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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

im vergangenen Monat bot das Bürgerkomitee seinen Gästen wieder ein informatives und abwechslungsreiches Programm. Einen Rückblick auf die Veranstaltungen vom Oktober finden Sie in dieser Newsletterausgabe. Zugleich möchten möchten wir Sie mit diesem Newsletter auf unsere kommenden Veranstaltungen hinweisen.

 

Heute stellt am Dienstag, den 6. November 2018, um 19.00 Uhr unsere Gedenkstättenmitarbeiterin Dr. Franziska Böhl ihr neues Buch „Freimauerei und Diktatur. Die sächsischen Großlogen nach 1918“ vor. In dieser ersten umfassenden Regionalstudie zu den sächsischen Großlogen beleuchtet sie die Zeit der Weimarer Republik sowie die NS- und DDR-Zeit. Nach dem Ersten Weltkrieg begann für die Freimaurerei ein Kampf ums Überleben und das eigene Selbstverständnis. Die Nationalsozialisten verboten die Organisation schließlich und auch in der DDR war sie nicht geduldet. Erst nach der Friedlichen Revolution konnte sich die Freimaurerei im Osten Deutschlands wieder entwickeln. Der Eintritt ist frei.

 

Menschen, die Opfer politischer Verfolgung in der DDR geworden sind, können sich letztmalig im Jahr 2018 für das Beratungsangebot des Landesverbandes Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) anmelden. Am Mittwoch, den 14. November 2018, berät von 11.00 bis 14.00 Uhr ein VOS-Mitarbeiter in den Räumen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ u.a. zur verwaltungsrechtlichen oder beruflichen Rehabilitierung sowie über Wiedergutmachungsleistungen. Im Winter pausiert das Beratungsangebot.

 

Am Freitag, den 23. November 2018, folgt ab 9.00 Uhr wieder eine Stolperstein-Verlegung für Opfer der NS-Diktatur. Beginn ist in der Karl-Heine-Straße 43 in Leipzig. Die Verlegungen enden um 15.30 Uhr in der Humboldtstraße, Ecke Nordstraße. Den gesamten Ablauf finden Sie unter www.stolpersteine-leipzig.de

 

Am letzten Wochenende des Monates, am 24. und 25. November 2018, hat das Museum im Stasi-Bunker bei Machern wieder jeweils von 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Zu besichtigen sind dabei das über fünf Hektar große, denkmalgeschützte  Gesamtgelände sowie das komplette Bunkerinnere. Besucher erfahren hier unter anderem, wie die Stasi auch im Ernstfall die SED-Diktatur sichern wollte.

 

Außerdem wurde die Fotoausstellung „Gwangju 1980“ zur Demokratiebewegung Südkoreas verlängert. Die Ausstellung des Korea Verbands Berlin zeigt ehemals verbotene Fotos des Aufstandes, die Journalisten und Zivilisten unter Lebensgefahr aufgenommen haben. Die Bilder gehören seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bis zum 30. November 2018 sind die Bilder vor dem ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu sehen. Der Eintritt ist frei.

 

Wir freuen uns, Sie in der Gedenkstätte begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen spannende Veranstaltungen sowie interessante Gespräche.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.

 

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INHALT

WIR LADEN EIN

StÄNDIGE ANGEBOTE

AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

Aus dem Gästebuch

 

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Wir laden ein

 

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DIENSTAG, 6. NOVEMBER 2018, 19.00 Uhr: „Freimauerei und Diktatur. Die sächsischen Großlogen nach 1918“, Buchvorstellung und gespräch mit Dr. Franziska Böhl

Sachsen war eines der wichtigsten Zentren der deutschen Freimaurerei. Fast zwei Jahrhunderte lang erfreute sich der Bruderbund wachsenden Zuspruchs in Mitteldeutschland. Nach dem Ersten Weltkrieg begann für die Freimaurerei jedoch ein Kampf ums Überleben und das eigene Selbstverständnis. Jahre der Abwehr, Anpassung, Unterdrückung und Zerrissenheit folgten. Die Nationalsozialisten verboten die Logen der Freimaurer schließlich und auch in der DDR waren sie nicht geduldet. Erst mit dem Mauerfall und der damit einhergehenden Wiedervereinigung Deutschlands konnte sich die Freimaurerei im Gebiet der ehemaligen DDR wieder entwickeln.

Diese erste umfassende Regionalstudie zu den sächsischen Großlogen mit ihren Bundeslogen von der Historikerin
Dr. Franziska Böhl 
beleuchtet die Zeit der Weimarer Republik sowie die NS- und DDR-Zeit und steht beispielhaft für die Situation der Freimaurerei in ganz Deutschland. Der Eintritt ist frei.

Veranstaltungsort: ehem. Stasi-Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

 

Mittwoch, 14. november 2018, 11.00 – 14.00 Uhr: Beratungsangebot der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Menschen, die Opfer politischer Verfolgung in der DDR geworden sind, können sich wieder von einem Mitarbeiter des Landesverbandes Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) in den Räumen der Gedenkstätte beraten lassen und u.a. zur verwaltungsrechtlichen oder die beruflichen Rehabilitierung und über Wiedergutmachungsleistungen informieren. Um Voranmeldung wird gebeten. Im Winter pausiert das Beratungsangebot.

Für die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist es wichtig, am authentischen Ort ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für „Verfolgte“ der sowjetischen Besatzungsmacht der SED oder der Stasi und gegebenenfalls auch für deren Angehörige anzubieten. Gleichermaßen werden auf diese Weise aber auch wichtige Zeitzeugnisse und persönliche Geschichten bekannt, die ggf. für die künftige Arbeit der Gedenkstätte von Bedeutung sein können.

Veranstaltungsort: Meldung in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Ausstellungsbüro.

 

freitag, 23. november 2018, ab 9.00 Uhr: stolperstein-verlegung

Bisher liegen 480 Stolpersteine an 176 Orten in Leipzig. Am Freitag, den 23. November 2018, werden 31 weitere Steine für Opfer der NS-Diktatur folgen. Vor den ehemaligen Wohnorten verfolgter und ermordeter Menschen verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg.

Beginn der Verlegung ist um 9.00 Uhr in der Karl-Heine-Straße 43: An dieser Stelle befand sich das Kaufhaus „M. Joske & Co“. Das jüdische Familienunter-nehmen wurde nach 1933 in den Ruin getrieben und Mitglieder der Familie ermordet. Um 9.45 Uhr werden Steine in der Jahnallee 5 eingelassen. Hier lebte Luise Stern. Sie konnte ihre vier Kinder außer Landes bringen. Von da aus gelang es den Kindern jedoch nicht mehr, ihre Mutter zu retten. Auch die Eheleute Stimmler konnten ihre Kinder retten. Sie selbst wurden in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Auschwitz ermordet. Für sie werden um 10.30 Uhr in der Nikolaistraße 31 Steine verlegt. Um 11.00 Uhr wird An der Verfassungslinde 2 dem Künstler Rudi Zerbst gedacht, der von den Nazis als „asozial“ diffamiert und verhaftet wurde. Die Konzentrationslager Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald überlebte er nicht. Weiter geht es 11.30 Uhr in der Körnerstraße 26. Hier wird im Beisein des Ensembles amarcord an die jüdische Sängerin Berta Kruszynski und ihre beiden Schwestern erinnert. Nach einer Mittagspause erfolgt die nächste Stolpersteinverlegung um 13.30 Uhr in der (Höhe) Eisenbahnstraße 47, Parkplatz gegenüber (ehem. Melchiorstaße). Hier lebten einst Samuel Hundert, seine Schwester  Mania und ihr Mann Josef Weißblüth, die auf Grund ihrer politischen Einstellungen und jüdischen Abstammung verfolgt und ermordet wurden. Um 14.00 Uhr folgt die Verlegung in der Zweinaundorfer Straße 18 für Marie Schleifstein und ihre beiden Söhne, die als Kommunisten und Juden verfolgt wurden. Nur Sohn Josef konnte 1939 noch rechtzeitig nach England fliehen. Die Verlegung um 14.30 Uhr in der Kurt-Günther-Straße 12 ist für Kurt Günther (SPD), der durch sein Eintreten für Demokratie in Buchenwald ums Leben kam. Zuvor nahm sich bereits seine Frau nach Jahren der Demütigung das Leben. Leo Singer, dem um 15.00 Uhr in der Funkenburgstraße 27 gedacht wird, konnte zwar zunächst noch nach Belgien und Frankreich fliehen, wurde jedoch von dort aus nach Auschwitz deportiert. Kurz nach der Befreiung des Lagers verstarb er. Die letzte Verlegung von Stolpersteinverlegung ist um 15.30 Uhr in der Humboldtstrae/Ecke Nordstraße für Familie Bäuml. Sie wurden in den deutschen Vernichtungslagern ermordet. Einzig Tochter Rosa und Enkel Joachim konnten durch Hilfe gerettet werden.

Weitere Informationen zu den Stolpersteinen finden Sie online unter www.stolpersteine-leipzig.de.

 

samstag, 24. november 2018, - sonntag, 25. november 2018, 13.00 – 16.00 Uhr: museum im stasi-bunker bei machern geöffnet

In dem 1969 bis 1972 erbauten Bunker hätte der Leiter der bezirklichen Geheimdienstzentrale, der Leipziger „Runden Ecke“, im Ernstfall zusammen mit 100 Offizieren seine Tätigkeit fortgesetzt. Zu besichtigen sind das über fünf Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das komplette Bunkerinnere. Eine Ausstellung gibt Einblick in die zentral geregelte Mobilmachungsplanung und dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

Des Weiteren wird für Interessierte die Plakatausstellung der Stiftung Aufarbeitung zur SED-Diktatur „Wir wollen freie Menschen sein! Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953“ präsentiert. 65 Jahre nach dem ersten antidiktatorischen Massenaufstand in der DDR zeigt die Ausstellung die Geschichte des Volksaufstandes. 

 

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STÄNDIGE ANGEBOTE

 

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MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:

AUSSTELLUNG - Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution

Der gewaltfreie Demonstrationszug von weit mehr als 70.000 Menschen auf dem Leipziger Innenstadtring am 9. Oktober 1989 wurde als Entscheidung für eine Friedliche Revolution und als Sieg über das SED-Regime empfunden. Die Ausstellung im ehemaligen Stasi-Kinosaal informiert über das Wirken der Leipziger Opposition, die bereits seit Beginn der 1980er Jahre vor allem aus dem kirchlichen Umfeld heraus kontroverse Themen anzusprechen wagte. Die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen sowie zur Deutschen Einheit in einem zusammenwachsenden Europa führten, werden nachgezeichnet. Auch wird ein Blick auf ost-mitteleuropäische Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen.

Öffentliche Führungen finden jeden Freitag und Samstag, jeweils um 16.30 Uhr, statt. Für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten Führungen möglich.

 

MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, Museum in der „Runden Ecke“:

AUSSTELLUNG - Stasi – Macht und Banalität

Seit 1990 bietet das Museum in der „Runden Ecke“ in den Originalräumen des Ministeriums für Staatssicherheit die Möglichkeit, Zeitgeschichte in authentischer Umgebung nachzuvollziehen. Zahlreiche, zum Teil einzigartige Ausstellungsstücke, darunter Überwachungstechnik, eine Maskierungswerkstatt oder eine Kollermaschine zur Vernichtung von Akten, verdeutlichen, wie die SED ihren Überwachungsstaat aufbaute und die Menschen ihrer demokratischen Grundrechte beraubte. Dabei soll auch bewusst werden, wie bedeutsam die Errungenschaften der Friedlichen Revolution - Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie - bis heute sind.

Die öffentliche Führung findet täglich um 15.00 Uhr statt. Für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten Führungen möglich. Audioguides sind in acht Sprachen erhältlich (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch und Arabisch).

 

MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“, FOYER:

SONDERAUSSTELLUNG - ZWEI MAL BEFREIT? LEIPZIG UNTER AMERIKANISCHER UND SOWJETISCHER BESATZUNG 1945

Die Kabinettausstellung im Foyer des Museums in der „Runden Ecke“ thematisiert die amerikanische Besatzung und den beginnenden Aufbau demokratischer Strukturen sowie den Besatzungswechsel und den Beginn der neuen kommunistischen Diktatur sowjetischen Vorbilds nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Hierbei war die „Runde Ecke“ von zentraler Bedeutung. Seit dem 18. April 1945 war das Gebäude Hauptquartier der US-Armee und kurzzeitig auch Sitz der US-Militärregierung gewesen, bevor es nach dem Besatzungswechsel am 2. Juli 1945 durch die sowjetische Militäradministration (SMA) genutzt wurde.

 

JEDEN SAMSTAG, 14.00 UHR, Hauptportal Nikolaikirche:

Stadtrundgang - Auf den Spuren der Friedlichen Revolution

Herbst ’89: Die Bilder von den Friedensgebeten in der Nikolaikirche, den Montagsdemonstrationen auf dem Innenstadtring und der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale gingen um die Welt. Die Chronik des Herbstes ’89 begann in Leipzig aber nicht erst mit den Demonstrationen im September und Oktober. Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar. Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche. Für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten Führungen möglich.

 

Samstag und Sonntag, 24. und 25. NOVEMBER 2018, 13.00 bis 16.00 Uhr:

Museum im Stasi-Bunker in Machern

In dem 1969 bis 1972 erbauten Bunker hätte der Leiter der bezirklichen Geheimdienstzentrale, der Leipziger „Runden Ecke“, im Ernstfall zusammen mit 100 Offizieren seine Tätigkeit fortgesetzt. Zu besichtigen sind das über fünf Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das komplette Bunkerinnere. Eine Ausstellung gibt Einblick in die zentral geregelte Mobilmachungsplanung und dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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kombinierte Ausstellungsführungen und Stadtrundgang am 3. Oktober 2018

Mehrere Sonderführungen zeigten am „Tag der Deutschen Einheit“ den Weg von der SED-Diktatur zur Wiedervereinigung im demokratischen Deutschland. Am 3. Oktober 2018 wurden vier kombinierte Führungen unter dem Motto „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ durch die Ausstellungen „Stasi - Macht und Banalität“ sowie „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ angeboten. Die insgesamt 63 Besucher erfuhren in den original erhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit zunächst etwas zur Arbeit und Funktionsweise der Stasi. Danach stand die Überwindung der SED-Diktatur am Beispiel der Friedlichen Revolution in Leipzig im Mittelpunkt. Darüber hinaus bot die Gedenkstätte am Nationalfeiertag um 11.00 und 14.00 Uhr den Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ an. Auch dieses Angebot nutzten 62 Interessenten. Der geführte Stadtrundgang erinnerte an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989.

 

BERATUNG DER VEREINIGUNG DER OPFER DES STALINISMUS AM 10. OKTOBER 2018

Am Mittwoch, den 10. Oktober 2018, beriet ein Vertreter des Landesverbands Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) in den Räumen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Menschen, die Opfer politischer Verfolgung in der DDR geworden sind. Hilfesuchende konnten sich nach vorheriger Anmeldung zwischen 11.00 und 14.00 Uhr u.a. über Themen wie die verwaltungsrechtliche oder die berufliche Rehabilitierung und über Wiedergutmachungsleistungen informieren sowie Hinweise zum Rehabilitierungsverfahren einholen. Anträge lagen ebenfalls bereit.

Für die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist es wichtig, am authentischen Ort ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für „Verfolgte“ der sowjetischen Besatzungsmacht der SED oder der Stasi und gegebenenfalls auch für deren Angehörige anzubieten. Gleichermaßen werden auf diese Weise aber auch wichtige Zeitzeugnisse und persönliche Geschichten bekannt, die ggf. für die künftige Arbeit der Gedenkstätte von Bedeutung sein können.

 

Führung von iranischen und afghanischen jugendlichen Asylbewerbern am 22. Oktober 2018

Pfarrer Dr. Gottfried Martens aus Berlin besuchte am Montag, den 22. Oktober 2018, mit einer Gruppe von iranischen und afghanischen jugendlichen Asylbewerbern die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Auf diese Weise konnten die Jugendlichen einen sehr wichtigen Teil der deutschen Zeitgeschichte kennenlernen. Die Themen „Geheimdienst“ und „Flucht“ waren für viele Teilnehmer besonders interessant, weil sie dies aus ihrem eigenen Leben kann. Die Museumsführung weckte in ihnen die Hoffnung, dass auch verbrecherische Regime ein Ende finden können – manchmal sehr viel schneller, als man denkt.

 

deutsch-arabische präsentation „orte der friedlichen revolution“ bis 14. oktober 2018 in den promenaden hauptbahnhof leipzig

Mit der zweisprachigen Präsentation „Orte der Friedlichen Revolution“ konnten sich sowohl deutsch- als auch arabischsprechende Besucher an einem zentralen Ereignisort – dem Hauptbahnhof Leipzig – über die jüngste Geschichte und die Demokratieentwicklung in Deutschland informieren. Am Hauptbahnhof standen am entscheidenden Abend des 9. Oktober – als noch unklar war, ob die Revolution blutig oder friedlich verlaufen würde – die Sicherheitskräfte bereit, um den Demonstrationszug aufzulösen. Doch angesichts der Übermacht von weit über 70.000 friedlichen Demonstranten musste die Leipziger SED-Führung auf Vorschlag des Volkspolizeichefs den Befehl zum Rückzug geben.

Die revolutionären Ereignisse von 1989/90 sind ein Beispiel dafür, wie sich Bürger friedlich und erstmals erfolgreich gegen eine Diktatur gewandt haben, um Freiheit und demokratische Grundrechte zurückzuerlangen. Die Präsentation ist Teil der arabischsprachigen Angebote der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, mit denen das Museum die Sprachbarrieren für ihre Angebote weiter senkt und damit u.a. für Geflüchtete, Asylsuchende und Migranten die kulturelle Teilhabe erhöht und sie bei der historisch-politischen Bildung unterstützt. Vom 25. September bis 14. Oktober 2018 war die Schau in den Promenaden im Hauptbahnhof Leipzig (Willy-Brandt-Platz 7, 04109 Leipzig) montags bis samstags von 9.00 bis 22.00 Uhr sowie sonntags von 13.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt war frei.

 

vier termine für die sonderführung „stasi intern“ im oktober

Erstmalig im Oktober 2018 bot die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vier Termine für die Sonderführung „Stasi intern – Hintern den Kulissen der ‚Runden Ecke‘“ an, die bislang nur zum Museumstag im Mai und zum Tag des offenen Denkmals im September möglich waren. Der Rundgang bot die seltene Möglichkeit, einen Blick in sonst verschlossene Räume und Gebäudeteile der „Runden Ecke“ zu werfen. Besichtigt wurden unter anderem die verbunkerten Schutzräume für den Ernstfall im 2. Keller des Neubaus, die Kegelbahn und der Kinosaal im Saalanbau der „Runden Ecke“. Auch Überreste der Aktenvernichtung waren zu entdecken. Termine für die Rundgänge waren der 9. Oktober 2018 nach dem Lichtfest um 21.00 Uhr sowie an den drei darauffolgenden Dienstagen, 16., 23. und 30. Oktober 2018 jeweils um 16.00 Uhr. Besonders hoch war das Interesse am 9. Oktober, so dass auch die zweite Führung sofort ausverkauft war. Doch auch außerhalb des zentralen Datums der Friedlichen Revolution kamen viele Besucher. Beispielsweise waren unter jenen Interessierten beim Rundgang am 16. Oktober 2018 auch Personen, die am Abend der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale am 4. Dezember 1989 selbst mit am Tor standen und die sich deshalb noch gut an die Situation vor fast 30 Jahren erinnern konnten. Am 23. Oktober 2018 waren die Besucher vor allem von den Ausmaßen der ehemaligen Stasi-Zentrale überrascht. Besonders groß war der Andrang am 30. Oktober 2018, so dass spontan zwei Führungen angeboten worden sind.

Bei dem Rundgang wurde auch über die mögliche Entwicklung des Areals gesprochen, denn der einst einschüchternde Ort der Diktatur soll zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden. Bereits in den letzten 28 Jahren entwickelte sich das historische Gelände der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit zu einem Ort der Aufklärung über Diktatur und Widerstand. Der Ort ist hervorragend geeignet, um in der Weiterentwicklung aus verschiedenen Perspektiven autoritäre Herrschaftsmechanismen des 20. Jahrhunderts zu beleuchten, die allgemeine Auseinandersetzung mit diesen und die historisch-politische Bildung in der Gegenwart zu fördern. Es ist ein weit über die Stadt hinaus bekannter symbolischer Ort der siegreichen Bürgerrechtsbewegung über die SED-Diktatur und besitzt mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden das besondere Potenzial, Raum für dieses Ziel zu schaffen.

 

sonderausstellung “gwangju 1980” zur Demokratiebewegung südkoreas bis 30. november 2018 verlängert

Die Ausstellung des Korea Verband e.V. aus Berlin zeigt ehemals verbotene Fotos des Aufstandes, die Journalisten und Zivilisten unter Lebensgefahr aufgenommen haben. Die Bilder gehören seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit dem 15. September 2018 werden sie vor dem ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ausgestellt, so dass Besucher diese montags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr sehen konnten. Die Ausstellung wurde nun bis zum 30. November 2018 verlängert. Der Eintritt ist frei.

Zum Hintergrund: Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die koreanische Halbinsel durch die Siegermächte – die USA und die Sowjetunion – in Nord und Süd geteilt. Als im Oktober 1979 der damalige Präsident Park Chung-Hee nach 18-jähriger Militärherrschaft durch einen Mann seines eigenen Geheimdienstes erschossen wurde, hoffte die Bevölkerung eine Demokratisierung des Landes. Zwei Monate später, im Dezember 1979, putsche sich General Chun Doo-Hwan an die Macht. Südkorea stand nun erneut unter der Herrschaft einer Militärregierung. Es kam landesweit zu Massenunruhen und Protesten, die am 18. Mai 1980 gewaltsam niedergeschlagen worden sind. In der Folge kam es zu zahllosen Verhaftungen und Ermordungen. Der Aufstand von Gwangju 1980 wird heute als Meilenstein für die Demokratiebewegung Südkoreas gefeiert.

 

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RÜCKBLICK

 

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„Follow Me, You Living Soul” – Filmabend am 2. Oktober mit Gespräch

Zum Aufstand von Gwangju im Mai 1980 in Südkorea veranstaltete die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am Dienstag, den 2. Oktober 2018, mit dem Korea Verband einen Filmabend. Über die Wirkung des Aufstandes sprachen Han Jung-Hwa und Yann Werner Prell vom Korea-Verband e.V. aus Berlin. Zum Filmabend kamen etwa 25 Besucher, darunter auch junge Menschen aus Südkorea.

Vor dem Betreten des Veranstaltungsraumes schauten die Besucher die Ausstellung mit den UNESCO-Weltkulturerbe-Fotos zum südkoreanischen Aufstand in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ an. Die schockierenden Aufnahmen ließen niemanden unberührt. Zu Beginn der Veranstaltung gab Frau Han Jung-Hwa vom Korea Verband eine Einführung in das Thema. Es folgte der fast einstündige Dokumentationsfilm „Follow Me, You Living Soul – Struggle fort he Truth of May“, in dem die Geschichte des Aufstandes sowie seine Folgen für die Hinterbliebenen der Opfer und auch für ganz Südkorea spannend von den Zeitzeugen nacherzählt wurde. Die Besucher erfuhren weiter, dass der Gwangju-Aufstand auch die Demokratiebewegung in anderen Ländern beeinflusste, wie China und Thailand. „Der südkoreanische Aufstand zeigt, dass es sich lohnt, sich für die Demokratie einzusetzen“, sagte Frau Han. „Aber man muss sich immer daran erinnern, dass sehr viele Eltern ihre Kinder im Kampf zwischen Soldaten und Bürgern verloren haben. Es war der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen. Eine besonders große Rolle spielte die katholische Kirche, die international mit dem Vatikan vernetzt ist. In der Kirche konnten Menschen Zuflucht finden und mit Unterstützung rechnen.“

Im anschließenden Gespräch, das der Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, moderierte,  wollten die Besucher wissen, warum sich die koreanischen Soldaten gegen ihr eigenes Volk einsetzen ließen und sie fragten auch, wie das Videomaterial aufgenommen wurde. „Allererste Aufnahmen wurden vom deutschen Journalisten Jürgen Bertram gemacht und weltweit zuerst in Deutschland gezeigt“, berichtete Frau Han. „Ich selber habe sie ein paar Jahre später erstmals gesehen und war schockiert. Danach habe ich entschieden, mich für die Demokratiebewegung in Südkorea einzusetzen.“ Begleitet wurde Frau Han von ihrem Kollegen Yann Werner Prell, der seit fünf Jahren im Korea Verband tätig ist. Er erklärte, warum der Aufstand von den Soldaten so schrecklich niedergeschlagen wurde. „Sie hatten ihren Dienst in Vietnam gemacht und den Befehl der Regierung realisiert. Mehrere Leute waren nach dieser Erfahrung psychisch kaputt.“

 

Herbstkino am Matthäikirchhof vom 3. Bis 8. Oktober 2018

Das Areal der früheren Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig zwischen Dittrichring und Matthäikirchhof soll zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden. Bis 1989 thronte der monströse Gebäudekomplex als „Zwingburg der SED-Diktatur“ mitten in der Stadt. Während der Friedlichen Revolution führten die Montagsdemonstrationen seit dem 2. Oktober 1989 an dem Gebäudekomplex vorbei, der am 4. Dezember 1989 friedlich besetzt wurde. So ist die „Runde Ecke“ heute sowohl ein authentischer Ort der Geschichte von Repression und Unterdrückung in der DDR als auch von der Selbstbefreiung der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution. Als „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ wollen sich an diesem Ort neben bereits ansässigen Einrichtungen weitere Institutionen hier zusammenfinden und arbeiten. So wird aus dem einst einschüchternden Ort der Diktatur ein Zentrum lebendiger Demokratie und des Austausches von Generationen zu Zeitgeschichte, Gegenwart und Zukunft.

Zur Weiterentwicklung des Ortes bildete sich der Arbeitskreis „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“. Zu ihm gehören das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., das Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Außenstelle Leipzig, das Schulmuseum - Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig und die Stiftung Friedliche Revolution. Anfang Oktober 2018 trat der Arbeitskreis mit einer Veranstaltungsreihe an die Öffentlichkeit. Gemeinsam veranstalteten die fünf Einrichtungen vom 3. bis 8. Oktober 2018 das „Herbstkino am Matthäikirchhof“. Dabei zeigten sie jeweils um 19.00 Uhr auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit etwa 90-minütige Filme, die sich mit der SED-Diktatur in der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess befassten.

Zur Premiere am 3. Oktober 2018 wurde das 90-minütige Doku-Drama „Zug in die Freiheit“ vorgeführt, das vom Beginn einer der bedeutendsten Ereignisse der Nachkriegsgeschichte im Herbst 1989 erzählte. Es ging um das Schicksal ehemaliger DDR-Bürger, die als erste Botschaftsflüchtlinge über Prag in die Bundesrepublik ausreisen durften. Bedingung hierfür war jedoch die Fahrt durch die DDR. Auf dem Weg dahin kam es zum Teil zu dramatischen Ereignissen, beispielsweise als Stasi-Mitarbeiter in den Zug stiegen, um die Pässe einzusammeln. Für die Passagiere war die Fahrt eine Zeit des Bangens und Hoffens, weil bis zuletzt nicht sicher war, ob die Ausreise nicht doch vorzeitigt gestoppt werde. Trotz der kühlen Temperaturen kamen knapp 60 Besucher und sahen sich eingehüllt in Decken gespannt bis zum Ende den bewegenden Film an. 

In den folgenden Tagen präsentierten die Einrichtungen jeweils eigene Filme: Am Donnerstag, den 4. Oktober 2018, führte das Archiv Bürgerbewegung Leipzig den Film „Es ist nicht vorbei“ vor, der sich mit der Haftzeit im DDR-Frauengefängnis Hoheneck befasste. Am Freitag, den 5. Oktober 2018, folgte vom Schulmuseum der Filmklassiker „Raus aus der Haut“, bei dem die deutsch-deutsche Zeitgeschichte und die Jugend in der DDR im Mittelpunk stand. Die Stasi-Unterlagen-Behörde, Außenstelle Leipzig, zeigte am Samstag, den 6. Oktober 2018, den Film „Die Familie“, bei dem auf ganz verschiedenen Ebenen sichtbar wurde, wie Betroffene erstmals ihre Stasi-Akten sahen. Am Sonntag, den 7. Oktober 2018, widmet sich der Film „Erich Mielke – Meister der Angst“ von der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ einem der mächtigsten Männer der SED-Diktatur, der die Verantwortung für den Aufbau der neuen kommunistischen Geheimpolizei trug: Erich Mielke. Den Abschluss bildete am Montag, den 8. Oktober 2018, der Film „Winter adé“ von der Stiftung Friedliche Revolution. Die sensible Dokumentation handelte vom Frauenleben in der DDR aus Sicht verschiedener Generationen und unterschiedlicher sozialer Herkunft.

Trotz Kälte und Wind erschienen jeweils 25 bis 40 Besucher, darunter auch aus Österreich und Frankreich. In den Kommentaren der Evaluationsbögen schrieben sie unter anderem: „Sehr spannend, weiter so!“ Auch das kühle Wetter habe zu der damaligen Zeit gepasst, denn der Herbst ’89 sei ebenfalls kalt und verregnet gewesen.

 

Lesung, lange ausstellungsnacht, Sonderführungen am 9. Oktober 2018

Der 9. Oktober ist in Leipzig längst zum städtischen Gedenktag geworden. An jenem Tag entschied sich in Leipzig, ob die Revolution gegen die SED-Diktatur in der DDR eine blutige oder eine friedliche werden würde. Seit vielen Jahren erinnert die Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ gemeinsam mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH und der Stadt Leipzig mit einem abwechslungsreichen Programm an dieses wichtige Datum. In diesem Jahr standen die Veranstaltungen zum 9. Oktober unter dem Motto „Ich. Die. Wir.“

An dem Programm beteiligte sich auch wieder das Bürgerkomitee Leipzig e.V. mit einem vielfältigen Programm. Zur Einführung in das Thema „Friedliche Revolution“ konnten Besucher vor dem städtischen Programm an Führungen teilnehmen: An der kombinierten Sonderführung unter dem Motto „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ sowie am Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“. Nach den zentralen Feierlichkeiten öffnete das Museum ab 20.00 Uhr für eine lange Ausstellungsnacht: Zu sehen waren die Ausstellungen „Stasi – Macht und Banalität“ und „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ in den original erhaltenen Stasi-Räumlichkeiten. Bis 23.00 Uhr hatten die Besucher Zeit. Zusätzlich konnten sie an der Außenfassade des ehemaligen Stasi-Gebäudes bis Mitternacht Original-Aufnahmen der Montagsdemonstrationen vom 7. und 9. Oktober 1989 ansehen. Weitere Höhepunkte waren um 21.00 Uhr jeweils die Open-Air-Lesung von Peter Wensierski und die Sonderführung „Stasi intern“. Die Open-Air-Lesung zum Buch „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ erinnerte an Originalschauplätzen in der Leipziger Innenstadt an Ereignisse des politischen Aufbruchs im Herbst ’89. Etwa 80 Besucher nahmen daran teil. Bei dem seltenen Haus- und Geländerundgang „Stasi intern“ konnten Besucher hinter die Kulissen der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung blicken. Auf Grund des großen Andrangs wurden zwei Rundgänge angeboten.

 

„Südkorea am Scheideweg” – Filmabend mit gespräch am 15. Oktober 2018

Bei der zweiten Veranstaltung zur Demokratiebewegung Südkoreas wurde am Montag, den 15. Oktober 2018, um 19.00 Uhr zunächst der Dokumentationsfilm „Südkorea am Scheideweg“ vorgeführt. Der Film zeigte die ersten Aufnahmen des Aufstandes von Gwangju im Mai 1980. Der Kameramann Jürgen Hinzpeter machte diese ersten Bilder und Berichte, die offenbarten, wie grausam der Aufstand niedergeschlagen wurde und ohne die die Wahrheit nicht ans Licht gekommen wäre. Der damalige ARD-Korrespondent in Tokyo und enge Freunde Hinzpeters, Jürgen Bertram, brachte das Filmmaterial schließlich im gleichen Jahr als Dokumentation „Südkorea am Scheideweg“ ins deutsche Fernsehen.

Beim anschließenden Gespräch mit Frau Han Jung-Hwa vom Korea Verband in Berlin, der Zeitzeugin Eui Ok Shu und Reinhard Bohse vom Bürgerkomitee Leipzig, der die Moderation übernahm, erzählte Frau Han, dass der Film damals zuerst in Deutschland ausgestrahlt wurde. Bis heute bestehe deshalb eine enge Verbindung zwischen der Stadt Gwangju und Deutschland.

Frau Shu, die seit 1974 in Deutschland lebte und hier als Krankenschwester arbeitete, sah die Aufnahmen damals im Fernsehen und setzte sich fortan für die Solidaritätsarbeit zwischen Deutschland und Korea ein. Sie schloss sich der Demokratie-Bewegung für Korea an und kämpfte gegen die Militärdiktatur und für die Arbeiterbewegung und die koreanische Frauengruppe. Unter anderem organisierte sie Demonstrationen und Veranstaltungen gegen die Massaker in Gwangju mit und gründete verschiedene Organisationen für die Demokratie auf der koreanischen Halbinsel. Bis heute arbeitet sie für die Wiedervereinigung Koreas, Menschen- und Frauenrechte. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet als Heilpraktikerin. Auch Frau Han sah die Aufnahmen zuerst in Deutschland: „Über den Aufstand wurde in Südkorea lange geschwiegen. Den Film konnte man dort auch nicht sehen. Erst als er nach Südkorea geschmuggelt wurde, sahen ihn Studenten im Untergrund.“ Eine Freundin von ihr habe einmal Aufnahmen des Films gezeigt und sei dafür ins Gefängnis gekommen.

Ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte Südkoreas war 1987, als sich die Militärdiktatur durch die Zuspitzung der Proteste in Südkorea dem Willen der Bevölkerung ergab. Seitdem wird das Staatsoberhaupt in Südkorea direkt gewählt. Frau Shu berichtet weiter, dass der „Geist von Gwangju“ für Freiheit und Demokratie bis heute lodere. 2016 gingen in Südkorea über zehn Millionen Menschen auf die Straße. Mit Kerzen demonstrierten sie friedlich für die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und für die Absetzung des korrupten Präsidenten Park Geun-hye. Die „Kerzenscheindemonstrationen“ haben sich von Oktober 2016 bis März 2017 jeden Samstag wiederholt, so Frau Shu weiter.

Für die Besucher waren die Erzählungen zur Demokratiebewegung in Südkorea „höchstinteressant“, denn in den deutschen Medien sei das Thema kaum bekannt, so ein Besucher. Einer fragte beispielsweise, ob die Südkoreaner nun eine glücklichere Nation sei oder man noch immer Angst vor der Regierung habe. Frau Han erklärte, dass sie und ihre Freunde nun viel entspannter seien, denn die Nation habe einen großen Fortschritt gemacht. „Die Angst um die wirtschaftliche Zukunft ist aber noch da. Heute gibt es das Problem des Neoliberalismus. In Deutschland kann man sich nicht vorstellen, wie der Materialismus das Leben der Menschen dort bestimmt, wie groß die Kluft zwischen Arm und Reich ist“, so Frau Han. Das Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea habe sich hingegen etwas verbessert. Immerhin dürfen Südkoreaner jetzt nach Nordkorea reisen. Ein weiterer Besucher wollte wissen, ob sich Korea wieder einmal vereine oder ob es ähnlich wie bei den Deutschen das Bedürfnis gebe, sich wiederzuvereinigen. Frau Shu antwortete: „Eine Annäherung gebe es, aber anders als bei Deutschland gab es zwischen beiden Ländern keinen Kontakt, also keine innerdeutschen Beziehungen, sondern nur Feindschaft.“ Auch Frau Han hat geteilte Erfahrungen in Bezug auf die Frage gemacht. Viele Bürger befürchten, dass sich eine Wiedervereinigung negativ auf die Wirtschaft auswirken würde und das sei nicht gewollt. Auch unter manch jungen, männlichen Studenten, die beim Militär waren, gibt es nach wie vor große Vorbehalte gegen eine Wiedervereinigung. Frau Han glaubt jedoch, dass es automatisch zu einer Wiedervereinigung käme, wenn sich die Bewohner Süd- und Nordkoreas häufiger sehen würden, denn gefühlsmäßig seien die Menschen in beiden Ländern sehr ähnlich.

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Ein Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ regt zum Nachdenken sowohl über Vergangenes als auch Gegenwärtiges an. Das Gästebuch bietet unseren Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken niederzuschreiben sowie Lob aber auch Kritik zu formulieren. Wir sammeln die Einträge und wollen Ihnen unter dieser Rubrik monatlich eine Auswahl präsentieren und so einen Einblick in die Wirkung der Gedenkstättenarbeit ermöglichen.

 

Einträge Aus der ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“

 

„Danke für die sehr informative Ausstellung.“

(Ein Besucher am 3.10.2018)

 

„Diese Ausstellung muss unbedingt erhalten bleiben, und in den Lehrplan der Schulen aufgenommen werden. Es ist wünschenswert mit Schulklassen diese Ausstellung und somit die Aufarbeitung zu gewährleisten.“

(Ein Besucher am 3.10.2018)

 

„Ein sehr interessanter Blick in die Vergangenheit, die aber jederzeit wieder aktuell werden könnte. Die Hörführung in englischer Sprache war ausgezeichnet.“

(Ein Besucher aus London am 06.10.2018)

 

„Tolle Ausstellung, gut gemacht und sehr interessant.“

(Ein Besucher am 6.10.2018)

 

„Sehr schön gestaltete Ausstellung, die erhalten bleiben sollte für die Geschichte.“

(Ein Besucher am 6.10.2018)

 

„Was für ein Aufwand… Und wie einfach es dagegen heute für Google ist.“

(Ein Besucher, Mitte Oktober)

 

„Unfassbar authentisch, beklemmend, man fühlt sich wie in einer Zeitmaschine mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen! Danke für die großartige Arbeit der Präsentation!“

(Ein Besucher, Mitte Oktober)

 

„War sehr informationsreich und verständlich! Auch für kleinere wie mich!

(Ein Besucher, Mitte Oktober)

 

„Kommunistische Schweine! Ich bin sehr glücklich, dass Tyrannen und Kommunisten gestorben sind! Keine Entschuldigung.“

(Ein Besucher aus Russland am 18.10.2018)

 

„Da ich in der DDR aufgewachsen bin, finde ich diese Ausstellung immer wieder sehr informativ und war mittlerweile auch mit all meinen Kindern (8, 17, 20 Jahre) hier, denn dies darf nie vergessen werden.“

(Vier Besucher am 19.10.2018)

 

„Es tut mir leid, dass ihr das erleben musstet. Kein Mensch sollte so geprägt werden, seine Freiheit abzugeben. Ich wünsche mir eine schöne Integration in dieser neuen Zeit in Deutschland. Eine Integration, wo wir auch verstehen, dass wir uns für die Rechte anderer genauso wie für unsere einsetzen sollten! Auf gute Nachbarschaft, liebes Deutschland.“

(Ein Besucher am 19.10.2018)

 

„Beide Diktatoren und deren Helfer waren grausame Verbrecher. Nie wieder Diktatoren – weder braun noch rot oder wie auch immer geartet! Kämpft gegen sowas!“

(Ein Besucher am 23.10.2018)

 

„Vielen Dank für die beeindruckende Ausstellung! Im Übrigen kann man den vielen mutigen Leipzigern gar nicht genug danken für das ‚Wunder der friedlichen Revolution‘!“

(Ein Besucher aus Darmstadt am 27.10.2018)

 

 

„Leider sehr kleine Schriften. Schwer zu lesen. Eine solche Ausstellung muss erhalten bleiben und auch finanziell und politisch unterstützt werden.“

(Ein Besucher am 29.10.2018)

 

Einträge aus der ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“

 

„Heute besuche ich neben dieser Ausstellung meine beste Freundin und ihre Familie in Leipzig. Ich, Saarländerin, 1983 geboren habe sie (1984 in Karl-Marx Stadt geboren) beim gemeinsamen Studium in Jena 2007 kennengelernt. Wir sind alldenjenigen dankbar, welche die Wiedervereinigung herbeigeführt haben.“

(Ein Besucher am 2.10.2018)

 

„Ich bin 50 und habe die Ereignisse 1989 intensiv miterlebt. Zu leicht vergisst man, was die DDR-Bürger riskiert und am Schluss erreicht haben. Sie können stolz dieser Ziel sein. Die Ausstellung ist wirklich gut. Vielen Dank“

(Ein Besucher am 3.10.2018)

 

„Vorwärts und nie vergessen!“

(Ein Besucher aus Hamburg)

 

„Danke für diese detaillierte Veranschaulichung der bewegenden Ereignisse. Leider wieder hochaktuell – siehe Ungarn oder Polen: das Gegenteil von einem vereinigten Europa… Danke fürs wach halten und für die Bildung!“

(Ein Besucher aus Wien am 11.10.2018)

 

„Der Sozialismus wird siegen! Nieder mit den Bonzen.“

(Ein Besucher, Mitte Oktober)

 

„Der Sozialismus siecht. Jeder neue Versuch führt zum gleichen Ergebnis.“

(Ein Besucher, Mitte Oktober)

 

„Mir ist übel geworden bei der lebhaften Erinnerung an diese Zeit mit bigotten Lügen.“

(Ein Besucher, Ende Oktober)

 

 


 



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