4. Dezember 1989
Wochenlang war die „Runde Ecke“ ein wichtiger Kristallisationspunkt der Herbstdemonstrationen. Hier wurden wie an keiner anderen Stelle Zorn und die Forderung nach Auflösung der Staatssicherheit, des wichtigsten Machtinstruments der SED-Diktatur, laut. Bereits im November begannen die Stasi-Offiziere heimlich die schriftlichen Zeugnisse ihrer Arbeit zu beseitigen. Gerüchte darüber steigerten den Unmut der Demonstranten.
Um den weiteren gewaltlosen Verlauf der Proteste zu sichern, verhandelten am Nachmittag des 4. Dezember 1989 Vertreter der neuen demokratischen Gruppierungen mit leitenden Mitarbeitern der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig. Im Ergebnis besetzte am Abend eine Gruppe von ca. 30 Bürgern das Gebäude friedlich und beendete die Aktenvernichtung. Die Montagsdemonstranten nahmen die Nachricht über die Besetzung mit großer Freude auf.
Noch in dieser Nacht bildete sich das Bürgerkomitee. In Leipzig, wie auch in anderen Städten, begann nun die unumkehrbare Auflösung der Stasi und die Sicherung der Akten.