NEWSLETTER NOVEMBER 2004
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
die diesjährige Veranstaltungsreihe zum Herbst ’89 vernetzte erstmalig Aktionen in ganz Sachsen zum Gedenken an den 15. Jahrestag der Friedlichen Revolution. Der Leipziger Initiativgruppe „Herbst ´89 – Aufbruch zur Demokratie“ ist es dabei gelungen, den 9. Oktober als ein zentrales Ereignis der deutschen Zeitgeschichte auch überregional ins Bewusstsein zu rücken. Wie in jedem Jahr beteiligte sich das Bürgerkomitee Leipzig mit mehreren Veranstaltungen an dieser Aktionsreihe.
Noch zwei weitere Veranstaltungen stehen in diesem Jahr in der Gedenkstätte im Zeichen des Jahrestags: Zum einen eine Filmnacht am 9. November, dem Jahrestag des Mauerfalls zum anderen eine Fachtagung zur Auflösung des MfS. Das ausführliche Programm stellen wir Ihnen im heutigen Newsletter vor. Gern können Sie sich bei Interesse als Teilnehmer anmelden.
Wir laden Sie herzlich zu den Veranstaltungen in der „Runden Ecke“ ein und wünschen Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.
Ihr Bürgerkomitee Leipzig
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INHALT
Wir laden ein
Rückblick
Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung
Aus der Arbeit der Gedenkstätte
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WIR LADEN EIN
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9. NOVEMBER 2004
LANGE FILMNACHT: HEUTE VOR 15 JAHREN - DIE ÜBERWINDUNG DER MAUER. ERFÜLLTE SEHNSUCHT FREIHEIT
Schon im ersten Jahrzehnt nach ihrer Gründung waren der DDR die Bürger davongelaufen, bis 1961 etwa 2,7 Millionen. Um diese Fluchtwelle zu stoppen, riegelte der Staat seine Grenzen ab. Die Freiheitssehnsüchte des Volkes ignorierten die Mächtigen. Erst nach 28 Jahren gelang die Befreiung und die Welt erlebte an diesem Tag die glücklichen Stunden eines Volkes.
In der Veranstaltungsreihe „Heute vor 15 Jahren erinnern wir mit folgenden Filmen an den Tag des Mauerfalls:
20.00 UHR
„HALT! ZONENGRENZE“
(von F.J.Schreiber)
21.00 UHR
Faszination Freiheit. Spektakuläre Fluchtgeschichten:
„MIT DER SEILBAHN ÜBER DIE MAUER“
(von Dieter Weiss)
21.45 UHR
Faszination Freiheit. Spektakuläre Fluchtgeschichten:
„ÜBER DIE OSTSEE IN DIE FREIHEIT“
(von Weil Verlinden)
22.30 Uhr
Faszination Freiheit. Spektakuläre Fluchtgeschichten:
„FLUCHT MIT DEM MOSKAU-PARIS-EXPRESS“
(von Freya Klier)
23.15 UHR
„EIN VOLK SPRENGT SEINE MAUERN – 9. NOVEMBER ’89“
(SFB 1990)
3. BIS 5. DEZEMBER 2004
TAGUNG: AUFLÖSUNG DER DDR-STAATSSICHERHEIT 1989/90. EIN ZENTRALES EREIGNIS DER FRIEDLICHEN REVOLUTION
15 Jahre nach der Friedlichen Revolution, der Besetzung der MfS-Zentralen und der Gründung der Bürgerkomitees ist es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme. Die Konferenz der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und das Bürgerkomitee Leipzig e.V. laden zu einer Fachtagung ein, die Forschungslücken schließen und gleichzeitig Anregungen für neue wissenschaftliche Vorhaben geben will. Sie wird sowohl den Protagonisten der MfS-Auflösung als auch Historikern und anderen Experten ein Podium bieten. Nicht zuletzt geht es um eine Würdigung der breiten Unterstützung, die die Auflösung der Staatssicherheit durch die „Menschen auf der Straße“ erfuhr. Tagungsort ist das Gebäude der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, die am 4. Dezember 1989 friedlich besetzt wurde, und in deren authentischen Räumen sich heute eine Gedenkstätte beendet.
Zentrales Thema wird die Auflösung des MfS als ein integraler Bestandteil der Friedlichen Revolution und als ein wichtiger Ausgangspunkt für die folgende demokratische Entwicklung sein. Daher stehen die Akteure der Jahre 1989 und 1990 – wie Bürgerkomitees, Runde Tische, neu gewählte Parlamente – im Zentrum der Betrachtung. Die Rolle des alten Systems – beispielsweise MfS/AfNS, Staatliches Komitee, SED/PDS, Blockparteien – soll als deren Widerpart untersucht werden.
Angestrebt ist ein Vergleich zwischen den Entwicklungen in den einzelnen Bezirken, die zum Teil sehr unterschiedlich verliefen, sich aber auch gegenseitig beeinflussten und bedingten. Dies gilt ebenso für die Auflösung der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin, die wegen der späten Besetzung erst Mitte Januar 1990 begann. Zu den Prozessen auf regionaler Ebene differiert der Forschungsstand momentan noch erheblich. Bestehende Forschungsdesiderate sollen im Rahmen der Veranstaltung geschlossen werden, sodass in einem zweiten Tagungsteil auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der persönlichen Erfahrungen der einstigen Akteure spezielle Aspekte des Auflösungsprozesses aus der Gesamtsicht untersucht werden können. Dazu sind Diskussionen in Arbeitsgruppen vorgesehen.
Am Abend des 4.12., dem Jahrestag der Besetzung, diskutieren Journalisten über die Rolle der Medien im Auflösungsprozess. Presse, Rundfunk und Fernsehen beteiligten sich 1989/90 mit zahlreichen Beiträgen an der Aufklärungsarbeit. Journalisten, die vor 15 Jahren besonders intensiv recherchierten, werden am 4.12. zu Gast sein und ausgewählte Filmmaterial zeigen.
Eine öffentliche Podiumsdiskussion wird am 5.12.2004 den Abschluss der Tagung bilden. Im Mittelpunkt soll die Frage stehen, welche Bedeutung die Ereignisse der Jahre 1989/90 für den weiteren Verlauf des Einigungsprozesses und die Gestaltung der Gesellschaft im vereinten Deutschland hatten. Zur Debatte steht auch, wie die Auflösung aus heutiger Sicht einzuschätzen ist. Wären die Aufarbeitung und der Prozess der Demokratisierung ohne die geretteten und offengelegten Akten anders verlaufen? Könnte der Umgang mit dem MfS und seinen Hinterlassenschaften ein Beispiel sein für die Lösung von gegenwärtigen Konflikten bei der Etablierung neuer Demokratien? Medienpartner bei der Diskussion ist der Deutschlandfunk.
ANMELDUNG
Gern können Sie sich zur Tagung beim Bürgerkomitee Leipzig e.V. anmelden:
Bürgerkomitee Leipzig e.V.
PF 10 03 45
04003 Leipzig
Fax: 0341/9612443
E-Mail: mail@runde-ecke-leipzig.de
ÜBERNACHTUNG
Wir haben ein begrenztes Zimmerkontingent im
Dt. Telekom AG, Tagungshotel Leipzig
Zschochersche Straße 69
04229 Leipzig
für Sie bereitstellen lassen. Ein Einzelzimmer können Sie dort zum Vorzugspreis von 34 €, ein Doppelzimmer für 45 € buchen. Bitte reservieren Sie bis spätestens 15.11.2004 (Posteingang) beim Bürgerkomitee. Die Buchungsbestätigung erhalten Sie danach direkt vom Hotel
PROGRAMM
Freitag, 3.12.2004
15.30 – 16.30 Uhr
Anmeldung der Teilnehmer
ERÖFFNUNG
16.30 – 17.00 Uhr
Begrüßung durch die Veranstalter und Prof. Georg Milbradt, Ministerpräsident des Freistaats Sachsen (angefragt)
EINFÜHRUNG
17.00 – 18.00 Uhr
Vortrag: „Die Friedliche Revolution von 1989/90 und die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit“
Prof. Eckhard Jesse, Technische Universität Chemnitz, Fachbereich Politikwissenschaften
EMPFANG
19.00 Uhr
Empfang des Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Wolfgang Tiefensee, im Neuen Rathaus mit Grußworten von
Prof. Peter Maser, Vorsitzender des Fachbeirates Wissenschaft der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Dr. Konrad Taut, Vorsitzender des Bürgerkomitee Leipzig e.V.
Sonnabend, 4.12.2004
09.00 Uhr
Begrüßung
THÜRINGEN
Moderation Hildigund Neubert, LStU Thüringen
09.10 – 09.30 Uhr
Ende in Isolation
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Erfurt, Eberhard Stein
09.30 – 09.50 Uhr
Der Sturm auf die „Burg“
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Suhl, Dr. Peter Wurschi
09.50 – 10.10 Uhr
Spät, aber nicht zu spät
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Gera, Roland Geipel
10.10 – 10.30 Uhr
Diskussion
10.30 – 10.50 Uhr
Kaffeepause
SACHSEN
Moderation Michael Beleites, LStU Sachsen
10.50 – 11.10 Uhr
„Stasi in die Volkswirtschaft“?
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Dresden, Wolfhard Pröhl
11.10 – 11.30 Uhr
Die verhandelte Besetzung
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Leipzig, Tobias Hollitzer
11.30 – 11.50 Uhr
„Paßt auf die Stasi auf!“
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Karl-Marx-Stadt, Holger Horsch
11.50 – 12.10 Uhr
Diskussion
12.10 – 13.10 Uhr
Mittagspause
SACHSEN-ANHALT
Moderation Edda Ahrberg, LStU Sachsen-Anhalt
13.10 – 13.30 Uhr
„Keine Überraschungen zulassen“
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Halle, Ulrich Schlademann
13.30 – 13.50 Uhr
IM „Volkszorn“
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Magdeburg, Bernd Schullcke
13.50 – 14.10 Uhr
Diskussion
14.10 – 14.30 Uhr
Kaffeepause
BRANDENBURG
Moderation Martin Gutzeit, LStU Berlin
14.30 – 14.50 Uhr
Bürgerbewegung und das Erbe der Staatssicherheit
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Potsdam, Nancy Wegner
14.50 – 15.10 Uhr
Fuchs, du hast die Gans gestohlen
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Frankfurt/Oder, Matthias Gürtler
15.10 – 15.30 Uhr
Verbunkerte Akten
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Cottbus, Peter Ulrich Weiß
15.30 – 15.50 Uhr
Diskussion
15.50 – 1610 Uhr
Kaffeepause
MECKLENBURG-VORPOMMERN
Moderation Jörn Mothes, LStU Mecklenburg/Vorpommern
16.10 – 16.30 Uhr
Vom Norden lernen?
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Rostock, Dr. Rahel Frank
16.30 – 16.50 Uhr
Bürgerkomitee ohne Opposition?
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Schwerin, Martin Klähn
16.50 – 17.10 Uhr
„Täter und Opfer sind Menschen!“
Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Neubrandenburg, Christoph Wunnicke
17.10 – 17.30 Uhr
Diskussion
17.30 – 17.50 Uhr
Kaffeepause
BERLIN
Moderation: Martin Gutzeit, LStU Berlin
17.50 – 18.40 Uhr
Intentionen und Strukturen
Die Auflösung der Staatssicherheit in Berlin und der MfS-Zentrale, Jens Schöne
18.40 – 19.00 Uhr
Diskussion
19.00 Uhr
Abendessen
PODIUMSDISKUSSION
20.00 Uhr
„ARD und ZDF rein!“ Die Rolle der Medien im Auflösungsprozess
Öffentliche Diskussion mit
Roland Jahn, ehem. SFB, Redaktion „Kontraste“ (angefragt)
Jan Carpentier, ehem. DDR-Fernsehen, Redaktion „elf 99“
Andreas Orth, Freier Fernsehjournalist
Günther Latsch, ehem. Redaktion „Spiegel TV“
Hans-Jürgen Börner, ARD-Korrespondent Ost-Berlin 1985 – 89, Moderation, (angefragt)
Sonntag, 5.12.2004
09.00 Uhr
Begrüßung
09.05 – 11.00 Uhr
Diskussion in Arbeitsgruppen
ARBEITSGRUPPE I
„eigenständig oder eigenhändig?“
Das Verhältnis der Bürgerkomitees zur DDR-Opposition und Anbindung an die neuen demokratischen Strukturen
ARBEITSGRUPPE II
„vernichten oder offen legen?“
Die Haltung zur Aktenvernichtung und zu neuen geheimdienstlichen Strukturen, Positionen zur Überprüfung und zur persönlichen Akteneinsicht
ARBEITSGRUPPE III
„selbstorganisiert oder ferngesteuert?“
Rolle und Einfluss staatlicher Stellen der DDR, insbesondere der Staatssicherheit, auf den Prozess der Auflösung
ARBEITSGRUPPE IV
„historisch oder gegenwärtig?“
Personelle und institutionelle Kontinuitäten und Diskontinuitäten: Die Protagonisten der Stasi-Auflösung und ihre spätere Rolle im Aufarbeitungsprozess
ERGEBNISSE
11.00 – 12. Uhr
Vorstellung der Diskussionsergebnisse im Plenum
ABSCHLUSSPODIUM
12.00 – 14.00 Uhr
„Freiheit für meine Akte“ Das schwierige Erbe der Staatssicherheit
Öffentliche Diskussion mit
Dieter Wiefelspütz, Mitglied des Deutschen Bundestages
Prof. Uwe Thaysen, Universität Lüneburg
Dr. Ehrhart Neubert, BStU, Abteilung Bildung und Forschung
Konrad Weiß, Publizist
Matthias Büchner, ehemals Bürgerkomitee Erfurt
Stephan Detjen, Deutschlandfunk, Moderation
FÜHRUNGEN
15.00 Uhr
Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
15.00 Uhr
Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“
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RÜCKBLICK
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7. – 9. OKTOBER 2004
VOR 15 JAHREN – EREIGNISSE, DIE UNS VERÄNDERTEN?
Am 07.10.2004 hatte die deutsche Fassung des Films „The burning wall“ vor 230 Besuchern im ehemaligen Stasi-Kinosaal Premiere. Die New Yorker Regisseurin, die im „besten Dokumentarfilm des Hollywood Film Festival 2003“ den Fall der Berliner Mauer dokumentiert, war selbst anwesend und diskutierte mit dem Publikum. Im Gespräch mit Moderator Dr. Claus Richter (ZDF, Redaktionsleiter „Frontal 21“) sprach die Filmemacherin über ihre Erfahrung als Ausländerin bei der Beschäftigung mit einem deutsch-deutschen Thema. Die Premiere war – ebenso wie die Veranstaltungen an den Folgetagen – Teil der Leipziger Reihe „Herbst ´89 – Aufbruch zur Demokratie“.
Am 08.10.2004 hörten 100 Besucher einen Vortrag von Tobias Hollitzer zu den Ereignissen des 9. Oktober 1989. Er dokumentierte im Detail, welche Vorbereitungen die Staatsmacht für eine gewaltsame Zerschlagung der Montagsdemonstration vorgesehen hatte. Anschließend las Reiner Tetzner aus seinem neu aufgelegten Buch „Leipziger Ring. Erinnerungen eines Montagsdemonstranten“. Die folgende Diskussion an der zusätzlich Roland Quester (Koordinierungskreis „Appell zur Gewaltlosigkeit“, heute Stadtrat) und Dr. Kurt Meyer (SED-Bezirksleitung Leipzig, Mitinitiator des Aufrufs der „Leipziger Sechs“) teilnahmen, ging vor allem der Frage nach, warum der 9. Oktober gewaltfrei blieb und damit die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution einläutete. Während Meyer von seiner ganz persönlichen „Zwangslage“ zwischen offiziellen Weisungen und persönlichem Gewissen sprach, verwies Hollitzer auf die Angst der 70.000 Menschen, die am 9. Oktober trotz der aufgefahrenen Drohkulisse auf die Straße gegangen waren.
Eine Filmnacht zum „Tag der Entscheidung“ mit 250 Besuchern bildete am 9. Oktober in der „Runden Ecke“ den Abschluss der Reihe „Herbst ´89“. Aus vielen filmischen Mosaiksteinen entstand im Verlauf des Abends ein Bild von den folgenreichen Ereignissen des 9. Oktober in Leipzig. Die ausgewählten Filmdokumente beleuchteten die Vorgeschichte und die Auswirkungen des 9. Oktober, vor allem aber diesen „Tag der Entscheidung“ selbst aus verschiedenen Blickwinkeln – von Staatsfunktionären, Sicherheitskräften, Dissidenten bis hin zum kleinen Mann, der am 9. Oktober „einfach nur Masse“ sein wollte. Zu sehen waren unter anderem originale Stasi-Aufnahmen vom 7. Oktober und Rohmaterial vom 9. Oktober 1989.
Die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ verzeichnete vom 7. – 9.10.2004 einen Besucheransturm. Innerhalb von drei Tagen wurden mehr als 1.500 Gäste gezählt. Sie kamen zum Teil aus Leipzig, waren aber auch aus ganz Deutschland angereist, um diesen wichtigen Tag der deutschen Geschichte in der Stadt der Friedlichen Revolution mitzuerleben. Die letzte Möglichkeit in diesem Jahr, mit dem Bus ins Museum im Stasi-Bunker zu fahren, nutzten 60 Interessierte.
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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG
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Leipzig sollte eine „Straße der Friedlichen Revolution“ bekommen. Diese Anregungen gab das Bürgerkomitee den Vorsitzenden der Fraktionen im Leipziger Stadtrat und dem Leipziger Oberbürgermeister. 15 Jahre nachdem sich die Menschen in der DDR von der kommunistischen Diktatur befreiten, bietet sich eine einmalige Gelegenheit, den zahllosen Demonstranten, die ihre Angst vor dem waffenstarrenden Staat überwanden und sich für den Aufbau der Demokratie einsetzten, ein Denkmal zu setzen. Es gibt nach unserem Wissen in der ganzen Bundesrepublik bisher keine Straße, die an dieses herausragende Ereignis jüngster deutscher Geschichte erinnert.
Geeignet für die Umbenennung wäre die Straße, die von der Ecke Barfußgässchen/Große Fleischergasse zur „Runden Ecke“ führt (momentan Teil des „Dittrichrings“). Hier haben mit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und der Außenstelle der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) auch zwei Einrichtungen ihren Sitz, die aus der Friedlichen Revolution heraus entstanden.
Die vollständige Erklärung finden Sie auf unserer Homepage.
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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
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MIT DEM BUS IN DEN BUNKER
Das Bürgerkomitee hat im Jahr 2004 zum zweiten Mal einen monatlichen Bustransfer von der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zum Museum im Stasi-Bunker bei Machern angeboten. An fünf Terminen konnten Interessierte von Juni bis Oktober die ehemalige Ausweichführungsstelle der Bezirksleitung Leipzig der DDR-Staatssicherheit besichtigen. Die Resonanz war deutlich höher als zur Premiere im vorangegangen Jahr: ca. 300 Besucher nutzten den Service, mit dem Bus direkt zum Museum in Machern zu fahren. Das entspricht einer doppelt so hohen Teilnehmerzahl wie im Vorjahr.
Die nächsten Touren bieten wir in den Sommermonaten des kommenden Jahres an. Über die genauen Termine werden wir Sie natürlich rechtzeitig informieren.
STASI-AUSSTELLUNG UNTERWEGS
Mit vier Wanderausstellungen blickte die Kirchgemeinde Thallwitz bei Leipzig vom 26.10. bis 02.11.2004 auf die Friedliche Revolution vor 15 Jahren zurück. Zu sehen waren dabei auch zahlreiche Ausstellungstafeln des Bürgerkomitees. Die Kirchgemeinde hatte sich vorgenommen, gemeinsam mit zahlreichen Partnern an die Lebenssituation in der DDR zu erinnern, Notwendigkeit und Leitungen der Friedlichen Revolution aufzeigen und die Erfolge beim Aufbau der Demokratie würdigen.
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AUS DEM GÄSTEBUCH
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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.
Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.
„Haben viele das ALLES vergessen? Oder warum wünschen sie sich dann die früheren Zeiten mit ihrer ‚Geborgenheit’, ‚Sicherheit’,… zurück
Eintrag einer Besucherin aus Weiterstadt vom 16.10.2004
„Ist das alles wirklich erst 15 Jahre her? Warum erinnert sich kaum einer daran? Es gibt nicht genug Einrichtungen wie diese um es allen regelmäßig in Erinnerung zu rufen!“
Eintrag vom 16.10.2004
„Das war ein sehr tolles Museum & interessante Ausstellung. Ich hoffe dass es so für unsere Kinder bleibt.“
Eintrag eines Besuchers aus Kolumbien vom 02.10.2004
„Es tut uns Schweizern gut etwas mehr über diese Zeit zu erfahren!“
Eintrag einer Gruppe aus der Schweiz vom 01.10.2004
„Ich fand das Museum cool. Hier konnte man alles über die DDR herausfinden.“
Eintrag eines Schülers
„We enjoyed our visit. Having looked across the wall and having made one ort who visits to E.berlin in the 70s, we clearly did not appreciate just how restricted daily life was in the GDR….”
Eintrag vom 28.10.2004
„Habe vieles erfahren in den Ausstellungen in Leipzig. Mir dreht es fast den Magen um. Bin Jahrgang 1938. Habe meinen Kindern versucht den unsinnigen Staat ‚sogenannte DDR’ zu erklären. Das Beste ist sie kommen ein paar Tage nach Leipzig. Vermisse die harte Bestrafung aller alten Verantwortlichen! Steckt den Krenz und seine unbelehrbaren in die alten zerfallenen Häuser, gebt ihnen weniger als Hartz IV!“
Eintrag vom 28.10.2004
