Station 15
Das MfS kontrollierte täglich 1.500 bis 2.000 verdächtige Briefe, die im Bezirk Leipzig abgeschickt wurden oder ankamen und suchte nach auffälligen Sendungen. Es verletzte damit das Briefgeheimnis nicht nur in Einzelfällen, sondern in regelrecht institutionalisierter Form. Die Abteilung M baute einen Speicher auf und versuchte, von jedem Absender eines Briefes aus dem Raum Leipzig ins Ausland eine Schriftprobe auf Mikrofilm abzulegen. Um die Personendaten eindeutig zuordnen zu können, wurde von der Polizei eine Kopie des Personalausweises “besorgt“ und ebenfalls abgelegt. Diese Kartei umfasste in Leipzig etwa 100.000 Anschriften.
Besonders gründlich überprüfte die Abteilung M Korrespondenzen mit dem Nichtsozialistischen Wirtschaftsraum und entnahm zum Beispiel Devisen. Drei bis fünf Prozent der geöffneten Briefe erreichten nie ihren Empfänger, weil die Staatssicherheit sie einbehielt.
Viele Geräte zur Postkontrolle, unter anderem zum Öffnen, Abfotografieren, Durchleuchten, Verkleben und Glattpressen von Briefen, konnten für das Museum erhalten werden. Alle relevanten Briefe wurden als Xerox-Kopie oder im Original der jeweils zuständigen Abteilung zur weiteren Bearbeitung übersandt. Jedes Telegramm, das im Bezirk Leipzig ankam, druckte das MfS parallel aus.
Die Mitarbeiter der Abteilung 26 hörten Telefongespräche ab, die dank Sonderleitungen direkt in der „Runden Ecke“ zu empfangen waren. Im Neubau befand sich eine Abhöranlage, mit deren Hilfe 300 Gespräche gleichzeitig mitgeschnitten werden konnten. Im Verhältnis zu den wenigen Telefonanschlüssen, die in der DDR existieren, war das eine hohe Zahl. Die Gespräche wurden nachträglich Wort für Wort protokolliert, die Bänder wieder verwendet. Einen Großteil der eingesetzten Kassetten konfiszierte das MfS aus Westpaketen. Neben der Telefonkontrolle war die Abteilung 26 für verschiedene technische Überwachungsmaßnahmen zuständig, so beispielsweise den Einsatz von Wanzen.