Newsletter August 2015
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
Am 31. August 1990 war die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ erstmals in den originalen Büros der Stasi-Offiziere in der „Runden Ecke“ zu sehen. In wenigen Tagen Jahr feiert die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, heute eines der bestbesuchten Museen der Stadt Leipzig und sowohl national als auch international als Ort der Aufarbeitung der SED-Diktatur anerkannt, ihr 25jähriges Bestehen.
Aus diesem Anlass wird es ein umfangreiches Festprogramm mit vielen verschiedenen Veranstaltungen geben, Unter anderem Podiumsdiskussionen und Sonderführungen mit Zeitzeugen. Auch das Museum im Stasi-Bunker hat an diesem Wochenende wieder für Besucher geöffnet. Einzelheiten zu den Veranstaltungen finden Sie nachfolgend. Sie sind herzlich eingeladen und wir würden uns freuen, Sie in diesem Tagen in Leipzig zu sehen.
Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.
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INHALT
AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
WIR LADEN EIN
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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
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25 Jahre Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ - 25 Jahre Lernen am authentischen Ort
„Krumme Ecke, Schreckenshaus. Wann wird ein Museum draus?” hatten Leipziger Montagsdemonstranten im Herbst 1989 auf einem Transparent gefordert. Engagierte Bürger besetzten am 4. Dezember 1989 während einer Montagsdemonstration die Leipziger Stasi-Zentrale und lösten in den folgenden Monaten diese wichtige Stütze der SED-Diktatur auf. Schon im Juni 1990 eröffnete das Bürgerkomitee in Leipzig die DDR-weit erste Ausstellung zur Staatssicherheit mit dem Titel „STASI - Macht und Banalität“ - zunächst in der Leipzig-Tourist-Information. Das große Besucherinteresse legte eine dauerhafte Präsentation nahe. Schließlich fand die Ausstellung ab dem 31. August 1990 ihren Platz in der früheren MfS-Bezirksverwaltung.
Hier ist Zeitgeschichte in Originalräumen zu erleben. Die ausgestellten Objekte, Dokumente und Fotos vermitteln am authentischen Ort besonders eindrücklich, wie Repression und Überwachung im SED-Staat funktionierte. Gleichermaßen ist die „Runde Ecke“ auch Ort der Selbstbefreiung von der SED-Herrschaft. Seit 2009 dokumentiert dies die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Des Weiteren markiert eine Stelen-Ausstellung im Stadtraum 20 Orte der Friedlichen Revolution.
Auch die einstige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs in Machern gehört als „Museum im Stasi-Bunker“ zur Gedenkstätte. Mit dem heimlich geschaffenen Komplex wollte das MfS die SED-Diktatur auch im Fall eines Ausnahmezustandes sichern. Eine Ausstellung dokumentiert die speziellen Aufgaben des MfS im Ernstfall bis hin zur Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle. Nur in Leipzig sind sowohl Räume einer Stasi-Bezirksverwaltung als auch die dazugehörige Ausweichführungsstelle für die Öffentlichkeit zugänglich.
In einem Gefängnis in der Leipziger Südvorstadt wurden ab 1960 alle in der DDR verhängten Todesurteile unter absoluter Geheimhaltung vollstreckt. Die Leichen wurden anonym eingeäschert. Die SED hatte entscheidenden Einfluss auf die Prozesse. Erst 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR abgeschafft. Ab Mitte der 1990er Jahre setzte sich das Bürgerkomitee für den Erhalt der Räume ein und erforscht deren Geschichte. Noch immer ist die denkmalgeschützte Stätte nur an wenigen Tagen im Jahr zu besichtigen. Das Bürgerkomitee arbeitet jedoch gemeinsam mit dem Sächsischen Justizministerium daran, sie künftig als Justizgeschichtlichen Erinnerungsort regelmäßig zugänglich zu machen.
Das Museum verfügt heute mit etwa 40.000 Objekten über eine der umfangreichsten musealen Sammlungen zum Thema Staatssicherheit. Mit ihrer politischen Bildungsarbeit und den museumspädagogischen Angeboten hat die „Runde Ecke“ einen festen Platz in der bundesdeutschen Aufarbeitungslandschaft. In der Stadt der Friedlichen Revolution beheimatet, ist sie ein national und international anerkannter Ort des Erinnerns, des Gedenkens und des Lernens. Den Besuchern wird bewusst, wie wertvoll Freiheit und demokratische Grundrechte sind. Die Angebote der Gedenkstätte wurden seit 1990 von insgesamt fast 2 Millionen Menschen, darunter viele junge Menschen wahrgenommen.
Die „Runde Ecke“ ist nicht nur ein zentraler Geschichtsort für die Zeit der SED-Diktatur und die Friedliche Revolution, sondern steht auch in direktem Bezug zur 1000jährigen Stadtgeschichte. Denn genau an dieser Stelle stand die erste deutsche Burg „urbe libzi“, in der Bischof Eid im Jahr 1015 verstorben ist, was zu besagter Ersterwähnung Leipzigs in der Chronik von Bischoff Thietmar führte.
Wir suchen Ihre Geschichten zur „Runden Ecke“
Die „Runde Ecke“ hat eine bewegte Geschichte. Viele Leipziger verbinden mit ihr auch persönliche Erlebnisse. Anlässlich des Jubiläums sucht das Bürgerkomitee Zeitzeugenberichte, unbekannte Geschichten, Fotografien oder anderes mit Bezug zur „Runden Ecke“ und deren über 100jährigen Geschichte.
Bewahren Sie noch Einrichtungsgegenstände aus dem Gebäude, Zeitzeugnisse der Alten Leipziger Feuerversicherung oder aus der kurzen amerikanischen und der danach folgenden sowjetischen Besatzungszeit auf? Wie haben Sie das Stasigebäude, seine Erweiterungsbauten oder die Besetzung während der Friedlichen Revolution erlebt? Wir sind als Museum daran interessiert, dass derartige Zeitzeugnisse auch für nachfolgende Generationen erhalten werden. Sollten Sie fündig werden, kontaktieren Sie uns telefonisch bzw. per Mail oder kommen Sie einfach in der Gedenkstätte vorbei.
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WIR LADEN EIN
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FESTWOCHENENDE 25 JAHRE GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
SAMSTAG, 29. AUGUST 2015
11.00 / 13.30 / 15.00 UHR:
Sonderführungen mit Zeitzeugen durch die Dauer- und Sonderausstellung:
Lassen Sie sich von Mitgliedern des Bürgerkomitees durch die Ausstellungen „Stasi-Macht und Banalität“ und „Leipzig
auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ begleiten und hören Sie deren persönliche Sicht auf die damaligen Ereignisse.
Treffpunkt: Eingangsbereich des Museums
16.30 UHR, VORTRAG, KINOSAAL:
Der geheime Blick der Stasi – Observationstechnik des MfS
In einem reichbebilderten Vortrag gibt der Kölner Kamera-spezialist Detlev Vreisleben einen Einblick in die Observationstechnik der Stasi anhand von Fotos und Dokumenten. Die umfangreiche museale Sammlung der Gedenkstätte umfasst neben Kameras und anderer Überwachungstechnik auch Reprokameras zum Ablichten von Dokumenten. Damit gelang der Stasi der geheime Blick auf Straßen und Plätze, in Häuser und Wohnungen von wirklichen oder vermeintlichen Gegnern des SED-Regimes.
18.30 UHR, PODIUMSDISKUSSION, KINOSAAL:
Leipzig – Stadt der Friedlichen Revolution und die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
Die Stadt Leipzig feiert in diesem Jahr ihr 1000- jähriges Jubiläum. Leipzig definiert sich selbst als Stadt der Friedlichen Revolution und wird von den Besuchern auch so wahrgenommen. Ebenso ist sie aber auch als Musik- und Messestadt bekannt. Die Besucher der „Runden Ecke“ sind zum großen Teil Gäste aus dem In- und Ausland. Mit dem Völkerschlachtdenkmal, dem Zeitgeschichtlichen Forum und dem Museum der Bildenden Künste gehört die „Runde Ecke“ seit Jahren zu den vier bestbesuchten Museen der Stadt Leipzig. Davon ausgehend, möchten wir darüber diskutieren, welche Rolle die Friedliche Revolution in der Stadt Leipzig selbst und deren Außenwirkung sowie auch für das Marketing der Stadt spielt. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als ein Teil der Leipziger Kultur- und Museumslandschaft sowie wichtiger Geschichtsort soll ebenso Eingang in diese Diskussion finden.
Grußwort:
Thomas Feist
Mitglied des Bundestages
Es diskutieren:
Prof. Rainer Eckert
Direktor Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Dr. Peter Gutjahr-Löser
Vorsitzender interDaF e.V. der Universität Leipzig
Tobias Hollitzer
Leiter Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
Dr. Volker Rodekamp
Direktor Stadtgeschichtliches Museum
Prof. Andreas Schulz (angefragt)
Direktor Gewandhaus Leipzig
Moderation:
Michael Weichert
Mitglied des sächsischen Landtags a.D.
SONNTAG, 30. AUGUST 2015
AB 14.00 UHR, MUSEUM:
Einladung zu Kaffee und Kuchen
Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. lädt die Besucher des Museums am Sonntag Nachmittag herzlich ein, bei Kaffee und Kuchen gemeinsam das Jubiläum zu feiern.
18.30 UHR, KINOSAAL:
Kabarett in der „Runden Ecke mit Auslosung des Jubiläumsquiz
Freuen Sie sich auf eine spannende und unterhaltsame Stunde mit dem Kabarettisten Meigl Hoffmann (Central-Cabarett Leipzig) und lassen sich von seinen teils auch persönlichen Geschichten zu DDR und Stasi überraschen. Dabei wird er auch die Fragen unseres Jubiläumsquiz‘ auflösen und die Gewinner ermitteln. Das Quiz ist eine Kooperation mit der Leipziger Volkszeitung. Die Fragen erscheinen in der LVZ, auf www.runde-ecke-leipzig.de und sind außerdem im Museum erhältlich. Mitmachen lohnt sich – es gibt tolle Preise zu gewinnen!
MONTAG, 31. AUGUST 2015
18.30 UHR, KINOSAAL:
FESTAKT UND PODIUMSDISKUSSION
Begrüßung:
Tobias Hollitzer
Leiter Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
Grußworte:
Burkhard Jung
Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
Ronald Pohle
Mitglied des Sächsischen Landtages
Johannes Selle
MdB und Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien
Fotopräsentation:
Impressionen aus 25 Jahren Gedenkstättenarbeit
Diskussion:
25 Jahre Aufarbeitung der SED-Diktatur – Stand und Perspektiven
Seit der Eröffnung des Museums in der „Runden Ecke“ ist in der Debatte um die Aufarbeitung der SED-Diktatur viel geschehen. Anfangs fast ausschließlich von bürgerschaftlichem Engagement getragen, beteiligen sich heute auch viele staatliche Institutionen an diesem Prozess. Gedenkstätten am authentischen Ort wie die „Runde Ecke“, nehmen in der Vermittlung eine herausragende Rolle ein. Zum 25. Jubiläum möchten wir über den Stand und die Zukunft der Aufarbeitung ins Gespräch kommen. Es diskutieren unter der Moderation von Sven-Felix Kellerhof (Die Welt):
Roland Jahn
Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen
Anna Kaminsky
Geschäftsführerin Bundesstiftung Aufarbeitung
Hubertus Knabe
Leiter Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen
Dr. Bert Pampel
Stellv. Geschäftsführer Stiftung Sächs. Gedenkstätten
Musikalische Überleitung zum Sektempfang durch das
Ensemble „Lumoavis“ (Mitglieder des Thomanerchores)
Für den Festakt erbitten wir aufgrund begrenzter Räumlichkeiten um Rückmeldung bis zum 26. August 2015.
Samstag und Sonntag, 29. Und 30. August, 13:00 bis 16:00 Uhr:
Museum im Stasi-Bunker in Machern (ehemalige AFüST der MfS-Bezirksverwaltung Leipzig)
Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier zwischen 1968 und 1974 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch, zusammen mit 100 weiteren Stasi-Mitarbeitern, auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können.
Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. bietet ganzjährig, immer am letzten Wochenende im Monat öffentliche Führungen durch den Bunker an. Erwachsene zahlen 4.00 Euro und Ermäßigungsberechtigte 3.00 Euro. Das über fünf Hektar große Außengelände mit allen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden. Gruppen können darüber hinaus ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.
MONTAG BIS SONNTAG, 10:00 UHR BIS 18:00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
Sonderausstellung - Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution.
Die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erzählt vom friedlichen Umbruch 1989/90. Zahlreiche teils bisher unbekannte Flugblätter, Fotos, Plakate und Dokumente sowie Objekte zeichnen die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse nach, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen führten. Auch wird ein Blick auf ost-mitteleuropäische Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen. Eintritt frei!
MONTAG BIS SONNTAG, 10:00 UHR BIS 18:00 UHR, Museum in der „Runden Ecke“:
DAUERAUSSTELLUNG Stasi – Macht und Banalität.
Die Dauerausstellung informiert über die Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der berüchtigten Geheimpolizei der DDR (MfS). In der „Runden Ecke“ kann Zeitgeschichte am Original-Ort erlebt werden: Hier befand sich die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. 1989 Am 4. Dezember 1989 besetzten engagierte Bürger das Gebäude. Eintritt frei! Täglich ab 15:00 Uhr öffentliche Führung.
JEDEN SAMSTAG, 14:00 UHR, Hauptportal Nikolaikirche:
Stadtrundgang - Auf den Spuren der Friedlichen Revolution.
Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar.
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
das Jubiläum liegt hinter uns, die Arbeit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ geht weiter. Zwei Podiumsdiskussionen im Rahmen des Festwochenendes aus Anlass des 25-jährigen Bestehens haben gezeigt – viel wurde erreicht, doch ebenso viel gibt es noch zu tun.
Als feste Institution in der Leipziger Museumslandschaft sieht sich die „Runde Ecke“ als Ort der Erinnerung und der Aufarbeitung der DDR-Geschichte und der Friedlichen Revolution ebenso wie als Vermittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Damit einher geht auch Verantwortung für die Zukunft. Gerade die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte zeigen uns, dass eine Beschäftigung mit demokratischen Grundwerten uns alle immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Eine fundierte Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit bietet die solide Grundlage für die Bewältigung der Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft. Dieser Aufgabe wird sich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ auch in den nächsten 25 Jahren stellen und diesen Leipziger Ort der authentischen Erinnerung erhalten.
In diesem Sinne laden wir Sie im Herbst, im Rahmen der Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989 die Ausgangspunkt der nunmehr seit 25 Jahren bestehenden Deutschen Einheit war, zu unseren Veranstaltungen ein.
Besonders möchten wir Sie auf unsere Sonderführungen am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 13. September aufmerksam machen, zu denen Sie herzlich eingeladen sind.
Einen angenehmen September und viele Anregungen bei der Lektüre des Newsletters wünscht Ihnen
Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.
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INHALT
AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
RÜCKBLICK
WIR LADEN EIN
AUS DEM GÄSTEBUCH
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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
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WANDERAUSSTELLUNG „DIE FRIEDLICHE REVOLUTION IN LEIPZIG“ IN FRANKFURTER PAULSKIRCHE
Noch bis zum 12. Oktober 2015 gastiert die Wanderausstellung „Die Friedliche Revolution in Leipzig“ in der Frankfurter Paulskirche. Die Ausstellung, die seit 2009 in Leipzig in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu sehen ist, war zuvor bereits im Sächsischen Landtag in Dresden, im Stasi-Museum in Berlin sowie in Auszügen auf Kongressen und in verschiedenen Schulen zu sehen. Der jetzige Ausstellungsort in der Paulskirche, den zentralen Symbolort der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte, stellt die Ereignisse in einen ganz besonderen historischen Kontext. Die Ausstellung ist ein Teil der zentralen Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit, die am 3. Oktober in Frankfurt stattfinden. Dies ist eine große Chance, die Geschehnisse und Bedeutung der Friedlichen Revolution noch stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Am 4. September, einem der zentralen Daten des Aufbruchs zur Deutschen Einheit, besuchten auch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann und Leipzigs 1. Bürgermeister Andreas Müller gemeinsam die Ausstellung. Aus diesem Anlass fand ein Empfang mit Ausstellungsbesichtigung statt, den der Oberbürgermeister Feldmann mit einem Grußwort eröffnete. Bürgermeister Müller, selbst 1989 in Oppositionsgruppen aktiv gewesen, überbrachte ein Grußwort aus der Partnerstadt Leipzig.
Zahlreiche Originalexponate, von Flugblättern über Fotografien, Plakate und Dokumente, werden hier präsentiert und ermöglichen einen Einblick in die oppositionellen und bürgerschaftlichen Aktionen vom Herbst 1988 bis zur Wiedervereinigung im Oktober 1990. Die Ausstellung verfolgt chronologisch die Wendezeit nach, vom Beginn der Friedlichen Revolution bis zur Entwicklung der Montagsdemonstrationen als eine Bewegung der Massen. Die entscheidende Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 wird beleuchtet, ebenso wie die Besetzung der Stasi-Zentrale in Leipzig im Dezember. Eine Vielzahl von Archivalien aus staatlichen Archiven belegt die letzten, vergeblichen Versuche, die SED-Diktatur zu halten.
Als erste gewaltfreie Revolution der deutschen Geschichte ist die Erinnerung daran eine gesamtdeutsche Aufgabe, die zugleich einen wesentlichen Baustein des im Werden begriffenen europäischen Geschichtsbewusstseins bildet.
Die Ausstellung ist täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am 18. und 25. September sowie am 2. Oktober werden kostenlose Führungen für Gruppen und Schulklassen angeboten. Interessierte melden sich bitte unter 0341/9612443 oder mail@runde-ecke-leipzig.de direkt bei der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ an. Führungen können nur nach schriftlicher Bestätigung erfolgen.
Zur Ausstellung ist außerdem ein zweibändiger Begleitkatalog „Die Friedliche Revolution in Leipzig – Bilder, Dokumente und Objekte“ erschienen. Er illustriert auf 816 Seiten in 18 Kapiteln auf einzigartige Weise den friedlichen Umbruch 1989/90. Beide Bände sind im Buchhandel oder unter www.runde-ecke-leipzig.de erhältlich.
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RÜCKBLICK
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JUBILÄUM 25 JAHRE GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
SAMSTAG, 29. AUGUST, 16:30 Uhr, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
DER GEHEIME BLICK DER STASI. OBSERVATIONSTECHNIK DES MFS
Das Veranstaltungswochenendes zum 25-jährigen Jubiläum der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ startete am Samstagnachmittag mit einem spannenden Vortrag des Kölner Kameraspezialisten Detlev Vreisleben. Multimedial unterstützt gab er Einblicke in die umfangreiche musealen Sammlung der Gedenkstätte. Dabei stellte er beispielhaft die Observationstechnik der Stasi vor, mit deren Hilfe sie öffentliche Plätze und Straßen, aber auch private Häuser und Wohnungen überwachte.
Der Referent sprach zunächst über die verwendete Kameratechnik und stellte die Möglichkeiten des geheimen Einsatzes dieser Technik mit Hilfe fantasievoller Kameraverstecke vor. Nach einem Überblick über konventionelle Fotoapparate wandte sich Vreisleben den professionellen Observationskameras zu, wie sie bei der geheimdienstlichen Überwachung zum Einsatz kamen. Daneben existierten Trainingsgeräte für die konspirative Fotografie, mit denen das zielgenaue Fotografieren mit Hilfe von Infrarot-Blitzen geübt werden konnte. Weiterhin stellte der Referent die Dokumentationskameras vor, die die Stasi bei heimlichen Wohnungsdurchsuchungen verwendete. Neben Fotokameras wurden von der Stasi auch Filmkameras verwendet. Die genutzte Technik stammte dabei nicht nur aus der DDR, sondern auch aus dem nicht-sozialistischen Ausland.
Anschließend sprach Vreisleben über die Möglichkeiten akustischer Überwachung, die dabei verwendeten Wanzen, ihre Anbringung und Auswertung. Hierbei nutzte die Stasi bevorzugt solche, die nicht auf eine Funkverbindung angewiesen waren, da diese sich als verlässlicher erwiesen hatten. Die Anbringung der Wanzen erfolgte für gewöhnlich im Geheimen, durch Täuschungsmanöver, aber auch teilweise ganz offen mit Hilfe Eingeweihter, die aus unterschiedlichen Gründen mit der Stasi zusammenarbeiteten.
Eindrückliche zeigte der Vortrag, welche Möglichkeiten der Stasi zur Überwachung der eigenen Bevölkerung zur Verfügung standen und dass diese auch regelmäßig dazu eingesetzt wurden missliebige Personen bis in den privatesten Winkel zu verfolgen. Die so gewonnenen Informationen über die Menschen waren Grundlage für die weitere Verfolgung Andersdenkender in der SED-Diktatur.
SAMSTAG, 29. AUGUST, 18:30 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
LEIPZIG – STADT DER FRIEDLICHEN REVOLUTION UND DIE GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
Die Stadt Leipzig feiert in diesem Jahr ihr 1000-jähriges Jubiläum. Leipzig definiert sich selbst als Stadt der Friedlichen Revolution und wird von Gästen auch so wahrgenommen. Ebenso ist sie aber auch als Musik- und Messestadt bekannt. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zieht als touristisches Ziel Besuch aus dem In- und Ausland an. Mit dem Völkerschlachtdenkmal, dem Zeitgeschichtlichen Forum und dem Museum der Bildenden Künste gehört die „Runde Ecke“ seit Jahren zu den vier bestbesuchten Museen der Stadt Leipzig. Grund genug, die Rolle der Friedlichen Revolution in der Stadt Leipzig selbst und deren Außenwirkung sowie deren Niederschlag im Marketing der Stadt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, die seit nunmehr 25 Jahren ein Teil der Leipziger Kultur- und Museumslandschaft sowie ein Ort der lebendig präsentierten Geschichte ist, galt es hierbei in ihrer Bedeutung für das Leipziger Geschichtsbewusstsein näher zu betrachten.
Nach einer kurzen thematischen Einführung durch den Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer eröffnete der Leipziger MdB Thomas Feist den Abend mit einem Grußwort. Er wertschätzte die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als Ort der authentischen Präsentation der Vergangenheit. Mit einem Auszug aus der eigenen Stasiakte erinnerte er an die Überwachung in der DDR und die dadurch entstandene Atmosphäre der Unsicherheit. Was aus heutiger Sicht als Belanglosigkeit erscheint, war damals Teil der Unterdrückung jeglicher Opposition. Umso wichtiger sei es daher, dass die Stasi-Gedenkstätte als ein Ort der lebendigen Erinnerung und Aufarbeitung auch in den nächsten 25 Jahren erhalten bleibe.
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Prof. Rainer Eckert, der Vorsitzende von interDAF e.V. der Universität Leipzig Dr. Peter Gutjahr-Löser, der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Dr. Volker Rodekamp, der Ballettdirektor und Chefchoreograf der Oper Leipzig Mario Schröder sowie der Leiter der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer unter der Moderation des MdL a.D. Michael Weichert.
Die Aufarbeitung und Darstellung der Leipziger Rolle in der Friedlichen Revolution wurde von den Diskutanten reflektiert und unterschiedlich bewertet. Für Dr. Peter Gutjahr-Löser bietet die Museumskultur Leipzigs Menschen aus dem In- und Ausland eine hervorragende Möglichkeit, sich mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der Rolle bürgerschaftlichen Engagements dabei zu befassen. Der Leiter des Balletts der Oper Leipzig, Mario Schröder, betonte, wie wichtig es sei, eine Identifikation für die jungen, internationalen Tänzer, die nach Leipzig kommen, zu schaffen. Insbesondere das Lichtfest leiste hierbei einen bedeutenden Beitrag, denn es transportiere Historie auch auf einer künstlerischen Ebene in die Gegenwart. Dr. Volker Rodekamp, der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, warf einen kritischeren Blick auf die Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte. Je mehr man sich mit der 1000-jährigen Leipziger Vergangenheit beschäftige, desto mehr Fragezeichen würden aufgeworfen. Er betonte, dass die Wurzeln der beiden Diktaturen, in Teilen bereits Jahrhunderte vor deren Beginn zu suchen seien. Es sei eine wichtige Aufgabe, die Stadt Leipzig in ihrer Differenziertheit wahrzunehmen und nicht zu verklären und dabei auch die unschönen Seiten der Vergangenheit in den Blick zu rücken. Das Besondere an der Friedlichen Revolution in Leipzig sei die Kraft gewesen, mit der die Stadt tatkräftige Menschen angezogen habe. Als die zentrale Aufgabe der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ bezeichnete er das Aufrütteln demokratischen Bewusstseins in der Bevölkerung, nicht die Erinnerungsfunktion. Besonders in Bezug auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik sei dies relevant. Prof. Rainer Eckert, der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums, widersprach der Einschätzung, dass die Akteure und Akteurinnen der Friedlichen Revolution vor allem von außen nach Leipzig gekommen seien und betonte die besondere Rolle der Leipziger Opposition. Er bedauerte, dass das Lichterfest keine Veranstaltung des Bürgertums Leipzigs mehr sei und schloss sich der zuvor von Dr. Peter Gutjahr-Löser geäußerten Kritik an, dass das Lichterfest mehr und mehr ein Marketingprojekt werde. In diesem Zusammenhang warb er dafür, die Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ als quasi inhaltlich Mitverantwortliche wieder stärker in den Fokus zu rücken.
Einen zweiten Themenschwerpunkt der Debatte bildete der Erhalt, die Konservierung und Überarbeitung der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ im Museum in der „Runden Ecke“. Prof. Rainer Eckert thematisierte in seinem Beitrag die „restauratorische Gefährdung“ der im Kern nun 25 Jahre alten Dauerausstellung. Grundsätzlich müsste man darüber nachdenken, ob man die Ausstellung so belasse oder eine vorsichtige Neugestaltung unter museumsdidaktischen und restauratorischen Gesichtspunkten anstrebe. Die Ausstellung zur Friedlichen Revolution in Leipzig im ehemaligen Stasi-Kinosaal müsse dauerhaft an geeigneterer Stelle präsentiert werden, so Prof. Eckert.
Nach einem Plädoyer Tobias Hollitzers für das Einstehen Leipzigs für die eigene Geschichte, betonte er noch einmal, dass auch die besten Inhalte vermittelt werden müssten und Marketing benötigten. Aus seiner Sicht ist hier in Leipzig am 3. Oktober mit den Veranstaltungen Friedensgebet, Rede zur Demokratie und Lichtfest ein nahezu ideales Format gefunden worden, die Erinnerung an 1989 mit den Herausforderungen der Gegenwart zu verknüpfen. Dass dies alles unter dem Dach der Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ entwickelt worden ist, in der wichtige Leipziger Institutionen, unter diesen auch die Stadt Leipzig und die LTM GmbH zusammenarbeiten, müsste allerdings künftig als Klammer in der Außendarstellung wieder deutlicher werden.
Danach gab es für das Publikum die Möglichkeit, mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Kritisiert wurde aus den Reihen der Gäste die Vermarktung der Leipziger Geschichte während des Lichtfestes. Es sei Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger Leipzigs, an die eigene Vergangenheit zu erinnern, nicht die einer Marketingagentur. Thema des Gespräches war zudem das geplante Einheitsdenkmal und dessen (zumeist negative) Rezeption in der Leipziger Öffentlichkeit. Als eines der Hauptprobleme hierbei wurde eine mangelhafte Kommunikation zwischen Entscheidungsträgern und Bevölkerung ausgemacht. Ein weiteres angesprochenes Problem betraf die fehlende Verknüpfung zwischen der Erinnerungskultur und aktuellen entdemokratisierenden Tendenzen. Zu einer gelungenen Aufarbeitung gehöre immer auch der wachsame Blick auf die Gegenwart. Eine Gedenkstätte könne in diesem Rahmen als Ort der Begegnung und des Gesprächs fungieren.
Abschließend betonte Dr. Rodekamp die Wichtigkeit des Museums am originalen Ort: „Ich glaube nicht, dass dieses ein normales Museum sein sollte […], sondern ich würde eher die Zukunft und den Erfolg dieser Einrichtung darin sehen, diese Authentizität zu konservieren […].“
SONNTAG, 30. AUGUST, 18:30 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
KABARETT IN DER „RUNDEN ECKE“ MIT AUSLOSUNG DES JUBILÄUMSQUIZ
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten richtete das Museum in der „Runden Ecke“ in Zusammenarbeit mit der Leipziger Volkszeitung ein Bilder-Quiz aus. Insgesamt zehn originale Stasiobjekte aus der musealen Sammlung der Gedenkstätte, die in der Dauerausstellung zu sehen sind, mussten erkannt und ihre ehemalige Verwendung benannt werden. Am Sonntagabend verloste dann, nach einer kurzen Begrüßung durch den Leiter der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer, der bekannte Leipziger Kabarettist Meigl Hoffmann (Central-Kabarett Leipzig) in seiner Rolle als Hausmeister der Stasi-Bezirksverwaltung unter allen richtigen Einsendungen die Preise. Zu gewinnen gab es Gutscheine für das Leipziger Central-Kabarett, einen Ausstellungskatalog sowie Gutscheine für verschiedene Führungen der Gedenkstätte. Natürlich kam der Humor bei der Auslosung nicht zu kurz – mit viel Witz, einem zwinkernden Auge und musikalischen Einlagen blickte der Hausmeister gemeinsam mit dem Publikum auf das Leben unter dem wachsamen Blick der Stasi zurück und wusste dabei die ein oder andere Anekdote zum Besten zu geben.
MONTAG 31. AUGUST, 18:30 UHR, FESTSAAL DES NEUEN RATHAUSES:
FESTAKT MIT PODIUMSDISKUSSION
Den Höhepunkt der mehrtägigen Jubiläumsveranstaltungen bildete der Festakt mit Podiumsdiskussion, zu dem das Bürgerkomitee Leipzig e.V. am Montagabend eingeladen hatte. Aufgrund des sehr großen Interesses fand die Veranstaltung im Festsaal des Neuen Ratshauses statt. 250 Gäste wohnten der Feierlichkeit bei.
Die Veranstaltung eröffnete der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer. In seiner Rede betonte er die Bedeutung der Gedenkstätte als national wie international anerkannter Ort des Erinnerns, in dem Gästen die Bedeutung von Freiheit und demokratischen Grundwerten vermittelt werde. Anschließend sprach der Leipziger Oberbürgermeister Burkhart Jung sein Grußwort, in dem er dem Museum zum Jubiläum gratulierte und auf die Bedeutung der Aufarbeitung der Vergangenheit für die Festigung einer demokratischen Gesellschaft verwies. Mit dem Ende der Diktatur seien das Vertrauen in die Demokratie und die Loyalität zu ihr nicht automatisch vorhanden gewesen, was sich unter anderem auch an aktuellen demokratiefeindlichen Tendenzen festmachen lasse. Eine standhafte Demokratie müsse deswegen täglich mit Leben gefüllt werden. Dies gelinge dem Museum in der „Runden Ecke“ seit nunmehr 25 Jahren. Insbesondere betonte Jung die Authentizität der „Runden Ecke“, die als einziges Museum die Arbeit einer Bezirksverwaltung an einem Originalschauplatz zeigt. „Der Ort ist wichtig, da er untrennbar und authentisch mit dem verbunden ist, was mit den Schrecken der Staatssicherheit und der DDR […] verbunden ist. Mit großem Erfolg hat das Bürgerkomitee als Träger des Museums das Maß gefunden […] authentisch zu sein, aufzuklären, zu erinnern und auch zu mahnen, mit viel Aussagekraft dessen, was original hier zu besichtigen ist.“
Mit Glückwünschen zum Gedenkstätten-Jubiläum traten des Weiteren der MdL Ronald Pohle und Johannes Selle, Mitglied des Bundestages und des Ausschusses für Kultur und Medien, ans Mikrofon. Ronald Pohle betonte, als an der Einrichtung der Gedenkstätte politisch beteiligter Zeitzeuge, die Bedeutung institutionell bewahrter Erinnerung. Aktuell sei es ihm daher „ein wichtiges Anliegen, darauf hinzuwirken, dass die Pläne zur Gedenkstätte in der letzten Hinrichtungsstätte der DDR in der Kästner-Straße unseren Beschlüssen entsprechend umfassend umgesetzt werden.“ Der Bundestagsabgeordnete Johannes Selle verwies auf die Bedeutung der Gewaltfreiheit der Friedlichen Revolution. Die Forderung „Ohne Gewalt“ sei als Erbe der Umwälzungen 1989/90 aktueller denn je. Gerade in Bezug auf aktuelle Fluchtbewegungen, rücke der Traum von gewaltfreien Transformationsprozessen wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Umso wichtiger sei eine authentische Gedenkstätte, die an die Ereignisse vor 25 Jahren erinnere. Selle machte zudem anhand eines Mielke-Zitates, dass er bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ gelesen hatte, deutlich, wie wichtig die Arbeit der Gedenkstätte ist und dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Repressionsapparat und dessen Wurzeln in der kommunistischen Ideologie stattfinden muss.
Anschließend stellte der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, den Gästen anhand von Fotos und Videosequenzen schlaglichtartig die Entwicklung und Arbeit der Gedenkstätte in den letzten 25 Jahren vor. Besonders die Bedeutung der „Runden Ecke“ als Ort der Durchsetzung der Diktatur aber auch der gewaltlosen Selbstbefreiung während der Friedlichen Revolution und damit als ein Ort, den in besonderem Maße für die Forderung „Keine Gewalt“ steht, wurde hierbei in den Blick gerückt. Noch heute erinnert jährlich zum Lichtfest ein Kerzenmeer auf den Stufen der Gedenkstätte an diese Wahrnehmung des Ortes durch die Leipziger Bevölkerung und ihre Gäste. Die Fotos zeigten eindrücklich, welche Entwicklung die „Runde Ecke“ von der ersten Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ hin zur heutigen Gedenkstätte genommen hat, zu der mittlerweile das Museum im Stasi-Bunker und die Stelen-Ausstellung „Ort der Friedlichen Revolution“ im öffentlichen Stadtraum ebenso zählt, wie die Bemühungen um den Erhalt der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR in der Leipziger Südvorstadt als regelmäßig zugänglicher Erinnerungsort.
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen Roland Jahn, die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Dr. Anna Kaminsky, der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Dr. Hubertus Knabe sowie der stellvertretende Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Dr. Bert Pampel über den Stand und die Zukunft der Aufarbeitung. Moderiert wurde das Gespräch von Sven Felix Kellerhof (Die Welt). Die aktuelle und zukünftige Bewältigung der DDR-Vergangenheit wurden in dem Gespräch kritisch beäugt.
Insbesondere die Arbeit mit Jugendlichen stand im Mittelpunkt des Diskurses. Dr. Knabe betonte das enorme Interesse der Schulen, Gedenkstättenbesuche durchzuführen, das bereits dazu geführt habe, dass in Berlin über einen zweiten Standort der Gedenkstätte Hohenschönhausen nachgedacht werden müsse. Gleichzeitig konstatierte er jedoch ein mangelndes persönliches Interesse der unter 25-Jährigen an der Geschichte der DDR. Die Jugend stehe außerhalb des Diskurses, was die Aufarbeitung angehe. Dies mache sie anfällig für Versatzstücke sozialistischer Ideologien, die aufgrund mangelnder Immunisierung heute noch populär seien. Dr. Pampel berichtete von unterschiedlichem Zuspruch, der je nach Gedenkstätte stark variiere. Den Grund dafür sah er darin, dass Gedenkstättenbesuche nicht im Lehrplan verankert seien. Die innere Distanz der Jugend zu den damaligen Ereignissen sah er auch darin begründet, dass die DDR für die jetzigen Generationen zeitlich weit entfernt sei. Diesen Eindruck bestätigte Roland Jahn. Viele junge Menschen würden sich heute die Frage stellen: „Was hat das mit mir zu tun?“. Die Einführung verpflichtender Museums- und Gedenkstättenbesuche fand er jedoch nicht zielführend. Stattdessen müssten die Erinnerungsorte und auch die Lehrinhalte so gestaltet werden, dass junge Menschen sich aus eigenem Antrieb heraus mit der Vergangenheit beschäftigen wollten. Dem widersprach Dr. Hubertus Knabe, der Gedenkstättenbesuche als Inhalt einer umfassenden Schulbildung verpflichtend im Lehrplan für sinnvoll erachtet, um wirklich alle Jugendlichen erreichen zu können. Dr. Anna Kaminsky betonte an dieser Stelle die Bedeutung zusätzlicher Angebote, die den Schulinhalt auf freiwilliger Basis ergänzen könnten. Nichtsdestotrotz bilde der Schulunterricht eine Voraussetzung für die eigenständige Beschäftigung mit der Geschichte. Leider falle aus Zeitgründen häufig der Lehrstoff weg, da aktuell die zweite deutsche Diktatur im 20. Jahrhundert kein Prüfungsthema sei. Sie plädierte deswegen für eine entsprechende Änderung der Prüfungsordnung.
Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildeten die Inhalte der zukünftigen Aufarbeitung. Dr. Kaminsky forderte diesbezüglich einen umfassenderen Blick auf die Diktatur. Durch die Konzentration auf die Opfer des Regimes und die Stasi würde der Eindruck von Einzelschicksalen entstehen, der dazu beitragen würde, die überwundene Diktatur gleichsam zu einem „Diktatürchen“ zu verharmlosen. Jahn betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, alle Menschen in die Aufarbeitung miteinzubeziehen und bei ihren jeweils eigenen Erlebnissen „abzuholen“. Die Diktatur sei vor allem durch das Mitwirken vieler Millionen Angepasster möglich geworden. Die individuelle Verantwortung des einzelnen Menschen sei deswegen in den Fokus zu rücken. Auch Dr. Pampel sah im Handeln jedes Individuums auf der Suche nach persönlicher Sicherheit die Ursache für Diktaturen. Als Mangel in der bisherigen Aufarbeitung betrachtete Knabe vor allem die Vernachlässigung der hinter der DDR stehenden Ideologie. Diese habe das Regime erst möglich gemacht: „Die Funktionäre der SED waren nicht einfach böse und machtgierig, sondern sie fühlten sich im Recht […], weil sie das im Namen einer guten Utopie taten“. In diesem Zusammenhang wurde auch der gebräuchliche Begriff der „SED-Diktatur“ kritisiert, der verschleiere, dass es sich beim DDR-Regime um eine kommunistische Diktatur gehandelt habe. Diese müsse auch offen als solche bezeichnet werden, um einer Verharmlosung vorzubeugen.
Roland Jahn dankte der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und betonte die Wichtigkeit gesellschaftlichen Engagements für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur: „Es ist nicht der Staat, der dies leisten muss […], sondern es ist die Gesellschaft.“ Überall da, wo es so funktioniert wie mit der vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. getragene Gedenkstätte könne sich der Staats zurückziehen und diese Aufgaben bürgerschaftlichem Engagement überlassen.
Alle vier Diskutierenden waren sich einig, dass es trotz der als erfolgreich zu betrachtenden Aufarbeitung der vergangenen 25 Jahre nach wie vor die Notwendigkeit einer lebendigen, modernen und anpassungsfähigen Erinnerungskultur gebe.
Im Anschluss an die Diskussion dankte Tobias Hollitzer als Leiter der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nun bereits seit 25 Jahren den Betrieb in der Gedenkstätte aufrechterhalten. Zudem betonte er den Wert des jahrelangen ehrenamtlichen Engagements. Stellvertretend wurde vier Ehrenamtlichen mit einem Präsent gedankt.
Das Ensemble „Lumoavis“ des Leipziger Thomaner-Chors beendete die Veranstaltung mit einem musikalischen Beitrag. In einer persönlichen Einführung zu einer Interpretation des Volksliedes „Die Gedanken sind frei“ machten sie deutlich, dass sich auch Jugendliche mit der Vergangenheit auseinandersetzen und klare Bezüge zur Gegenwart sehen. Dass der Thomaner-Chor dieses Lied auf der Konzertreise durch die Volksrepublik China aus dem Programm streichen musste, zeige, dass freie Meinungsäußerung auch heute noch nicht überall selbstverständlich ist. Mit diesem emotionalen Ausgang leitete das Quintett zum Sektempfang über, der allen Gästen die Möglichkeit zum Austausch und zur Weiterführung der Diskussionen bot.
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WIR LADEN EIN
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MITTWOCH, 9. SEPTEMBER, 19:00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH „DER KREML UND DIE DEUTSCHE WIEDERVEREINIUNG 1990. INTERNE SOWJETISCHE ANALYSEN“
Die Erinnerung an die blutige Niederschlagung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 durch die Besatzungsmacht war in den Köpfen vieler, die an den Leipziger Montagdemonstrationen teilnahmen, präsent. Am 9. Oktober 1989 blieb die sowjetische Armee aber in ihren Kasernen. Dies war die entscheidende Voraussetzung für den Sieg der Friedlichen Revolution gegen die SED-Diktatur. Einen Monat später fiel die Berliner Mauer. Statt der von der Sowjetunion verlangten 4-Mächte-Konferenz ohne deutsche Beteiligung regelte auf Wunsch der Westmächte die „Zwei+Vier-Konferenz“ die äußeren Bedingungen der deutschen Wiedervereinigung. Erstmals wird eine Reihe sowjetischer Dokumente publiziert, die einen Einblick geben in den schwierigen Entscheidungsprozess in Moskau, wo die Integration der DDR in die Bundesrepublik Deutschland alles andere als unumstritten war.
Damit war die Landkarte Zentraleuropas nachhaltig verändert worden: politisch, wirtschaftlich, militärisch. Die NATO rückte bis an die polnische Grenze. Warum stimmte Gorbatschow einer NATO-Mitgliedschaft des vereinten Deutschland zu? Mit dem Zerfall des Warschauer Paktes entstand an der Peripherie der Sowjetunion ein militärisches Machtvakuum. Wie weit würde sich die NATO nach Osten schieben?
Gab es eine Zusicherung des Westens, die NATO nicht weiter nach Osten auszuweiten? Wie reagierten die USA, Großbritannien und Frankreich? Welchen Preis forderte man von Deutschland? Bush sen., Gorbatschow, Kohl, Thatcher und Mitterrand waren die Big Player. Sie entschieden. Doch auf welcher Grundlage, auf welchen Annahmen?
Erstmals wird eine Reihe sowjetischer Dokumente publiziert, die einen Einblick geben in den schwierigen Entscheidungsprozess in Moskau, wo die Integration der DDR in die Bundesrepublik Deutschland alles andere als unumstritten war.
Nach einer Begrüßung durch den Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, wird Stefan Karner, der Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung eine thematische Einführung geben. Anschließend folgt die Buchpräsentation mit anschließender Diskussion mit Peter Ruggenthaler, Stefan Karner und Manfred Wilke sowie Günther Heydemann (Hannah-Ahrendt-Institut). Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung. Der Eintritt ist frei!
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie online unter www.runde-ecke-leipzig.de.
SONNTAG, 13. SEPTEMBER, 10:00 BIS 16:00 UHR:
TAG DES OFFENEN DENKMALS IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
15.00 Uhr Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“
11.00 Uhr Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“: Führung zu den Brennpunkten des demokratischen Aufbruchs 1989 in Leipzig. Treffpunkt: Nikolaikirche, Hauptportal
11.00 – 16.00 Uhr halbstündlich Sonderführungen unter dem Motto: „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS“ – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes. Besichtigung unter anderem der „geschützten Unterkünfte“ im Kellergeschoss für den Kriegsfall, Kegelbahn des MfS und die wiedererrichtete Klingertreppe mit neuem Wagner-Denkmal.
SONNTAG, 13. SEPTEMBER, 10:00 BIS 16:00 UHR:
TAG DES OFFENEN DENKMALS IM MUSEUM IM STASI BUNKER IN MACHERN
10.00 – 16.00 Uhr Ständig Führungen durch den Bunker
Was es mit Dechiffriertechnik, Gasmasken, Stahlschleusen und einem Lüfterfahrrad auf sich hatte, erfahren Besucher bei einem Gang durch das Bunkerinnere.
10.00 – 16.00 Uhr Filmvorführungen „Die Direktive 1/67“
Die Dokumentation gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung des MfS im Bezirk Leipzig und berichtet von geplanten Isolierungslagern für Oppositionelle für den „Tag X“.
10.00 – 16.00 Uhr Einführungsvortrag in die Dauerausstellung zur Ernstfallplanung der Staatssicherheit.
10.00 – 16.00 Uhr Sonderausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“ Die Plakatausstellung dokumentiert den Prozess dieses Ereignisses und wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammen mit dem Auswärtigen Amt konzipiert. Anhand von über 150 Fotos und Faksimiles sowie informativen Texten wird gezeigt, wie mit der Friedlichen Revolution in der DDR die Frage der Deutschen Einheit unverhofft wieder auf der politischen Tagesordnung stand.
SONNTAG, 13. SEPTEMBER, 11:00 BIS 16:00 UHR, ARNDTSTRAßE 48, 04274 LEIPZIG:
TAG DES OFFENEN DENKMALS IN DER ZENTRALEN HINRICHTUNGSSTÄTTE DER DDR
11.00 – 16.00 Uhr Ständig Führungen durch die historischen Räume, in denen von 1960 bis 1981 unter strengster Geheimhaltung die Todesurteile für die gesamte DDR vollstreckt wurden, Erläuterungen zum Themenbereich „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“, Besichtigung der gleichnamigen Werkausstellung vor Ort.
SAMSTAG UND SONNTAG, 26. UND 27. SEPTEMBER, 13:00 BIS 16:00 UHR:
MUSEUM IM STASI-BUNKER IN MACHERN (EHEMALIGE AFÜST DER MFS-BEZIRKSVERWALTUNG LEIPZIG)
Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier zwischen 1968 und 1974 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch, zusammen mit 100 weiteren Stasi-Angestellten, auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können.
Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. bietet ganzjährig, immer am letzten Wochenende im Monat öffentliche Führungen durch den Bunker an. Erwachsene zahlen 4.00 Euro und Ermäßigungsberechtigte 3.00 Euro. Das über fünf Hektar große Außengelände mit allen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden. Gruppen können darüber hinaus ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.
Sonderausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“
Anlässlich des 25. Jahrestags der Deutschen Einheit zeigt das Bürgerkomitee Leipzig e. V. im Museum im Stasi-Bunker in Machern die Ausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“. Die Plakatausstellung, die den Prozess dieses Ereignisses dokumentiert, wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammen mit dem Auswärtigen Amt konzipiert. Anhand von über 150 Fotos und Faksimiles sowie informativen Texten soll gezeigt werden, wie mit der Friedlichen Revolution in der DDR die Frage der Deutschen Einheit unverhofft wieder auf der Tagesordnung der deutschen und internationalen Politik stand.
Die Schau widmet sich dabei gleichsam der innerdeutschen Entwicklung wie auch den internationalen Verhandlungen, die am 3. Oktober 1990 unter der Bezeichnung „2+4 Verträge“ die Wiedervereinigung ermöglichten. Durch eine Kooperation mit dem Projekt „Gedächtnis der Nation“ sind in der Ausstellung 18 Videopodcasts mittels QR-Codes abrufbar, in denen Zeitzeugen auf die ereignisreiche Entwicklung im Jahr 1990 zurückblicken. Die Ausstellung wird bis Dezember dieses Jahres im Museum im Stasi-Bunker präsentiert.
MONTAG BIS SONNTAG, 10:00 UHR BIS 18:00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
SONDERAUSSTELLUNG - LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION.
Die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erzählt vom friedlichen Umbruch 1989/90. Zahlreiche teils bisher unbekannte Flugblätter, Fotos, Plakate und Dokumente sowie Objekte zeichnen die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse nach, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen führten. Auch wird ein Blick auf ost-mitteleuropäische Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen. Eintritt frei!
MONTAG BIS SONNTAG, 10:00 UHR BIS 18:00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“:
DAUERAUSSTELLUNG STASI – MACHT UND BANALITÄT.
Die Dauerausstellung informiert über die Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der berüchtigten Geheimpolizei der DDR (MfS). In der „Runden Ecke“ kann Zeitgeschichte am Original-Ort erlebt werden: Hier befand sich die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. 1989 Am 4. Dezember 1989 besetzten engagierte Bürgerinnen und Bürger das Gebäude. Eintritt frei! Täglich ab 15:00 Uhr öffentliche Führung.
JEDEN SAMSTAG, 14:00 UHR, HAUPTPORTAL NIKOLAIKIRCHE:
STADTRUNDGANG - AUF DEN SPUREN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION.
Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar.
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AUS DEM GÄSTEBUCH
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Ein Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ regt zum Nachdenken sowohl über Vergangenes als auch Gegenwärtiges an. Das Gästebuch bietet unseren Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken niederzuschreiben sowie Lob aber auch Kritik zu formulieren. Wir sammeln die Einträge und wollen Ihnen unter dieser Rubrik monatlich eine Auswahl präsentieren und so einen Einblick in die Wirkung der Gedenkstättenarbeit ermöglichen.
EINTRÄGE AUS DER DAUERAUSSTELLUNG „STASI – MACHT UND BANALITÄT“
„Sehr informativ, aber nicht sehr spannend für Kinder.“
(Maren am 03.08.2015)
„Sehr interessant, aber auch unheimlich.“
(Jörg aus Bohrsdorf am 05.08.2015)
„Never forget…“
(Julia & Roberto aus Italien am 14.08.2015)
„Vielen Dank für diesen tollen Einblick in die erschreckende Welt der DDR. Ich wusste zwar, dass es schlimm war, aber so… Ich hoffe, sie können mit meiner Spende etwas anfangen, aber ich finde sie sollten Eintritt nehmen, damit ihre Mühen auch belohnt werden.“
(Jan-Philipp, 13 Jahre, am 24.08.2015)
„Very moving… and disturbing to see „events“ like this in my lifetime.“
(Keith aus London am 31.08.2015)
EINTRÄGE AUS DER SONDERAUSSTELLUNG „LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“
„Alles sehr beeindruckend! Die Vorher-Nachher-Bilder gefallen mir besonders und noch immer kann man weitere machen. Dankeschön und viel Erfolg für die zukünftige Arbeit!“
(A. W. aus Flensburg im August 2015)
„Sehr eindrucksvolle Ausstellung, die Erinnerungen weckt. Danke!“
(Thomas, Birgit und Julia am 05.08.2015)
„Thanks for all your hard work. You need more chalk and maybe some English content. Dankeschön!”
(Besucherin aus Australien im August 2015)
„Impressionante!”
(Besucher aus Rom/Italien am 16.08.2015)
„Unsere Liebe ist durch die Wiedervereinigung erst möglich geworden. Danke an alle, die den Mut zur Revolution und den Gedanken an die Wiedervereinigung nicht verloren haben.“
(Martina und Thorsten aus Brandenburg am 30.08.2015)
Newsletter September 2015
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
das Jubiläum liegt hinter uns, die Arbeit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ geht weiter. Zwei Podiumsdiskussionen im Rahmen des Festwochenendes aus Anlass des 25-jährigen Bestehens haben gezeigt – viel wurde erreicht, doch ebenso viel gibt es noch zu tun.
Als feste Institution in der Leipziger Museumslandschaft sieht sich die „Runde Ecke“ als Ort der Erinnerung und der Aufarbeitung der DDR-Geschichte und der Friedlichen Revolution ebenso wie als Vermittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Damit einher geht auch Verantwortung für die Zukunft. Gerade die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte zeigen uns, dass eine Beschäftigung mit demokratischen Grundwerten uns alle immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Eine fundierte Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit bietet die solide Grundlage für die Bewältigung der Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft. Dieser Aufgabe wird sich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ auch in den nächsten 25 Jahren stellen und diesen Leipziger Ort der authentischen Erinnerung erhalten.
In diesem Sinne laden wir Sie im Herbst, im Rahmen der Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989 die Ausgangspunkt der nunmehr seit 25 Jahren bestehenden Deutschen Einheit war, zu unseren Veranstaltungen ein.
Besonders möchten wir Sie auf unsere Sonderführungen am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 13. September aufmerksam machen, zu denen Sie herzlich eingeladen sind.
Einen angenehmen September und viele Anregungen bei der Lektüre des Newsletters wünscht Ihnen
Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.
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INHALT
AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
RÜCKBLICK
WIR LADEN EIN
AUS DEM GÄSTEBUCH
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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
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WANDERAUSSTELLUNG „DIE FRIEDLICHE REVOLUTION IN LEIPZIG“ IN FRANKFURTER PAULSKIRCHE
Noch bis zum 12. Oktober 2015 gastiert die Wanderausstellung „Die Friedliche Revolution in Leipzig“ in der Frankfurter Paulskirche. Die Ausstellung, die seit 2009 in Leipzig in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu sehen ist, war zuvor bereits im Sächsischen Landtag in Dresden, im Stasi-Museum in Berlin sowie in Auszügen auf Kongressen und in verschiedenen Schulen zu sehen. Der jetzige Ausstellungsort in der Paulskirche, den zentralen Symbolort der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte, stellt die Ereignisse in einen ganz besonderen historischen Kontext. Die Ausstellung ist ein Teil der zentralen Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit, die am 3. Oktober in Frankfurt stattfinden. Dies ist eine große Chance, die Geschehnisse und Bedeutung der Friedlichen Revolution noch stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Am 4. September, einem der zentralen Daten des Aufbruchs zur Deutschen Einheit, besuchten auch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann und Leipzigs 1. Bürgermeister Andreas Müller gemeinsam die Ausstellung. Aus diesem Anlass fand ein Empfang mit Ausstellungsbesichtigung statt, den der Oberbürgermeister Feldmann mit einem Grußwort eröffnete. Bürgermeister Müller, selbst 1989 in Oppositionsgruppen aktiv gewesen, überbrachte ein Grußwort aus der Partnerstadt Leipzig.
Zahlreiche Originalexponate, von Flugblättern über Fotografien, Plakate und Dokumente, werden hier präsentiert und ermöglichen einen Einblick in die oppositionellen und bürgerschaftlichen Aktionen vom Herbst 1988 bis zur Wiedervereinigung im Oktober 1990. Die Ausstellung verfolgt chronologisch die Wendezeit nach, vom Beginn der Friedlichen Revolution bis zur Entwicklung der Montagsdemonstrationen als eine Bewegung der Massen. Die entscheidende Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 wird beleuchtet, ebenso wie die Besetzung der Stasi-Zentrale in Leipzig im Dezember. Eine Vielzahl von Archivalien aus staatlichen Archiven belegt die letzten, vergeblichen Versuche, die SED-Diktatur zu halten.
Als erste gewaltfreie Revolution der deutschen Geschichte ist die Erinnerung daran eine gesamtdeutsche Aufgabe, die zugleich einen wesentlichen Baustein des im Werden begriffenen europäischen Geschichtsbewusstseins bildet.
Die Ausstellung ist täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am 18. und 25. September sowie am 2. Oktober werden kostenlose Führungen für Gruppen und Schulklassen angeboten. Interessierte melden sich bitte unter 0341/9612443 oder mail@runde-ecke-leipzig.de direkt bei der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ an. Führungen können nur nach schriftlicher Bestätigung erfolgen.
Zur Ausstellung ist außerdem ein zweibändiger Begleitkatalog „Die Friedliche Revolution in Leipzig – Bilder, Dokumente und Objekte“ erschienen. Er illustriert auf 816 Seiten in 18 Kapiteln auf einzigartige Weise den friedlichen Umbruch 1989/90. Beide Bände sind im Buchhandel oder unter www.runde-ecke-leipzig.de erhältlich.
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RÜCKBLICK
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JUBILÄUM 25 JAHRE GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
SAMSTAG, 29. AUGUST, 16:30 Uhr, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
DER GEHEIME BLICK DER STASI. OBSERVATIONSTECHNIK DES MFS
Das Veranstaltungswochenendes zum 25-jährigen Jubiläum der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ startete am Samstagnachmittag mit einem spannenden Vortrag des Kölner Kameraspezialisten Detlev Vreisleben. Multimedial unterstützt gab er Einblicke in die umfangreiche musealen Sammlung der Gedenkstätte. Dabei stellte er beispielhaft die Observationstechnik der Stasi vor, mit deren Hilfe sie öffentliche Plätze und Straßen, aber auch private Häuser und Wohnungen überwachte.
Der Referent sprach zunächst über die verwendete Kameratechnik und stellte die Möglichkeiten des geheimen Einsatzes dieser Technik mit Hilfe fantasievoller Kameraverstecke vor. Nach einem Überblick über konventionelle Fotoapparate wandte sich Vreisleben den professionellen Observationskameras zu, wie sie bei der geheimdienstlichen Überwachung zum Einsatz kamen. Daneben existierten Trainingsgeräte für die konspirative Fotografie, mit denen das zielgenaue Fotografieren mit Hilfe von Infrarot-Blitzen geübt werden konnte. Weiterhin stellte der Referent die Dokumentationskameras vor, die die Stasi bei heimlichen Wohnungsdurchsuchungen verwendete. Neben Fotokameras wurden von der Stasi auch Filmkameras verwendet. Die genutzte Technik stammte dabei nicht nur aus der DDR, sondern auch aus dem nicht-sozialistischen Ausland.
Anschließend sprach Vreisleben über die Möglichkeiten akustischer Überwachung, die dabei verwendeten Wanzen, ihre Anbringung und Auswertung. Hierbei nutzte die Stasi bevorzugt solche, die nicht auf eine Funkverbindung angewiesen waren, da diese sich als verlässlicher erwiesen hatten. Die Anbringung der Wanzen erfolgte für gewöhnlich im Geheimen, durch Täuschungsmanöver, aber auch teilweise ganz offen mit Hilfe Eingeweihter, die aus unterschiedlichen Gründen mit der Stasi zusammenarbeiteten.
Eindrückliche zeigte der Vortrag, welche Möglichkeiten der Stasi zur Überwachung der eigenen Bevölkerung zur Verfügung standen und dass diese auch regelmäßig dazu eingesetzt wurden missliebige Personen bis in den privatesten Winkel zu verfolgen. Die so gewonnenen Informationen über die Menschen waren Grundlage für die weitere Verfolgung Andersdenkender in der SED-Diktatur.
SAMSTAG, 29. AUGUST, 18:30 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
LEIPZIG – STADT DER FRIEDLICHEN REVOLUTION UND DIE GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
Die Stadt Leipzig feiert in diesem Jahr ihr 1000-jähriges Jubiläum. Leipzig definiert sich selbst als Stadt der Friedlichen Revolution und wird von Gästen auch so wahrgenommen. Ebenso ist sie aber auch als Musik- und Messestadt bekannt. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zieht als touristisches Ziel Besuch aus dem In- und Ausland an. Mit dem Völkerschlachtdenkmal, dem Zeitgeschichtlichen Forum und dem Museum der Bildenden Künste gehört die „Runde Ecke“ seit Jahren zu den vier bestbesuchten Museen der Stadt Leipzig. Grund genug, die Rolle der Friedlichen Revolution in der Stadt Leipzig selbst und deren Außenwirkung sowie deren Niederschlag im Marketing der Stadt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, die seit nunmehr 25 Jahren ein Teil der Leipziger Kultur- und Museumslandschaft sowie ein Ort der lebendig präsentierten Geschichte ist, galt es hierbei in ihrer Bedeutung für das Leipziger Geschichtsbewusstsein näher zu betrachten.
Nach einer kurzen thematischen Einführung durch den Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer eröffnete der Leipziger MdB Thomas Feist den Abend mit einem Grußwort. Er wertschätzte die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als Ort der authentischen Präsentation der Vergangenheit. Mit einem Auszug aus der eigenen Stasiakte erinnerte er an die Überwachung in der DDR und die dadurch entstandene Atmosphäre der Unsicherheit. Was aus heutiger Sicht als Belanglosigkeit erscheint, war damals Teil der Unterdrückung jeglicher Opposition. Umso wichtiger sei es daher, dass die Stasi-Gedenkstätte als ein Ort der lebendigen Erinnerung und Aufarbeitung auch in den nächsten 25 Jahren erhalten bleibe.
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Prof. Rainer Eckert, der Vorsitzende von interDAF e.V. der Universität Leipzig Dr. Peter Gutjahr-Löser, der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Dr. Volker Rodekamp, der Ballettdirektor und Chefchoreograf der Oper Leipzig Mario Schröder sowie der Leiter der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer unter der Moderation des MdL a.D. Michael Weichert.
Die Aufarbeitung und Darstellung der Leipziger Rolle in der Friedlichen Revolution wurde von den Diskutanten reflektiert und unterschiedlich bewertet. Für Dr. Peter Gutjahr-Löser bietet die Museumskultur Leipzigs Menschen aus dem In- und Ausland eine hervorragende Möglichkeit, sich mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der Rolle bürgerschaftlichen Engagements dabei zu befassen. Der Leiter des Balletts der Oper Leipzig, Mario Schröder, betonte, wie wichtig es sei, eine Identifikation für die jungen, internationalen Tänzer, die nach Leipzig kommen, zu schaffen. Insbesondere das Lichtfest leiste hierbei einen bedeutenden Beitrag, denn es transportiere Historie auch auf einer künstlerischen Ebene in die Gegenwart. Dr. Volker Rodekamp, der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, warf einen kritischeren Blick auf die Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte. Je mehr man sich mit der 1000-jährigen Leipziger Vergangenheit beschäftige, desto mehr Fragezeichen würden aufgeworfen. Er betonte, dass die Wurzeln der beiden Diktaturen, in Teilen bereits Jahrhunderte vor deren Beginn zu suchen seien. Es sei eine wichtige Aufgabe, die Stadt Leipzig in ihrer Differenziertheit wahrzunehmen und nicht zu verklären und dabei auch die unschönen Seiten der Vergangenheit in den Blick zu rücken. Das Besondere an der Friedlichen Revolution in Leipzig sei die Kraft gewesen, mit der die Stadt tatkräftige Menschen angezogen habe. Als die zentrale Aufgabe der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ bezeichnete er das Aufrütteln demokratischen Bewusstseins in der Bevölkerung, nicht die Erinnerungsfunktion. Besonders in Bezug auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik sei dies relevant. Prof. Rainer Eckert, der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums, widersprach der Einschätzung, dass die Akteure und Akteurinnen der Friedlichen Revolution vor allem von außen nach Leipzig gekommen seien und betonte die besondere Rolle der Leipziger Opposition. Er bedauerte, dass das Lichterfest keine Veranstaltung des Bürgertums Leipzigs mehr sei und schloss sich der zuvor von Dr. Peter Gutjahr-Löser geäußerten Kritik an, dass das Lichterfest mehr und mehr ein Marketingprojekt werde. In diesem Zusammenhang warb er dafür, die Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ als quasi inhaltlich Mitverantwortliche wieder stärker in den Fokus zu rücken.
Einen zweiten Themenschwerpunkt der Debatte bildete der Erhalt, die Konservierung und Überarbeitung der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ im Museum in der „Runden Ecke“. Prof. Rainer Eckert thematisierte in seinem Beitrag die „restauratorische Gefährdung“ der im Kern nun 25 Jahre alten Dauerausstellung. Grundsätzlich müsste man darüber nachdenken, ob man die Ausstellung so belasse oder eine vorsichtige Neugestaltung unter museumsdidaktischen und restauratorischen Gesichtspunkten anstrebe. Die Ausstellung zur Friedlichen Revolution in Leipzig im ehemaligen Stasi-Kinosaal müsse dauerhaft an geeigneterer Stelle präsentiert werden, so Prof. Eckert.
Nach einem Plädoyer Tobias Hollitzers für das Einstehen Leipzigs für die eigene Geschichte, betonte er noch einmal, dass auch die besten Inhalte vermittelt werden müssten und Marketing benötigten. Aus seiner Sicht ist hier in Leipzig am 3. Oktober mit den Veranstaltungen Friedensgebet, Rede zur Demokratie und Lichtfest ein nahezu ideales Format gefunden worden, die Erinnerung an 1989 mit den Herausforderungen der Gegenwart zu verknüpfen. Dass dies alles unter dem Dach der Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ entwickelt worden ist, in der wichtige Leipziger Institutionen, unter diesen auch die Stadt Leipzig und die LTM GmbH zusammenarbeiten, müsste allerdings künftig als Klammer in der Außendarstellung wieder deutlicher werden.
Danach gab es für das Publikum die Möglichkeit, mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Kritisiert wurde aus den Reihen der Gäste die Vermarktung der Leipziger Geschichte während des Lichtfestes. Es sei Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger Leipzigs, an die eigene Vergangenheit zu erinnern, nicht die einer Marketingagentur. Thema des Gespräches war zudem das geplante Einheitsdenkmal und dessen (zumeist negative) Rezeption in der Leipziger Öffentlichkeit. Als eines der Hauptprobleme hierbei wurde eine mangelhafte Kommunikation zwischen Entscheidungsträgern und Bevölkerung ausgemacht. Ein weiteres angesprochenes Problem betraf die fehlende Verknüpfung zwischen der Erinnerungskultur und aktuellen entdemokratisierenden Tendenzen. Zu einer gelungenen Aufarbeitung gehöre immer auch der wachsame Blick auf die Gegenwart. Eine Gedenkstätte könne in diesem Rahmen als Ort der Begegnung und des Gesprächs fungieren.
Abschließend betonte Dr. Rodekamp die Wichtigkeit des Museums am originalen Ort: „Ich glaube nicht, dass dieses ein normales Museum sein sollte […], sondern ich würde eher die Zukunft und den Erfolg dieser Einrichtung darin sehen, diese Authentizität zu konservieren […].“
SONNTAG, 30. AUGUST, 18:30 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
KABARETT IN DER „RUNDEN ECKE“ MIT AUSLOSUNG DES JUBILÄUMSQUIZ
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten richtete das Museum in der „Runden Ecke“ in Zusammenarbeit mit der Leipziger Volkszeitung ein Bilder-Quiz aus. Insgesamt zehn originale Stasiobjekte aus der musealen Sammlung der Gedenkstätte, die in der Dauerausstellung zu sehen sind, mussten erkannt und ihre ehemalige Verwendung benannt werden. Am Sonntagabend verloste dann, nach einer kurzen Begrüßung durch den Leiter der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer, der bekannte Leipziger Kabarettist Meigl Hoffmann (Central-Kabarett Leipzig) in seiner Rolle als Hausmeister der Stasi-Bezirksverwaltung unter allen richtigen Einsendungen die Preise. Zu gewinnen gab es Gutscheine für das Leipziger Central-Kabarett, einen Ausstellungskatalog sowie Gutscheine für verschiedene Führungen der Gedenkstätte. Natürlich kam der Humor bei der Auslosung nicht zu kurz – mit viel Witz, einem zwinkernden Auge und musikalischen Einlagen blickte der Hausmeister gemeinsam mit dem Publikum auf das Leben unter dem wachsamen Blick der Stasi zurück und wusste dabei die ein oder andere Anekdote zum Besten zu geben.
MONTAG 31. AUGUST, 18:30 UHR, FESTSAAL DES NEUEN RATHAUSES:
FESTAKT MIT PODIUMSDISKUSSION
Den Höhepunkt der mehrtägigen Jubiläumsveranstaltungen bildete der Festakt mit Podiumsdiskussion, zu dem das Bürgerkomitee Leipzig e.V. am Montagabend eingeladen hatte. Aufgrund des sehr großen Interesses fand die Veranstaltung im Festsaal des Neuen Ratshauses statt. 250 Gäste wohnten der Feierlichkeit bei.
Die Veranstaltung eröffnete der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer. In seiner Rede betonte er die Bedeutung der Gedenkstätte als national wie international anerkannter Ort des Erinnerns, in dem Gästen die Bedeutung von Freiheit und demokratischen Grundwerten vermittelt werde. Anschließend sprach der Leipziger Oberbürgermeister Burkhart Jung sein Grußwort, in dem er dem Museum zum Jubiläum gratulierte und auf die Bedeutung der Aufarbeitung der Vergangenheit für die Festigung einer demokratischen Gesellschaft verwies. Mit dem Ende der Diktatur seien das Vertrauen in die Demokratie und die Loyalität zu ihr nicht automatisch vorhanden gewesen, was sich unter anderem auch an aktuellen demokratiefeindlichen Tendenzen festmachen lasse. Eine standhafte Demokratie müsse deswegen täglich mit Leben gefüllt werden. Dies gelinge dem Museum in der „Runden Ecke“ seit nunmehr 25 Jahren. Insbesondere betonte Jung die Authentizität der „Runden Ecke“, die als einziges Museum die Arbeit einer Bezirksverwaltung an einem Originalschauplatz zeigt. „Der Ort ist wichtig, da er untrennbar und authentisch mit dem verbunden ist, was mit den Schrecken der Staatssicherheit und der DDR […] verbunden ist. Mit großem Erfolg hat das Bürgerkomitee als Träger des Museums das Maß gefunden […] authentisch zu sein, aufzuklären, zu erinnern und auch zu mahnen, mit viel Aussagekraft dessen, was original hier zu besichtigen ist.“
Mit Glückwünschen zum Gedenkstätten-Jubiläum traten des Weiteren der MdL Ronald Pohle und Johannes Selle, Mitglied des Bundestages und des Ausschusses für Kultur und Medien, ans Mikrofon. Ronald Pohle betonte, als an der Einrichtung der Gedenkstätte politisch beteiligter Zeitzeuge, die Bedeutung institutionell bewahrter Erinnerung. Aktuell sei es ihm daher „ein wichtiges Anliegen, darauf hinzuwirken, dass die Pläne zur Gedenkstätte in der letzten Hinrichtungsstätte der DDR in der Kästner-Straße unseren Beschlüssen entsprechend umfassend umgesetzt werden.“ Der Bundestagsabgeordnete Johannes Selle verwies auf die Bedeutung der Gewaltfreiheit der Friedlichen Revolution. Die Forderung „Ohne Gewalt“ sei als Erbe der Umwälzungen 1989/90 aktueller denn je. Gerade in Bezug auf aktuelle Fluchtbewegungen, rücke der Traum von gewaltfreien Transformationsprozessen wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Umso wichtiger sei eine authentische Gedenkstätte, die an die Ereignisse vor 25 Jahren erinnere. Selle machte zudem anhand eines Mielke-Zitates, dass er bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ gelesen hatte, deutlich, wie wichtig die Arbeit der Gedenkstätte ist und dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Repressionsapparat und dessen Wurzeln in der kommunistischen Ideologie stattfinden muss.
Anschließend stellte der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, den Gästen anhand von Fotos und Videosequenzen schlaglichtartig die Entwicklung und Arbeit der Gedenkstätte in den letzten 25 Jahren vor. Besonders die Bedeutung der „Runden Ecke“ als Ort der Durchsetzung der Diktatur aber auch der gewaltlosen Selbstbefreiung während der Friedlichen Revolution und damit als ein Ort, den in besonderem Maße für die Forderung „Keine Gewalt“ steht, wurde hierbei in den Blick gerückt. Noch heute erinnert jährlich zum Lichtfest ein Kerzenmeer auf den Stufen der Gedenkstätte an diese Wahrnehmung des Ortes durch die Leipziger Bevölkerung und ihre Gäste. Die Fotos zeigten eindrücklich, welche Entwicklung die „Runde Ecke“ von der ersten Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ hin zur heutigen Gedenkstätte genommen hat, zu der mittlerweile das Museum im Stasi-Bunker und die Stelen-Ausstellung „Ort der Friedlichen Revolution“ im öffentlichen Stadtraum ebenso zählt, wie die Bemühungen um den Erhalt der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR in der Leipziger Südvorstadt als regelmäßig zugänglicher Erinnerungsort.
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen Roland Jahn, die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Dr. Anna Kaminsky, der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Dr. Hubertus Knabe sowie der stellvertretende Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Dr. Bert Pampel über den Stand und die Zukunft der Aufarbeitung. Moderiert wurde das Gespräch von Sven Felix Kellerhof (Die Welt). Die aktuelle und zukünftige Bewältigung der DDR-Vergangenheit wurden in dem Gespräch kritisch beäugt.
Insbesondere die Arbeit mit Jugendlichen stand im Mittelpunkt des Diskurses. Dr. Knabe betonte das enorme Interesse der Schulen, Gedenkstättenbesuche durchzuführen, das bereits dazu geführt habe, dass in Berlin über einen zweiten Standort der Gedenkstätte Hohenschönhausen nachgedacht werden müsse. Gleichzeitig konstatierte er jedoch ein mangelndes persönliches Interesse der unter 25-Jährigen an der Geschichte der DDR. Die Jugend stehe außerhalb des Diskurses, was die Aufarbeitung angehe. Dies mache sie anfällig für Versatzstücke sozialistischer Ideologien, die aufgrund mangelnder Immunisierung heute noch populär seien. Dr. Pampel berichtete von unterschiedlichem Zuspruch, der je nach Gedenkstätte stark variiere. Den Grund dafür sah er darin, dass Gedenkstättenbesuche nicht im Lehrplan verankert seien. Die innere Distanz der Jugend zu den damaligen Ereignissen sah er auch darin begründet, dass die DDR für die jetzigen Generationen zeitlich weit entfernt sei. Diesen Eindruck bestätigte Roland Jahn. Viele junge Menschen würden sich heute die Frage stellen: „Was hat das mit mir zu tun?“. Die Einführung verpflichtender Museums- und Gedenkstättenbesuche fand er jedoch nicht zielführend. Stattdessen müssten die Erinnerungsorte und auch die Lehrinhalte so gestaltet werden, dass junge Menschen sich aus eigenem Antrieb heraus mit der Vergangenheit beschäftigen wollten. Dem widersprach Dr. Hubertus Knabe, der Gedenkstättenbesuche als Inhalt einer umfassenden Schulbildung verpflichtend im Lehrplan für sinnvoll erachtet, um wirklich alle Jugendlichen erreichen zu können. Dr. Anna Kaminsky betonte an dieser Stelle die Bedeutung zusätzlicher Angebote, die den Schulinhalt auf freiwilliger Basis ergänzen könnten. Nichtsdestotrotz bilde der Schulunterricht eine Voraussetzung für die eigenständige Beschäftigung mit der Geschichte. Leider falle aus Zeitgründen häufig der Lehrstoff weg, da aktuell die zweite deutsche Diktatur im 20. Jahrhundert kein Prüfungsthema sei. Sie plädierte deswegen für eine entsprechende Änderung der Prüfungsordnung.
Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildeten die Inhalte der zukünftigen Aufarbeitung. Dr. Kaminsky forderte diesbezüglich einen umfassenderen Blick auf die Diktatur. Durch die Konzentration auf die Opfer des Regimes und die Stasi würde der Eindruck von Einzelschicksalen entstehen, der dazu beitragen würde, die überwundene Diktatur gleichsam zu einem „Diktatürchen“ zu verharmlosen. Jahn betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, alle Menschen in die Aufarbeitung miteinzubeziehen und bei ihren jeweils eigenen Erlebnissen „abzuholen“. Die Diktatur sei vor allem durch das Mitwirken vieler Millionen Angepasster möglich geworden. Die individuelle Verantwortung des einzelnen Menschen sei deswegen in den Fokus zu rücken. Auch Dr. Pampel sah im Handeln jedes Individuums auf der Suche nach persönlicher Sicherheit die Ursache für Diktaturen. Als Mangel in der bisherigen Aufarbeitung betrachtete Knabe vor allem die Vernachlässigung der hinter der DDR stehenden Ideologie. Diese habe das Regime erst möglich gemacht: „Die Funktionäre der SED waren nicht einfach böse und machtgierig, sondern sie fühlten sich im Recht […], weil sie das im Namen einer guten Utopie taten“. In diesem Zusammenhang wurde auch der gebräuchliche Begriff der „SED-Diktatur“ kritisiert, der verschleiere, dass es sich beim DDR-Regime um eine kommunistische Diktatur gehandelt habe. Diese müsse auch offen als solche bezeichnet werden, um einer Verharmlosung vorzubeugen.
Roland Jahn dankte der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und betonte die Wichtigkeit gesellschaftlichen Engagements für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur: „Es ist nicht der Staat, der dies leisten muss […], sondern es ist die Gesellschaft.“ Überall da, wo es so funktioniert wie mit der vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. getragene Gedenkstätte könne sich der Staats zurückziehen und diese Aufgaben bürgerschaftlichem Engagement überlassen.
Alle vier Diskutierenden waren sich einig, dass es trotz der als erfolgreich zu betrachtenden Aufarbeitung der vergangenen 25 Jahre nach wie vor die Notwendigkeit einer lebendigen, modernen und anpassungsfähigen Erinnerungskultur gebe.
Im Anschluss an die Diskussion dankte Tobias Hollitzer als Leiter der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nun bereits seit 25 Jahren den Betrieb in der Gedenkstätte aufrechterhalten. Zudem betonte er den Wert des jahrelangen ehrenamtlichen Engagements. Stellvertretend wurde vier Ehrenamtlichen mit einem Präsent gedankt.
Das Ensemble „Lumoavis“ des Leipziger Thomaner-Chors beendete die Veranstaltung mit einem musikalischen Beitrag. In einer persönlichen Einführung zu einer Interpretation des Volksliedes „Die Gedanken sind frei“ machten sie deutlich, dass sich auch Jugendliche mit der Vergangenheit auseinandersetzen und klare Bezüge zur Gegenwart sehen. Dass der Thomaner-Chor dieses Lied auf der Konzertreise durch die Volksrepublik China aus dem Programm streichen musste, zeige, dass freie Meinungsäußerung auch heute noch nicht überall selbstverständlich ist. Mit diesem emotionalen Ausgang leitete das Quintett zum Sektempfang über, der allen Gästen die Möglichkeit zum Austausch und zur Weiterführung der Diskussionen bot.
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WIR LADEN EIN
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MITTWOCH, 9. SEPTEMBER, 19:00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH „DER KREML UND DIE DEUTSCHE WIEDERVEREINIUNG 1990. INTERNE SOWJETISCHE ANALYSEN“
Die Erinnerung an die blutige Niederschlagung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 durch die Besatzungsmacht war in den Köpfen vieler, die an den Leipziger Montagdemonstrationen teilnahmen, präsent. Am 9. Oktober 1989 blieb die sowjetische Armee aber in ihren Kasernen. Dies war die entscheidende Voraussetzung für den Sieg der Friedlichen Revolution gegen die SED-Diktatur. Einen Monat später fiel die Berliner Mauer. Statt der von der Sowjetunion verlangten 4-Mächte-Konferenz ohne deutsche Beteiligung regelte auf Wunsch der Westmächte die „Zwei+Vier-Konferenz“ die äußeren Bedingungen der deutschen Wiedervereinigung. Erstmals wird eine Reihe sowjetischer Dokumente publiziert, die einen Einblick geben in den schwierigen Entscheidungsprozess in Moskau, wo die Integration der DDR in die Bundesrepublik Deutschland alles andere als unumstritten war.
Damit war die Landkarte Zentraleuropas nachhaltig verändert worden: politisch, wirtschaftlich, militärisch. Die NATO rückte bis an die polnische Grenze. Warum stimmte Gorbatschow einer NATO-Mitgliedschaft des vereinten Deutschland zu? Mit dem Zerfall des Warschauer Paktes entstand an der Peripherie der Sowjetunion ein militärisches Machtvakuum. Wie weit würde sich die NATO nach Osten schieben?
Gab es eine Zusicherung des Westens, die NATO nicht weiter nach Osten auszuweiten? Wie reagierten die USA, Großbritannien und Frankreich? Welchen Preis forderte man von Deutschland? Bush sen., Gorbatschow, Kohl, Thatcher und Mitterrand waren die Big Player. Sie entschieden. Doch auf welcher Grundlage, auf welchen Annahmen?
Erstmals wird eine Reihe sowjetischer Dokumente publiziert, die einen Einblick geben in den schwierigen Entscheidungsprozess in Moskau, wo die Integration der DDR in die Bundesrepublik Deutschland alles andere als unumstritten war.
Nach einer Begrüßung durch den Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, wird Stefan Karner, der Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung eine thematische Einführung geben. Anschließend folgt die Buchpräsentation mit anschließender Diskussion mit Peter Ruggenthaler, Stefan Karner und Manfred Wilke sowie Günther Heydemann (Hannah-Ahrendt-Institut). Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung. Der Eintritt ist frei!
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie online unter www.runde-ecke-leipzig.de.
SONNTAG, 13. SEPTEMBER, 10:00 BIS 16:00 UHR:
TAG DES OFFENEN DENKMALS IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“
15.00 Uhr Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“
11.00 Uhr Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“: Führung zu den Brennpunkten des demokratischen Aufbruchs 1989 in Leipzig. Treffpunkt: Nikolaikirche, Hauptportal
11.00 – 16.00 Uhr halbstündlich Sonderführungen unter dem Motto: „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS“ – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes. Besichtigung unter anderem der „geschützten Unterkünfte“ im Kellergeschoss für den Kriegsfall, Kegelbahn des MfS und die wiedererrichtete Klingertreppe mit neuem Wagner-Denkmal.
SONNTAG, 13. SEPTEMBER, 10:00 BIS 16:00 UHR:
TAG DES OFFENEN DENKMALS IM MUSEUM IM STASI BUNKER IN MACHERN
10.00 – 16.00 Uhr Ständig Führungen durch den Bunker
Was es mit Dechiffriertechnik, Gasmasken, Stahlschleusen und einem Lüfterfahrrad auf sich hatte, erfahren Besucher bei einem Gang durch das Bunkerinnere.
10.00 – 16.00 Uhr Filmvorführungen „Die Direktive 1/67“
Die Dokumentation gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung des MfS im Bezirk Leipzig und berichtet von geplanten Isolierungslagern für Oppositionelle für den „Tag X“.
10.00 – 16.00 Uhr Einführungsvortrag in die Dauerausstellung zur Ernstfallplanung der Staatssicherheit.
10.00 – 16.00 Uhr Sonderausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“ Die Plakatausstellung dokumentiert den Prozess dieses Ereignisses und wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammen mit dem Auswärtigen Amt konzipiert. Anhand von über 150 Fotos und Faksimiles sowie informativen Texten wird gezeigt, wie mit der Friedlichen Revolution in der DDR die Frage der Deutschen Einheit unverhofft wieder auf der politischen Tagesordnung stand.
SONNTAG, 13. SEPTEMBER, 11:00 BIS 16:00 UHR, ARNDTSTRAßE 48, 04274 LEIPZIG:
TAG DES OFFENEN DENKMALS IN DER ZENTRALEN HINRICHTUNGSSTÄTTE DER DDR
11.00 – 16.00 Uhr Ständig Führungen durch die historischen Räume, in denen von 1960 bis 1981 unter strengster Geheimhaltung die Todesurteile für die gesamte DDR vollstreckt wurden, Erläuterungen zum Themenbereich „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“, Besichtigung der gleichnamigen Werkausstellung vor Ort.
SAMSTAG UND SONNTAG, 26. UND 27. SEPTEMBER, 13:00 BIS 16:00 UHR:
MUSEUM IM STASI-BUNKER IN MACHERN (EHEMALIGE AFÜST DER MFS-BEZIRKSVERWALTUNG LEIPZIG)
Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier zwischen 1968 und 1974 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch, zusammen mit 100 weiteren Stasi-Angestellten, auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können.
Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. bietet ganzjährig, immer am letzten Wochenende im Monat öffentliche Führungen durch den Bunker an. Erwachsene zahlen 4.00 Euro und Ermäßigungsberechtigte 3.00 Euro. Das über fünf Hektar große Außengelände mit allen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden. Gruppen können darüber hinaus ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.
Sonderausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“
Anlässlich des 25. Jahrestags der Deutschen Einheit zeigt das Bürgerkomitee Leipzig e. V. im Museum im Stasi-Bunker in Machern die Ausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“. Die Plakatausstellung, die den Prozess dieses Ereignisses dokumentiert, wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammen mit dem Auswärtigen Amt konzipiert. Anhand von über 150 Fotos und Faksimiles sowie informativen Texten soll gezeigt werden, wie mit der Friedlichen Revolution in der DDR die Frage der Deutschen Einheit unverhofft wieder auf der Tagesordnung der deutschen und internationalen Politik stand.
Die Schau widmet sich dabei gleichsam der innerdeutschen Entwicklung wie auch den internationalen Verhandlungen, die am 3. Oktober 1990 unter der Bezeichnung „2+4 Verträge“ die Wiedervereinigung ermöglichten. Durch eine Kooperation mit dem Projekt „Gedächtnis der Nation“ sind in der Ausstellung 18 Videopodcasts mittels QR-Codes abrufbar, in denen Zeitzeugen auf die ereignisreiche Entwicklung im Jahr 1990 zurückblicken. Die Ausstellung wird bis Dezember dieses Jahres im Museum im Stasi-Bunker präsentiert.
MONTAG BIS SONNTAG, 10:00 UHR BIS 18:00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
SONDERAUSSTELLUNG - LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION.
Die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erzählt vom friedlichen Umbruch 1989/90. Zahlreiche teils bisher unbekannte Flugblätter, Fotos, Plakate und Dokumente sowie Objekte zeichnen die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse nach, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen führten. Auch wird ein Blick auf ost-mitteleuropäische Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen. Eintritt frei!
MONTAG BIS SONNTAG, 10:00 UHR BIS 18:00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“:
DAUERAUSSTELLUNG STASI – MACHT UND BANALITÄT.
Die Dauerausstellung informiert über die Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der berüchtigten Geheimpolizei der DDR (MfS). In der „Runden Ecke“ kann Zeitgeschichte am Original-Ort erlebt werden: Hier befand sich die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. 1989 Am 4. Dezember 1989 besetzten engagierte Bürgerinnen und Bürger das Gebäude. Eintritt frei! Täglich ab 15:00 Uhr öffentliche Führung.
JEDEN SAMSTAG, 14:00 UHR, HAUPTPORTAL NIKOLAIKIRCHE:
STADTRUNDGANG - AUF DEN SPUREN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION.
Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar.
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AUS DEM GÄSTEBUCH
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Ein Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ regt zum Nachdenken sowohl über Vergangenes als auch Gegenwärtiges an. Das Gästebuch bietet unseren Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken niederzuschreiben sowie Lob aber auch Kritik zu formulieren. Wir sammeln die Einträge und wollen Ihnen unter dieser Rubrik monatlich eine Auswahl präsentieren und so einen Einblick in die Wirkung der Gedenkstättenarbeit ermöglichen.
EINTRÄGE AUS DER DAUERAUSSTELLUNG „STASI – MACHT UND BANALITÄT“
„Sehr informativ, aber nicht sehr spannend für Kinder.“
(Maren am 03.08.2015)
„Sehr interessant, aber auch unheimlich.“
(Jörg aus Bohrsdorf am 05.08.2015)
„Never forget…“
(Julia & Roberto aus Italien am 14.08.2015)
„Vielen Dank für diesen tollen Einblick in die erschreckende Welt der DDR. Ich wusste zwar, dass es schlimm war, aber so… Ich hoffe, sie können mit meiner Spende etwas anfangen, aber ich finde sie sollten Eintritt nehmen, damit ihre Mühen auch belohnt werden.“
(Jan-Philipp, 13 Jahre, am 24.08.2015)
„Very moving… and disturbing to see „events“ like this in my lifetime.“
(Keith aus London am 31.08.2015)
EINTRÄGE AUS DER SONDERAUSSTELLUNG „LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“
„Alles sehr beeindruckend! Die Vorher-Nachher-Bilder gefallen mir besonders und noch immer kann man weitere machen. Dankeschön und viel Erfolg für die zukünftige Arbeit!“
(A. W. aus Flensburg im August 2015)
„Sehr eindrucksvolle Ausstellung, die Erinnerungen weckt. Danke!“
(Thomas, Birgit und Julia am 05.08.2015)
„Thanks for all your hard work. You need more chalk and maybe some English content. Dankeschön!”
(Besucherin aus Australien im August 2015)
„Impressionante!”
(Besucher aus Rom/Italien am 16.08.2015)
„Unsere Liebe ist durch die Wiedervereinigung erst möglich geworden. Danke an alle, die den Mut zur Revolution und den Gedanken an die Wiedervereinigung nicht verloren haben.“
(Martina und Thorsten aus Brandenburg am 30.08.2015)