Filmreihe
In dem original erhaltenen Stasi-Kinosaal werden in der Filmreihe der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Dokumentar- und Spielfilme vorgeführt, die sich mit der DDR-Zeit, deren Ende und dem daraus folgendem Transformationsprozess beschäftigen. Gerade in Zeiten, in denen totalitäre und antidemokratische Ideen wieder stärkere gesellschaftliche Akzeptanz erlangen, können Besucher für die mit der Friedlichen Revolution wiedererrungenen Werte – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – sensibilisiert werden.
Anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit und des 30. Jahrestages der Gründung des Museums in der „Runden Ecke“ laden wir Sie im Jahr 2020 herzlich zu unseren Filmvorführungen ein. Wir freuen uns, Sie in der Gedenkstätte begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen spannende Veranstaltungen.
Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Die Veranstaltungen finden im ehem. Stasi-Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ statt (Eingang Nachbargebäude, Goerdelerring 20, 04109 Leipzig). Die geltenden Vorschriften zu Abständen und Hygiene werden beachtet. Bitte denken Sie an eine Mund-Nasen-Bedeckung.
Do, 15. Oktober 2020 | 19.00 Uhr
„Das Wunder von Leipzig“ (2009, 90 Min)
Leipzig im Herbst 1989: Tausende DDR-Bürger gehen auf die Straße. Sie demonstrieren für mehr Freiheit, für Bürgerrechte, für die Demokratie! Das Volk begehrt auf gegen einen Staat, der seine Bürger unterdrückt, bespitzelt und überwacht. Auf den Straßen von Leipzig wird in diesem Herbst Geschichte geschrieben. Es ist die Geschichte von gewaltbereiten SED-Funktionären und von Menschen, die ihre Angst überwinden. Es ist die Geschichte von Namenlosen, die mit ihrem Mut die Welt verändern und den Anfang vom Ende der DDR und des gesamten Ostblocks bereiten . Der Mut der Bürger in Leipzig, ihre Zivilcourage und ihr Einsatz für Demokratie legten den Grundstein für die erste friedliche Revolution der deutschen Geschichte. Es ist die Geschichte vom Wunder von Leipzig. Das Doku-Drama "Das Wunder von Leipzig – Wir sind das Volk" von Sebastian Dehnhardt und Matthias Schmidt kombiniert Interviews mit teilweise unveröffentlichtem Archiv-Material und aufwendig inszenierten Spielszenen. Zum ersten Mal werden die dramatischen Geschehnisse in Leipzig im Herbst 1989, die Ängste und Hoffnungen aller Beteiligten anhand persönlicher Erlebnisse beleuchtet. Damit trägt der Film dem besonderen Stellenwertdieses historischen Ereignisses Rechnung und vermittelt die Dramatik der damaligen Tage an ein breites Publikum.
Do, 22. Oktober 2020 | 19.00 Uhr
„Die verriegelte Zeit“ (1990, 94 Min)
„1984 wurde ich von der Stasi der DDR verhaftet, verhört, verurteilt, in den Knast gesteckt, im Sommer 1985 in einen Bus gesetzt und über die Grenze in den Westen abgeschoben. Meine alte Heimat hat mich ausgespuckt, ohne mir die Chance eines Abschiedes zu lassen und meine Frage nach dem „Warum?“ beantworten zu wollen. (…) Als der große „Schutzwall“, der die Menschen da drüben auch vor meinen Fragen schützte, brach, verspürte ich zunehmend den Drang, jetzt fährst du hin und fragst, suchst die Orte und die Menschen, fühlst die alten Gefühle der Qual und der Entwürdigung und vielleicht auch Genugtuung, und weil es mein Beruf ist, sagte ich mir, wenn schon, dann konsequent mit Kamera und Tongerät. (…) Und als ich das erste Mal in einer meiner damaligen Zellen saß und den alten Gefühlen lauschte, Menschen traf, die mich quälten, die aber nur ein ausführendes Rädchen im Getriebe des Unrechts gewesen sein sollten, mich darauf hinwiesen, daß sie alle nichts gewußt und nur ihre Pflicht getan hätten, war ich entschlossen, die Wurzeln zu suchen und die Menschen zu finden, die Entscheidungen gegen mich getroffen hatten. Ich fand eine Unmenge an Informationen, wenige Menschen, die sich erinnern konnten und wollten, Niemanden, der mir sagte: “...Ja, ich weiß jetzt, daß ich Dir damals Unrecht getan habe!“ (…) So habe ich beschlossen, diese Suche nach „dem Niemand“ zum Gegenstand des Films zu machen und begriffen, daß meine Frage nach demjenigen, „der es war“ erfolglos sein muß. Mein Film stellt viele Fragen und enthält wenig Antworten, meine Suche aber, die deprimierend und spannend war, komisch und tragisch, ermüdend und befreiend, ist zu einem Film geraten, der für mich zur Bewältigung einer Episode meines Lebens wurde und für den Zuschauer vielleicht ein nachdenkliches Erlebnis, ein Dokument dieser Zeit und dieses doppelt geteilten Landes, nicht mehr und auch nicht weniger.“ - Sibylle Schönemann
Do, 29. Oktober 2020 | 19.00 Uhr
„Frühling im Winter-Der Berliner Runde Tisch“ (1999, 43 Min)
Der Berliner Runde Tisch ist nach seiner Einsetzung im Dezember 1989 ein entscheidender Faktor gewesen für die Erfolgsgeschichte der Friedlichen Revolution in der DDR. Dieser letztendlich friedliche Umsturz in der späten Phase der DDR hat die Deutsche Einheit ermöglicht. Der Runde Tisch hatte Vertreter der SED und der Blockparteien sowie der Oppositionsgruppen zusammengebracht. Mehrere Akteure, die am Runden Tisch in Berlin teilgenommen haben, stehen im Mittelpunkt dieser Dokumentation.
„Am Todesstreifen - DDR-Grenzer“ (2020, 44 Min)
Wer waren die Menschen, die im Kalten Krieg die heißeste Grenze der Welt bewachten? Was ist aus ihnen geworden? Auch 30 Jahre nach der deutschen Einheit bleibt der DDR-Grenzdienst ein Tabu Thema. Während die DDR ihre Grenzer als „Helden“ und „Friedensschützer“ feierte, galten sie im Westen als „KZ-Wächter“ und „Mördertruppe“. In der ZDF-Dokumentation „Am Todesstreifen - DDR-Grenzer erzählen“ von Christhard Läpple erzählen ehemalige Grenzer offen und schonungslos über ihre Tage am Todesstreifen.
„Die letzte Truppe und der Fall der Mauer“ (2014, 45 Min)
Der Film erzählt die Geschichte des Mauerfalls aus der Sicht von vier Grenzern. Wie empfanden die Männer in Uniform die dramatischen Stunden? Waren sie bereit, als „Armee des Volkes“ auf das eigene Volk zu schießen? Was ist aus ihnen geworden? Wie denken sie über die Nacht, die alles veränderte? Die Dokumentation präsentiert unveröffentlichtes Filmmaterial aus beständen des Armeefilmstudios der DDR und zitiert aus geheimen Protokollen der Grenztruppen.
Do, 5. November 2020 | 19.00 Uhr
„Wie russisch ist der Osten?“ (2020, 90 Min),
Filmvoraufführung und Gespräch mit dem Autor und Regisseur Jan N. Lorenzen Der Mordversuch an Kreml-Kritiker Alexei Nawalny hat eine Diskussion neu entfacht: Wie sollen wir umgehen mit Putins Russland? Wie sollen wir uns verhalten gegenüber einem zunehmend aggressiv agierenden Nachbarn im Osten? Während sich viele Bundespolitiker für eine härtere Gangart gegenüber Russland stark machen, plädieren führende ostdeutsche Politiker in parteiübergreifender Einheit für Nachsicht. Der Dokumentarfilm „Wie russisch ist der Osten“ unterzieht diese Thesen einer differenzierten Bestandsaufnahme: Stimmt es wirklich, dass die Ostdeutschen in ihrer Gesamtheit verständnisvoller gegenüber Russland und Putins Politik sind? Waren die in der DDR stationierten sowjetischen Soldaten nicht in den Augen vieler Ostdeutscher jahrzehntelang eine Besatzungsarmee, deren Anwesenheit allein den Fortbestand des SED-Regimes sicherte? Was ist mit den Nachkommen der deutschen Gulag-Opfer? Was ist mit den Bürgerrechtlern der Friedlichen Revolution? Haben auch Sie Verständnis für Putins rücksichtsloses Vorgehen gegenüber der innerrussischen Opposition? Neben Historikern, Wissenschaftlern und Journalisten kommen auch die ostdeutschen Ministerpräsidenten und zahlrieche Ostdeutsche, die unterschiedlichste Erfahrungen in der Sowjetunion gemacht haben, zu Wort. Von der Vergangenheit schlägt der Film einen Bogen in die Gegenwart. Immer wieder zeigt sich: die persönlichen Erlebnisse bestimmen die politische Haltung der Ostdeutschen gegenüber Russland – oftmals bis heute.
Do, 3. Dezember 2020 | 19.00 Uhr
„Was wurde aus der Stasi?“ (2015, 45 Min)
Die Staatssicherheit war als „Schild und Schwert“ der Partei der SED-Diktatur Synonym für Repression und Überwachung. Sie arbeitete streng geheim und auch nach 1989 redeten wenige. Über eine Flugblattaktion fanden Jan N. Lorenzen und sein Co-Autor Michael Bluhm ehemalige Stasimitarbeiter mit Redebedarf. Der Film spiegelt deren Werdegang nach 1989 an der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. „Wir erzählen vom zweiten Leben“, sagt Lorenzen.
„Was wurde aus der Volkspolizei?“ (2018, 45 Min)
Obwohl die Volkspolizei eine der entscheidenden Stützen des DDR-Regimes war, ist ihr Weg in das vereinte Deutschland von der Öffentlichkeit bisher erstaunlich wenig betrachtet worden. In der Dokumentation haben die Autoren Jan N. Lorenzen und Marianne Harr ehemalige Volkspolizisten zu ihren Erfahrungen, Sorgen und Ängsten in den Jahren nach 1990 befragt. Parallel dazu kommen Bürgerrechtler, Politiker, Historiker und Journalisten zu Wort, die diesen Prozess kritisch begleitet haben. Entstanden ist ein Film, der das Bild einer zutiefst verunsicherten und dennoch für die Sicherheit zuständigen Organisation nachzeichnet und vom widersprüchlichen Anpassungsprozess an die neue Zeit erzählt.
„Was wurde aus der SED?“ (2016, 45 Min)
„SED - Das tut weh“ riefen die Menschen 1989 auf den Leipziger Montagsdemonstrationen. Sie hatten genug von Misswirtschaft, von Bespitzelungen der Stasi, von Umweltverschmutzung und dem Verfall der Städte. Sie hatten genug von der „Partei der Arbeiterklasse“, die für all die Missstände und Repressionen verantwortlich war. So wie der Staat, den die SED diktatorisch regiert hatte, würde sie verschwinden, das prophezeiten ihr fast alle Beobachter: In freien Wahlen hätte sie keine Chance. Doch es kam anders: Schon bei den ersten freien Volkskammerwahlen im März 1990 erhielt die Partei, nun in SED-PDS umbenannt, fast 17 Prozent der Stimmen. In der Dokumentation hinterfragt der Autor Jan N. Lorenzen was aus der Partei des „Arbeiter– und Bauernstaates“ wurde.