Mauer zum Einsturz brachte. Der Film ist kein Moralitätenschauspiel von Gut und Böse in der DDR, sondern die Geschichte von Menschen, die sich vor Gewissens- und Willensentscheidungen gestellt sahen. Der Film zeigt auch die Leipziger Ereignisse im Kontext der Weltpolitik.
Erstmals ist am 7. Oktober die deutsche Fassung des Films zu sehen. Im Anschluss wird Gelegenheit sein, mit der Regisseurin und Produzentin, Hava Kohar Beller, ins Gespräch zu kommen. Es moderiert Dr. Claus Richter, Redaktionsleiter von Frontal 21(ZDF).
Die Veranstaltung, die das Bürgerkomitee Leipzig e.V. in Kooperation der Konrad-Adenauer-Stiftung durchführt, findet in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, im ehemaligen Stasi- Kinosaal statt und beginnt 19 Uhr.
8. OKTOBER 2004
VORTRAG, LESUNG UND DISKUSSION: LEIPZIGER RING. FAKTEN, HINTERGRÜNDE UND ERINNERUNGEN ZUM 9. OKTOBER 1989 IN LEIPZIG
„Wir sind das Volk“ – in diesem emotionalen Ruf spitzte sich der Protest gegen das SED- Regime auf dem Leipziger Ring zu. Ob Hilferuf oder schon gewonnenes Selbstbewusstsein: die Staatsmacht sah sich konfrontiert mit einer Masse, die nicht mehr stillhalten wollte und deren gewaltigem Protest sie nichts mehr entgegen zu setzen hatte.
Tobias Hollitzer eröffnet den Abend mit einem Vortrag zum Thema „Der 9. Oktober 1989 in Leipzig“. Er stellt die Ereignisse und die Hintergründe dieses „Tags der Entscheidung“ auf Basis aktueller zeitgeschichtlicher Forschungsergebnisse dar. Danach liest der Leipziger Autor Reiner Tetzner aus seinem neu aufgelegten Buch „Leipziger Ring. Aufzeichnungen eines Montagsdemonstranten“. In der anschließenden Diskussion werden weiterhin Roland Quester (Koordinierungskreis „Appell zur Gewaltlosigkeit“, heute Stadtrat) und Dr. Kurt Meyer (SED-Bezirksleitung Leipzig, Mitinitiator des Aufrufs der „Leipziger Sechs“) zu Wort kommen. Prof. Dr. Günther Heydemann (Universität Leipzig, Lehrstuhl für Neuere und Zeitgeschichte) moderiert das Gespräch, in dem es vor allem um die Frage gehen soll, warum der 9. Oktober gewaltfrei blieb und damit die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution einläutete.
Die Veranstaltung beginnt 19.30 Uhr in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi- Kinosaal.
9. OKTOBER 2004
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
Anlässlich des 9. Oktober lädt das Bürgerkomitee zu Führungen durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein.
Sie beginnen 10.00 Uhr, 11.30 Uhr, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr. Voranmeldungen sind nicht nötig.
9. OKTOBER 2004
BUSTRANSFER INS MUSEUM IM STASI-BUNKER
Zum letzten Mal in diesem Jahr bieten wir Ihnen am 9. Oktober die Möglichkeit, mit einem Bus von Leipzig ins Museum im Stasi-Bunker Machern, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Zentrale zu fahren. Die Friedliche Revolution im Herbst ´89 verlief ohne ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Staatssicherheit und Demonstranten. Welche Planungen aber die Staatsicherheit für den so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall hegte, ist bei einer Führung durch die ehemalige Ausweichführungsstelle für den Besucher nachvollziehbar.
In dem Angebot inbegriffen sind Hin- und Rückfahrt sowie eine Führung durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung. Abfahrt ist 14.00 Uhr an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” am Dittrichring 24.
Die Busfahrt kostet 10,00 Euro, die Führung durch den Bunker 3,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf am Büchertisch der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke”. Reservierungen sind ebenfalls unter der Tel.- Nr.: 0341/ 9612443 möglich. Kurzentschlossene können sich auch am Sonnabend noch direkt im Museum melden.
Die nächsten Fahrten sind dann erst wieder für den Sommer 2005 vorgesehen. Das Museum im Stasi-Bunker selbst ist aber unabhängig davon jedes letzte volle Wochenende im Monat, je 13.00 bis 16.00 Uhr, geöffnet.
9. OKTOBER 2004
LANGE FILMNACHT: HEUTE VOR 15 JAHREN - DER 9. OKTOBER 1989 IN LEIPZIG. DER TAG DER ENTSCHEIDUNG IN FILMDOKUMENTEN
Aus vielen Mosaiksteinen setzt sich im Laufe des Filmabends ein Bild von den folgenreichen Ereignissen des 9. Oktober in Leipzig zusammen. Die ausgewählten Filmdokumente beleuchten die Vorgeschichte und die Auswirkungen des 9. Oktober, vor allem aber diesen „Tag der Entscheidung“ selbst aus verschiedenen Blickwinkeln – von Staatsfunktionären, Sicherheitskräften, Dissidenten bis hin zum kleinen Mann, der am 9. Oktober „einfach nur Masse“ sein wollte.
Zu sehen sind unter anderem originale Stasi-Aufnahmen vom 7. Oktober und Rohschnitte vom 9. Oktober 1989. Siegbert Schefke (MDR), der am 9. Oktober heimlich vom Turm der Reformierten Kirche filmte und dessen Aufnahmen zur Filmnacht gezeigt werden, wird am Abend anwesend sein und für Gespräche zur Verfügung stehen.
Die Veranstaltung beginnt 21.00 Uhr und findet in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt.
3. BIS 5. DEZEMBER 2004
TAGUNG: DIE AUFLÖSUNG DER STAATSSICHERHEIT 1989/90. EIN ZENTRALES EREIGNIS DER FRIEDLICHEN REVOLUTION
Die Besetzung der MfS-Zentralen in der gesamten DDR war einer der Höhepunkte der Friedlichen Revolution und die Voraussetzung für den demokratischen Aufbruch. In allen Bezirksstädten und in der Hauptstadt Berlin gründeten sich in der Folge Bürgerkomitees, die die Auflösung der Staatssicherheit auf den Weg brachten und über die Akten wachten. Im Rahmen einer Tagung soll vom 03. bis 05.12.2004 eine Bilanz des Auflösungsprozesses und der Arbeit der Bürgerkomitees gezogen werden. 15 Jahre nach der Friedlichen Revolution ist es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme, die Forschungslücken schließt, aber auch Anregungen für neue wissenschaftliche Vorhaben geben soll. Nicht zuletzt geht es auch um eine Würdigung der breiten Unterstützung, die die Bürgerkomitees durch die „Menschen auf der Straße“ erfahren haben - als bewusster Gegenpol zu Ostalgie und Verharmlosungstendenzen.
Das ausführliche Programm lesen Sie im nächsten Newsletter. Gern können Sie sich aber schon jetzt beim Bürgerkomitee für die Tagung anmelden.
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RÜCKBLICK
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6. SEPTEMBER 2004
WELCHE BEDEUTUNG HAT DIE FRIEDLICHE REVOLUTION FÜR DAS HEUTIGE DEUTSCHLAND?
Braucht Deutschland einen neuen Feiertag, um die Friedliche Revolution und den Mut der Bürger 1989 gebührend zu würdigen? Diese Frage war Ausgangspunkt einer Podiumsdiskussion am 06.09.2004 in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Moderiert wurde die Veranstaltung mit dem Thema „Welche Bedeutung hat die Friedliche Revolution für das heutige Deutschland?“ von Ruth Misselwitz und Bettina Röder von der Zeitschrift Publik Forum.
Die Diskussionsgäste waren sich einig, dass der 3.Oktober kein Tag sei, an dem man der Ereignisse von 1989/90 würdig gedenkt. Wolfgang Thierse, Präsident des Deutschen Bundestags, meinte, es sei kein Datum „bei dem die Emotionen hochgehen“. In der Frage welcher historische Termin als Feiertag geeigneter wäre – der 9. Oktober oder der 9. November – gingen die Meinungen stark auseinander. Der Bundestagsabgeordnete Werner Schulz plädierte für den 9. November, da dieser Tag sich durch die ganze Geschichte Deutschlands ziehe – von der Paulskirche über das Dritte Reich bis hin zur Friedlichen Revolution. Der Historiker und Publizist, Paul Oestreicher, vertrat die Auffassung, dass Geschichtsbewusstsein sich nicht in Feiertagen ausdrückt. Man sollte lieber in den Schulen am 9. November eine „Zeitreise“ veranstalten und die Ereignisse an diesem Tag bis zur Revolution 1848/49 zurückverfolgen. Pfarrer Führer vertrat die Meinung, dass es nur einen Feiertag geben sollte, und plädierte für den 9. Oktober. An diesem Tag sollten nicht Politiker die Hauptrolle spielen, da sie an den Ereignissen des 9. Oktobers keinen Anteil hätten, sondern jene Bürger, die mutig auf die Straße gegangen sind.
Einig waren sich die Diskutanten darin, dass die Ereignisse von 1989 jeden Bürger noch heute beeinflussen, ob ihnen dies nun bewusst ist oder nicht. Das hatte auch bereits Irmtraut Hollitzer vom Bürgerkomitee in ihren einleitenden Worten angemerkt.
Im zweiten Teil des Abends hatten die Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit, Fragen an die Podiumsgäste zu richten. Zur Sprache kamen dabei auch aktuelle Probleme, u.a. Hartz IV, die Neuauflage der Montagsdemos und die hohe Arbeitslosigkeit. Abschließend machte er den Vorschlag, dass es, vor allem in Ostdeutschland, eine ähnliche Einrichtung wie die „Runden Tische“ wieder geben müsste. Es solle wieder die Möglichkeit bestehen, mit Vertretern aus allen Schichten und Kreisen zusammenzusitzen und Lösungen für Probleme zu finden, die von allen Seiten beschlossen und vertreten würden.
28. SEPTEMBER 2004:
DIE FRIEDLICHE REVOLUTION ´89 – EINE GEISTIG-MORALISCHE WENDE?
„1989 ist in jedem von uns, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.“ Mit diesen Worten begrüßte Irmtraut Hollitzer vom Leipziger Bürgerkomitee die 90 Gäste beim Vortrag von Dr. Joachim Gauck zum Thema „Die friedliche Revolution ’89 – eine geistig-moralische Wende?“; ein Abend, der gemeinsam vom Bürgerkomitee Leipzig und dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU veranstaltet wurde.
Joachim Gauck zeichnete in seinem Vortrag das Bild einer Übergangsgesellschaft Ex-DDR, die noch nicht vollständig im neuen System angekommen sei. Denn die DDR-Bewohner hätten nie lernen können, aktiv „Bürger“ zu sein, sondern seien vielmehr „Staatsinsassen“ gewesen. Damit sich die Menschen zu Bürgern entwickeln könnten, sei es notwendig, dass die Wirklichkeit der DDR-Diktatur anerkannt und nicht verdrängt werde. Dazu gehöre auch das Eingeständnis, dass ein Großteil der Bevölkerung sich aus Angst vor Repressionen dem System mehr oder weniger angepasst habe. Anstatt nur die Hornhaut auf den Ellenbogen der „Wessis“ zu sehen, sollte deshalb die eigene Hornhaut auf den Knien nicht vergessen werden, mahnte Gauck. Andererseits erinnerte er aber auch daran, dass sich 1989 der „Staatsbewohner“ mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ zum Staatsbürger gewandelt habe und bereit war, die politische Ohnmacht hinter sich zu lassen und von der Angst Abschied zu nehmen.
Diese „Reifeprüfung als Bürger der freien Welt“ 1989, wie es Hartmut Nischik, Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU, in seiner Begrüßung formuliert hatte, schließt allerdings die Arbeit am staatsbürgerlichen und autonomen Ich mit ein. Bis nicht jeder Bundesbürger schon einmal in seinem Leben einen Klassensprecher oder eine Klassensprecherin gewählt habe, werde die ostdeutsche Gesellschaft sich von der in den alten Bundesländern unterscheiden, prophezeite Joachim Gauck.
Die 1989 gewonnene Freiheit als „unerträglich offenen Raum“ auszuhalten und anzunehmen, darum drehte sich die anschließende Diskussion. Tobias Hollitzer vom Leipziger Bürgerkomitee sprach sich nachdrücklich dafür aus, die Mühe auf sich zu nehmen, innerhalb der bestehenden demokratischen Institutionen selbst zu handeln und sich nicht als Objekt von Politik zu betrachten. Um der Politikverdrossenheit und Unzufriedenheit vieler Menschen, wie sie auch durch Äußerungen aus dem Plenum zum Ausdruck kamen, etwas entgegenzusetzen plädierte Joachim Gauck für vermittelnde Angebote zwischen Politik und Bürgern in der Breite der Gesellschaft. Die Vergrößerung solcher „Inseln der Ermächtigung“, auf denen Menschen selbstbewusst ihre Bürgerrechte wahrnehmen und sich für die Gesellschaft engagieren, sei wichtige Aufgabe auf dem Weg von der Übergangsgesellschaft zur Zivilgesellschaft.
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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG
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Im Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution reiht sich in den kommenden Tagen in Leipzig eine Veranstaltung an die nächste. Sie erinnern an die bahnbrechenden Ereignisse im Oktober 1989 und wollen gleichzeitig eine Brücke ins Jetzt schlagen. Nicht die bloße Retrospektive steht im Mittelpunkt, sondern vor allem die Frage, welche Bedeutung die Errungenschaften der Friedlichen Revolution bis heute haben und wie wir sie nutzen.
Die Initiativgruppe „Herbst ´89 – Aufbruch zur Demokratie“ hat vom 6. bis 9. Oktober ein umfangreiches Programm mit Sonderausstellungen, Diskussionen, Lesungen, Filmen und Vorträgen zusammengestellt. Einer der Höhepunkte wird die Rede des Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse am 9. Oktober, 16.00 Uhr, in der Nikolaikirche sein. Eine Übersicht über das vollständige Programm finden Sie auf der Homepage der Stadt Leipzig unter www.leipzig.de/herbst89
Über wichtige Ereignisse des Jahres ´89 können Sie in dem Buch „Heute vor 10 Jahren. Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ nachlesen. Es basiert auf den Diskussionen und Vorträgen der gleichnamigen 13-teiligen Veranstaltung, zu der das Bürgerkomitee 1999 eingeladen hatte. Im Jubiläumsjahr sollte deutlich werden, dass der weltweit bekannte Herbst '89 in Leipzig eine ereignisreiche Vorgeschichte hatte. Das Buch dokumentiert die Podiumsdiskussionen, in denen nicht nur bekannte Leipziger Persönlichkeiten zu Wort kamen, sondern auch viele Menschen, die bisher in der Geschichte der Friedlichen Revolution namenlos geblieben sind, sie aber durch ihren Mut und persönlichen Einsatz mit auf den Weg gebracht haben. Den Debatten sind neue zeitgeschichtliche Forschungsergebnisse von Recherchen bei der BStU und in anderen Archiven vorangestellt. Erstmalig werden die Leipziger Ereignisse von 1989 in so konzentrierter Form, mit zahlreichen Details, dargestellt.
Sie erhalten „Heute vor 10 Jahren“ am Büchertisch der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und können es ebenfalls beim Bürgerkomitee bestellen.
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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
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Viele Sammlungsstücke der Gedenkstätte sind momentan wieder auf Reisen. Vom Demotransparent bis zum Spezialtisch für das Aufdampfen von Post dokumentieren sie in Sonderschauen und in Dauerausstellungen anderer Museen die Arbeitsweise der Staatssicherheit und deren Auflösung 1989/90.
So wird beispielsweise das Deutsche Historische Museum ab 2005 in seiner neuen Dauerausstellung einen Schlüsselabdruckkasten, Wanzen im Füllfederhalter und im Hemdknopf sowie gefälschte Poststempel aus der Sammlung der „Runden Ecke“ zeigen. In der Dauerausstellung des Sächsischen Industriemuseums in Chemnitz ist bereits seit einigen Monaten in der Rubrik „Leipzig – Die bewegte Stadt“ ein Demoplakat aus dem Jahr 1989 zu sehen.
Vom 11. Oktober bis 5. November präsentiert das Archiv Bürgerbewegung Leipzig im Neuen Rathaus der Stadt die Ausstellung „Graben für den Frieden – Die Bausoldaten in der DDR“. Auch zu dieser hat die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mehrere Objekte beigesteuert, darunter die Uniform eines Bausoldaten, Medaillen und Ärmelabzeichen sowie verschiedene Wanzen.
Noch bis zum 14. November 2004 ist die Sonderausstellung „Ein offenes Geheimnis – Post- und Telefonkontrolle in der DDR“ im Museum für Kommunikation Nürnberg zu sehen. Nach Stationen in insgesamt vier deutschen Städten kommt die Exposition anschließend nach Leipzig und wird hier von Januar bis Juni 2005 im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“ präsentiert. Als Hauptleihgeber für die Exposition hat das Bürgerkomitee unter anderem Geräte zum Öffnen und Wiederverschließen von Post, gefälschte Poststempel und Elemente einer Telefonabhör-Anlage zur Verfügung gestellt.
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AUS DEM GÄSTEBUCH
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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.
Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.
„Wenn man bedenkt, dass ins Lehreramt wohl vor allem diejenigen gehoben wurden, die politisch und nicht in erster Linie pädagogisch geeignet waren, so zürnt es einen doch, wenn man zusehen muss, dass eben jene ‚Lehrer’ noch heute unsere Kinder ‚erziehen’ und ‚unterrichten’.”
Eintrag vom 12.09.2004
„Möge diese Zeit nie vergessen werden – und es stehen Wahlen an. Haben wir daraus gelernt?“
Eintrag vom 15.09.2004
„Staatliches Handeln bedarf der demokratischen Legitimierung durch die Bürgerschaft. Jeder, welcher im staatlichen Dienst steht, muss sein Handeln mit den Grundsätzen der europäischen Menschenrechtskonvention vereinbaren können. Staatliches Handeln bedarf der dauernden demokratischen Kontrolle.”
Eintrag vom 18.09.04